Einzelhandel

Kaufkraft Landkreis Göppingen


Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

  • Im Vergleich mit den Landkreisen der Region Stuttgart verfügt der Landkreis Göppingen über die geringste Einzelhandelsrelevante Kaufkraft, liegt dabei aber immer noch leicht über dem Bundesdurchschnitt.
  •  Die Bewohner Bad Überkingens können innerhalb des Landkreises das meiste Geld im Einzelhandel ausgeben, während die Bewohner Geislingens hier am wenigsten Geld zur Verfügung haben.
  • Bei den Umsätzen der stationären Einzelhändler pro Einwohner hat sich der Landkreis Göppingen innerhalb der Region Stuttgart vom letzten Platz 2022 auf den dritten Platz 2023 geschoben, noch vor den Landkreisen Ludwigsburg, Rems-Murr und Esslingen.
  • Unter den Standorten im Kreis ragt bei den Umsätzen pro Einwohner Göppingen deutlich heraus, gefolgt von Zell unter Aichelberg und Rechberghausen. Geislingen liegt nur noch auf Platz 4 (im Vorjahr Platz 2).
  • Insgesamt ist die Situation für einen großen Teil der stationären Einzelhändler in der Region weiterhin wenig rosig.

Einzelhandelsrelevante Kaufkraft

Der Landkreis Göppingen liegt 2023 bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft leicht über dem Bundesschnitt. Insgesamt verfügen die Einwohner im Kreis über 1,99 Milliarden Euro, die sie im Einzelhandel (stationär und online) ausgeben können. Mit 7.590 Euro pro Kopf bzw. einer Kennziffer von 101,7 (Bundesdurchschnitt = 100) haben sie 130 Euro mehr als der durchschnittliche Bundesbürger, aber im Vergleich rund 667 Euro weniger zur Verfügung als die Bürger des Landkreises Böblingen, der innerhalb der Region Stuttgart führend ist. 

Unter den Gemeinden im Landkreis Göppingen liegt erwartungsgemäß Göppingen bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft vorne (gut 440 Millionen Euro bzw. Kennziffer 99,9), Geislingen und Eislingen (192 Millionen Euro/Kennziffer 89,3 beziehungsweise 155 Millionen Euro/Kennziffer 95,5) folgen dahinter. Mit 7,64 Millionen Euro verfügen die Einwohner von Mühlhausen im Täle über die geringste einzelhandelsrelevante Kaufkraft (Kennzahl 100,9).

Pro Einwohner liegt dagegen Bad Überkingen (mit 8.697 Euro bzw. Kennziffer 116,5) auf dem ersten Rang. Das sind rund 1.100 Euro über dem Landkreisdurchschnitt.  Bad Boll hat sich von Platz 12 in 2022 auf Platz 2 in 2023 geschoben (8.538 Euro bzw. Kennziffer 114,4).  Schlat (8.535Euro bzw. Kennziffer 114.4) und Bad Ditzenbach (8.478Euro bzw. Kennziffer 113,6) folgen. Von den 36 Kommunen im Landkreis liegen lediglich fünf (im Vorjahr vier) beim Pro-Kopf-Wert unter dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht ist hier die Stadt Geislingen (6.664 Euro bzw. Kennziffer 89.3).


Umsatz im stationären Einzelhandel


Im gesamten Landkreis setzen die stationären Einzelhändler knapp 1,563 Milliarden Euro um. Pro Einwohner sind das etwa 5.954 Euro und damit rund 300 Euro mehr als im Vorjahr. Insgesamt liegt dieser Wert rund fünf Prozent unter dem Bundesdurchschnitt (Vorjahr unter sieben Prozent). Innerhalb der Region Stuttgart bildet der Kreis Göppingen in Relation zu seiner Größe beim Gesamtumsatz zwar das Schlusslicht. Allerdings ändert sich dies beim Blick auf den Pro-Kopf-Wert. Hier liegt der Kreis bei den Umsätzen im Einzelhandel auf dem dritten Platz (Platz vier in 2022). Stuttgart nimmt hier mit 7.798 Euro die Spitzenposition ein.

Beim Umsatz im stationären Einzelhandel innerhalb des Landkreises liegt Göppingen weiter deutlich an der Spitze. Hier beträgt der Umsatz der Einzelhändler 585,31 Millionen Euro. Die Lücke nach Geislingen auf Platz zwei (206,23 Millionen Euro) ist sehr deutlich. Auf Platz drei folgt Eislingen mit etwas mehr als 133,59 Millionen Euro. 

Bei den Pro-Kopf-Werten überrascht Zell unter Aichelberg. Zwar ist hier die Stadt Göppingen beim Umsatz im Einzelhandel mit 9.908 Euro wieder führend im Landkreis. Zell unter Aichelberg folgt allerdings dahinter mit 8.519 Euro gefolgt von Rechberghausen mit 7.320 Euro und Geislingen mit nur noch 7.152 Euro pro Kopf. Damit liegen die Pro-Kopf-Umsätze der Stadt Göppingen um satte 2.756 Euro über denen von Geislingen.


