Infrastruktur ausbauen, Angebote vernetzen, neue Energien nutzen

Wandel in der Mobilität intelligent steuern

Situation im Elbe-Weser-Raum

Verkehrlich ist das Elbe-Weser-Dreieck ungenügend erschlossen. Die wenigen die Region querenden überregionalen Straßenverbindungen (Autobahnen und Bundestraßen) stehen seit Langem am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, und auch das Schienennetz ist nicht engmaschig genug ausgebaut, um einen effektiven Personen- und Güterverkehr zu ermöglichen. Zusammen mit den gestiegenen Anforderungen an Umwelt- und Naturschutz führt dies zu merklich längeren Planungs- und Umsetzungszeiten. Im Elbe-Weser-Raum sind viele Brücken und Straßen dringend sanierungsbedürftig, aktuell ist das besonders im Landkreis Verden zu bemerken. Hier stellen die Brücken über Aller und Weser wichtige Verbindungen zwischen den einzelnen Regionsteilen dar. Gründe dafür sind die Zunahme der Verkehrsmengen, die die ursprünglich berechneten Werte oftmals weit überschreiten, sowie über Jahrzehnte unzureichende Investitionen in den Erhalt. Dringend zu ersetzen ist zudem die Ostebrücke in Hechthausen, die bereits heute aus Tragfähigkeitsgründen geschwindigkeitsreduziert ist.
Städte verzeichnen eine Zunahme des Wirtschafts- und Lieferverkehrs. Im ländlichen Raum stehen andere Herausforderungen im Vordergrund. Hier werden die vernetzte Mobilität und die Anbindung an neue Mobilitätskonzepte an Bedeutung gewinnen. Die Erreichbarkeit der Produktions-, Arbeits- und Ausbildungsorte mit allen Verkehrsmitteln ist noch nicht ausreichend gewährleistet. Es gewinnen der öffentliche Personennahverkehr und Sharing-Dienste im Rahmen gleichwertiger Alternativen im Mobilitätsmix an Bedeutung.
Der Verkehr wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Elektrifizierte Fahrzeuge sowie Car- und Ride-Sharing-Angebote bis hin zum autonomen Fahren sind längst keine Fiktion mehr. Die Mobilitätswende geht einher mit der sich beschleunigenden Energiewende. Der Verkehrssektor trägt einen Großteil der CO2-Emissionen bei und birgt somit viel Einsparpotenzial. Als Erzeuger von erneuerbarer Energie befindet sich die Region in einer starken Position, sich als Vorreiter für innovative Mobilitätskonzepte zu präsentieren.

Was wir fordern

Infrastruktur aus- und umbauen

Überregionale Verkehrsanbindungen müssen mit Nachdruck im Elbe-Weser-Raum erweitert werden. Dazu gehört, die Bau- und Planverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Insbesondere die Bundesautobahnen A 20 und A 26 sind planmäßig fertig zu stellen. Hier ist die neugegründete Autobahn GmbH des Bundes in der Pflicht, den Bundesverkehrswegeplan 2030 umzusetzen. Die Autobahn A 20 ist das zentrale norddeutsche Autobahnprojekt. Nach ihrer Fertigstellung wird sie alle bedeutenden Hafenstandorte der Küstenländer verbinden und so eine bessere Anbindung der Seehäfen an das überregionale Verkehrsnetz ermöglichen. In der Elbe-Weser-Region wird sie dringend benötigte Entlastungseffekte für die Bundesstraßen bringen und Gewerbeentwicklung entlang ihres Verlaufes ermöglichen. Durch den neuen Elbtunnel können zudem die Regionen nördlich und südlich der Elbe besser zusammenwachsen und die Unternehmen dort neue Geschäftsfelder erschließen.
Aus Sicht der Wirtschaft ist dafür Sorge zu tragen, dass der Zustand der Brücken im Elbe-Weser-Raum regelmäßig überprüft und Mängel kurzfristig behoben werden, um langfristige Störungen zu verhindern. Sanierungsmaßnahmen führen dabei regelmäßig zu starken Behinderungen oder langen Umwegen. Durch innovatives Baustellenmanagement ist dies zu vermeiden. Die Ertüchtigung bestehender Bauwerke für mehr oder schwerere Verkehre oder gar ein Neubau weiterer Querungen muss als denkbare Lösung ebenfalls möglich sein.
Auch das Schienennetz bedarf einer Ertüchtigung, da es nicht engmaschig genug ausgebaut ist, um einen effektiven Personen- und Güterverkehr zu ermöglichen. Die Elektrifizierung sowie der vollständige zweigleisige Ausbau der Bahntrassen von Cuxhaven in Richtung Hamburg sowie Bremen ist durchgehend sicherzustellen, um das Potenzial zur Aufnahme weiterer Züge zu nutzen und die Anbindung an die Metropolen zu verbessern. Um zunehmende Güterströme abwickeln zu können, ist eine leistungsstarke Seehafenhinterlandanbindung ein essenzieller Faktor. Nur die langjährig in Diskussion stehende Alpha-E-Schienenverbindung wird in diesem Zusammenhang die notwendigen Kapazitäten für die bis 2030 prognostizierten Gütermengen schaffen. Die Trassen in der Region sind hierfür entsprechend auszubauen und technisch zu ertüchtigen.

