Wie steht es um die transatlantischen Handelsbeziehungen mit den USA?
Göppinger IHK-Bezirksversammlung tauscht sich mit Experten der AHK Chicago und der DIHK aus.
Die IHK-Bezirksversammlung Göppingen hat in ihrer jüngsten Sitzung einen Blick über den großen Teich geworfen und sich über den aktuellen Stand der Handelsbeziehungen zu den USA informiert.
„Der US-Markt ist für unsere Unternehmen im Göppinger Filstal sehr wichtig und äußerst attraktiv. Und das wird auch so bleiben“, betonte IHK-Bezirkskammerpräsidentin Edith Strassacker zu Beginn des Austauschs.
Gerrit Ahlers, Vice President der Auslandshandelskammer (AHK) in Chicago, hob angesichts der steigenden Exportzahlen und hohen Investitionen deutscher Unternehmen in den USA die Bedeutung der USA als Absatzmarkt hervor. Die Marktchancen für deutsche Unternehmen stünden aktuell sehr gut. Die USA seien ein riesiger Markt und deutsche Produkte dort oft konkurrenzlos. Aufgrund der aktuellen Zollpolitik der Trump-Administration suchten einige US-Firmen neue Geschäftspartner. Durch den Fachkräftemangel in den USA bestehe ein wachsender Bedarf insbesondere im Bereich Robotik-, Automatisierungs- und KI-Lösungen. Deswegen hätten deutsche Unternehmen derzeit sehr gute Chancen. Wichtig sei jedoch, als Unternehmen den direkten Kontakt zu den einzelnen US-Bundesstaaten zu suchen und zu pflegen. Aus Sicht von Ahlers sei jetzt der ideale Zeitpunkt, um als Unternehmen in die USA zu kommen. Ebenfalls per Videocall zugeschaltet war Paul Meyer, Leiter des Referats US-Handelspolitik bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin. Auf Basis von DIHK-Umfragen zeichnete er ein verhaltenes Bild der US-Handelsbeziehungen aus Sicht der Unternehmen. Aktuell seien die USA zweitwichtigster Handelspartner für deutsche Betriebe. Von diesen erwarteten nun 69 Prozent negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf die transatlantischen Handelsbeziehungen. Vor diesem Hintergrund sei vor allem Europa gefordert, anderen Handelspartnern die Hand zu reichen. Hier sei insbesondere das EU-MERCOSUR-Abkommen mit den Südamerikanischen Staaten eine Chance, wachsenden globalen Handelshemmnissen zu begegnen. Wichtig sei, dass sich Europa seiner wirtschaftlichen Stärke bewusst sei und diese auch entsprechend zu nutzen wisse.
In der anschließenden Fragerunde berichteten die Göppinger Unternehmen mit eigenen Standorten in den USA über eine oftmals nicht ausreichende Qualifikation der Mitarbeiter vor Ort. Aus diesem Grunde transferiere die AHK Chicago mit speziellen Programmen Elemente des deutschen Ausbildungssystems an amerikanische Unternehmen. Wie angesehen und attraktiv das deutsche Ausbildungssystem ist, zeigt auch der Besuch einer amerikanische Delegation aus Chicago in Göppingen im vergangenen Jahr. Diese hatte auf Vermittlung der IHK-Bezirkskammer in Göppingen unter anderem die Göppinger Unternehmen Kleemann und Hinterkopf besichtigt, um sich vor Ort über die die Stärken der dualen Berufsausbildung in Deutschland zu informieren.