Zentralität


Setzt man die Kennzahl für den Einzelhandelsumsatz ins Verhältnis zur Kennzahl der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft, erhält man eine Aussage zur Zentralität, d.h. zum Kaufkraftzulauf oder -abfluss in einer Kommune. Auch hier glänzt die Stadt Göppingen mit 157,6 (2022 noch 152,9) als Mittelzentrum mit dem Spitzenwert im Landkreis, gefolgt von Geislingen mit 127,3 (2022 noch126,2) und Zell unter Aichelberg mit 120,3 (2022 noch 117,5). Alle drei liegen dabei noch vor der Landeshauptstadt Stuttgart mit 112,8 (2022 noch 113,2). Göppingen belegt innerhalb der Region Stuttgart hinter Sindelfingen (Breuningerland! 170,7), Backnang (163,1) und Ludwigsburg (158,5) den vierten Platz!


Kaufkraftbindungsquote 


Diese Kennziffer setzt die Absolutbeträge in Euro von Einzelhandelsumsatz und einzelhandelsrelevanter Kaufkraft ins Verhältnis. Ein Wert über 100 Prozent bedeutet, die Kommune kann nicht nur die eigene Kaufkraft binden, sie hat darüber hinaus sogar einen Zufluss.  Die Stadt Göppingen liegt innerhalb des Landkreises mit einem Wert von 133 Prozent an der Spitze, gefolgt von Geislingen mit 107 Prozent und Zell unter Aichelberg mit 101 Prozent . Alle anderen Kommunen weisen Werte unter 100 Prozent aus und verlieren damit Kaufkraft an andere Kommunen und vor allem auch an den Online-Handel.

Wie viel Kaufkraft eine Kommune tatsächlich an den Online-Handel verliert, lässt sich nicht genau beziffern. Betrachtet man allerdings die Kaufkraftbindungsquote über einen längeren Zeitraum, so ergeben sich Änderungen, die durchaus auf einen Kaufkraftabfluss in Richtung E-Commerce deutlich machen. So hatte die Stadt Göppingen 2016 hier einen Wert von 149 Prozent und damit im Vergleich zu 2023 um 16 Prozent mehr Kaufkraftbindung. Ein deutlicher Sprung war dabei von 2019 (139 Prozent) auf 2021 (126 Prozent) zu beobachten. Hier hat die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns dem stationären Einzelhandel deutlich geschadet. Allerdings ist für 2023 auch ein Aufwärtstrend erkennbar. 2022 lag die Kaufkraftbindungsquote nur bei 125 Prozent. In diesem Jahr weist die Stadt einen Wert von 133 Prozent aus. Ähnlich kann man es in Geislingen beobachten. Lag die Kaufkraftbindungsquote 2016 noch bei 129 Prozent, so liegt sie 2023 bei 107 Prozent. Auch hier ist ein deutlicher Sprung von 2019 (121 Prozent) auf 2021 (108 Prozent) erkennbar. Dieser Kaufkraftabfluss in Richtung Online-Handel hinterlässt im stationären Einzelhandel deutliche Spuren. Viele (kleinere) Inhaber geführte und zum Teil über Generationen erfolgreiche Geschäfte geben aufgrund stark rückläufiger Umsätze auf. Dies wirkt sich am Ende auch auf die Leerstände in den Innenstädten aus, die sukzessive zunehmen. Leere Schaufenster tragen dann wenig zu einem guten Stadtbild bei, wodurch die Attraktivität der Innenstadt weiter sinkt. Ein Teufelskreis, den es aufzuhalten gilt, will man auch zukünftig noch vitale Innenstädte mit Aufenthaltsqualität haben.


Fazit zur Situation im stationären Einzelhandel


Insgesamt ist die Kaufkraft vielerorts im Landkreis Göppingen deutlich gestiegen. Dies wirkt sich auch auf die Umsätze aus. Allerdings sind für den Einzelhandel Beschaffungs- und Energiekosten aber auch die Lohnkosten deutlich gestiegen, so dass die gestiegene Kaufkraft nicht automatisch mit höheren Gewinnen einhergeht. 
Vor allem der durch die Pandemie stark gewachsene Kaufkraftabfluss in den Onlinehandel lässt sich nur schwer wieder rückgängig machen. Hier sind die Händler und Kommunen gefordert, das Einkaufserlebnis in der eigenen Stadt intensiv zu vermarkten und in die Köpfe der Bewohner zu bringen. Wichtig wird dabei vor allem die Online-Sichtbarkeit des lokalen Einzelhandels sein. 
Aber auch der Fachkräftemangel wirkt sich zusehend auf den stationären Handel aus. 
Die IHK engagiert sich neben zahlreichen anderen Aktivitäten mit eigenen Innenstadtberatern im Rahmen des Landes-Förderprogramms ”Innenstadtberatung” gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, um diesem Trend entgegenzuwirken. Im Landkreis Göppingen konnten und können aktuell verschiedene Kommunen von dieser geförderten Beratung profitieren. Neben Geislingen, Uhingen und Eislingen, bei denen die Beratung bereits abgeschlossen ist, läuft aktuell noch eine Beratung in Ebersbach.

Die Tabelle mit allen Zahlen der Landkreis-Gemeinden finden unter “Weitere Informationen”.