Intelligente Lösungen für die Innenstadtlogistik entwickeln

Die Erreichbarkeit von Zentren über den motorisierten Verkehr ist nach wie vor für Bewohner, Gäste und Unternehmen im ländlich geprägten Elbe-Weser-Raum sehr wichtig. Um sowohl der Aufenthaltsqualität als auch den wirtschaftlichen Belangen gerecht zu werden, sind daher innovative, nachhaltige und smarte Innenstadtlogistik-Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Neue Zustellkonzepte (z. B. dezentrale Pick-up-Points) und alternative Fahrzeugkonzepte bieten Lösungsansätze für den Kurier-, Express- und Paketdienst auf der letzten Meile. Als kommunale Handlungsfelder sind hier die Ausweisung von Anlieferungsflächen, der Aufbau eines Lieferzonenmanagements sowie die Errichtung von Mikro-Depots, beispielsweise zur sinnvollen Nachnutzung eines innerstädtischen Leerstandes, zu nennen.

Mobilitätsangebote bündeln

Um die Verkehrsanbindung des ländlichen Raums zu verbessern, ist eine Vernetzung der Mobilitätsangebote notwendig. Eine enge Zusammenarbeit der Planungspartner in Kommunen, Kreisen und bei Verkehrsträgern fördert das Umsetzen neuer, überregional wirkender Konzepte. Durch das Bündeln der verschiedenen Angebote in zentral gelegenen Orten entstehen eine erhöhte Übersichtlichkeit und eine Minimierung des Nutzungsaufwands. Zusätzlich zu Stadt-Land-Bussen fehlt die Verknüpfung zur „letzten Meile“, die durch angepasste On-Demand-Verkehre gestaltet werden kann. Mobilität muss einen Beitrag dazu leisten, Menschen im ländlichen Raum zu halten und gleichwertige Lebensverhältnisse sicherzustellen. So kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt und können Arbeitskräfte gehalten werden.

Die Zukunft der Mobilität ist digital, vernetzt und autonom

Die digitale Infrastruktur bleibt die wichtigste Rahmenbedingung für erfolgreiche Innovationen, auch im Verkehrssektor. Ein zeitnaher flächendeckender Breitbandausbau mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G an Bundesfernstraßen und in Gewerbearealen ist für die Weiterentwicklung unserer Mobilität hin zum autonomen Fahren unerlässlich, um die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Infrastruktur zu ermöglichen. Auf diese Weise können auch Unfälle reduziert und der Verkehrsfluss verbessert werden. Testfelder für Pilotanwendungen der automatisierten Mobilität im ländlichen Raum sollten entwickelt und ausgeweitet werden. Der Gesetzgeber muss mit der technischen Entwicklung Schritt halten und sollte diese nicht durch fehlende oder überzogene Regulierungen einbremsen.

Neue Energieträger nutzbar machen

Dazu kommen neue Energieträger, die eine klimaneutrale Mobilität gewährleisten werden – was wiederum eigene Herausforderungen an die Infrastruktur stellt. Der Vormarsch des elektrifizierten Fahrens erfordert eine umfassende Elektroladeinfrastruktur bis hin zu entlegenen Orten. Wasserstoff wird im Lastverkehr zukünftig eine übergeordnete Rolle einnehmen, was die flächendeckende Ausstattung mit Wasserstofftankstellen nötig macht. Insgesamt kann ebenfalls das Potenzial der regionalen Offshore-Branche genutzt werden. Neben regenerativem Strom kann perspektivisch auch klimaneutraler Wasserstoff in der Region gewonnen werden. Die Landespolitik muss jetzt rechtzeitig die Weichen stellen, um das Potenzial auch umsetzen zu können.

Was wir tun

Die IHK Stade stellt in Veranstaltungen und Publikationen die regionale und wirtschaftliche Bedeutung von Infrastrukturprojekten dar und bringt die Sicht der regionalen Wirtschaft in Planungsprozesse ein.
Die IHK Stade plant zusammen mit der IHK Schleswig-Holstein eine Veranstaltungsreihe zum Thema „A 20 – mehr als eine Autobahn“ in 2021 und 2022.
Sie nutzt die politischen Kontakte, um die Realisierung von Vorhaben zu beschleunigen.
In den Netzwerken wie zum Beispiel in den Metropolregionen Hamburg und Nordwest bringt sie die Interessen der regionalen Wirtschaft ein.

Zahlen, Daten, Fakten aus dem Elbe-Weser-Raum

  • Die aktuelle Verkehrsprognose der Bundesregierung geht davon aus, dass der Güterverkehr zwischen 2010 und 2030 bundesweit um 38 Prozent zunehmen wird. Darunter der Bahnverkehr um 43 Prozent, der Lkw-Verkehr um 39 Prozent und der Schiffsverkehr um 23 Prozent. Für die Seehafenhinterlandverkehre wird sogar eine Steigerung um 53 Prozent prognostiziert. (Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: Mobilität braucht Perspektiven)
  • Einpendler im Elbe-Weser-Raum: 47.344. (Bundesagentur für Arbeit, 2019)
  • Auspendler im Elbe-Weser-Raum: 150.122 (Bundesagentur für Arbeit, 2019)
  • Für 2021 wird ein Anteil von E-Fahrzeugen bei den Pkw-Neuzulassungen i. H. v. 15 Prozent prognostiziert. (Center Automotive Management: Electromobility Report)
  • 1 Million Elektrofahrzeuge werden bis 2022 auf Deutschlands Straßen fahren. (Prognose der Nationalen Plattform Elektromobilität)
  • Bis 2024 wird eine jährliche Steigerung des Sendungsvolumens von Paket-, Express- und Kuriersendungen i. H. v. 3,6 bis 4,2 Prozent prognostiziert. (KEP-Studie 2020, Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e. V.)
  • Bis 2030 soll jedes zehnte Fahrzeug selbst fahren. (Statistas)
  • In den 2030er Jahren wird der Verbrennungsmotor zunehmend in eine Nischenrolle gedrängt werden. (Center Automotive Management: Electromobility Report)
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