IHK fordert Signale für Wasserstoffwirtschaft!

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin hat ein klares Bekenntnis abgegeben: Der Bestätigung der OECD zum Potenzial Norddeutschlands zur Weltmarktführerschaft in Sachen Erneuerbare Energien müssen klare Signale des Landes Mecklenburg-Vorpommern folgen.
Ohne den Anschub einer Umsetzung einer Vielzahl von möglichen Aktivitäten wird es keinen Anstieg der Wertschöpfung in MV geben. Westmecklenburg ist ein großer Produzent von Grünstrom aus Wind und Solar. Aber die Veredlung dieses hier erzeugten Rohstoffes findet in anderen Regionen Deutschlands statt. Wenn wir in allen Teilregionen des Landes die Wirtschaft voranbringen wollen, sind durch das Land klare Anschubsignale zu setzen, um weitere Wertschöpfungsebenen zu generieren.
In einem Gutachten der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH aus dem bayrischen Ottobrunn wurden Ende 2019 für MV klare Möglichkeiten und Zeithorizonte dargestellt: die Veredlung des Grünstroms und die Herstellung von Wasserstoff oder anderen speicherfähigen Medien, die zentrale Speicherung, zum Beispiel in Salzkavernen oder auch dezentral, sowie der Aufbau eines Wasserstofftanknetzes an zunächst 5 zentralen Hubs.
Das durch IHK-Unternehmen aus Westmecklenburg beauftragte Gutachten hat klare Chancen aufgezeigt: Hubs, zunächst an den Autobahnen A 14 und A 20, können ein Netz für viele Unternehmen aus der Ernährungswirtschaft, der Holzwirtschaft und anderen produzierenden Bereichen, aber auch Logistikunternehmen und die Hafenwirtschaft bilden. Die Standorte Rostock, Wismar, Upahl, Neustadt-Glewe, Schwerin und Valluhn decken nahezu das ganze Land und die Hauptrouten der LKW ab. Das Land Mecklenburg-Vorpommern kann hier neben anderen Zuschussmöglichkeiten des Bundes den Anstoß geben und Pilotprojekte mit in Gang setzen.

Andere Länder legen vor

Niedersachsen macht es bereits vor: Kommunalfahrzeuge und auch einige Bahnstrecken werden auf Wasserstoffbasis betrieben. Das Unternehmen Remondis ist hier einer der Vorreiter, Faun baut Straßenreinigungsfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Ernüchtert schaut die IHK zu Schwerin auch nach Schleswig-Holstein. Zwar wurde im Rahmen der Studie der Bölkow-Systemtechnik mit zahlreichen Unternehmen in Westmecklenburg gesprochen, die ein klares Bekenntnis abgegeben haben, LKW auf Wasserstoffbasis einzusetzen, jedoch beginnt Schleswig-Holstein bereits mit der Umsetzung. EDEKA mit der Produktionsstätte in Valluhn beginnt in Neumünster mit dem Einsatz von Brennstoffzellen-LKWs. Mit 10 Unternehmen soll durch das nördlichste Bundesland angestoßen nun eine saubere Logistik- und Wertschöpfungskette aufgebaut werden.
Die Investitionen hierfür sind überschaubar. LKW-Anschaffungen begleiten und Tankstellen aufbauen, dazu ist die notwendige Elektrolyseurtechnik zur Wasserstoffherstellung aus grünem Windstrom zu schaffen.

CO2-Grenzwerte für Nutzfahrzeuge

Mit dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur für den Schwerlasttransport jetzt zu beginnen, ist auch aus wirtschaftlicher Hinsicht geboten. Denn die Mitgliedsstaaten der EU haben neue Regeln verabschiedet, die die Emissionen von Nutzfahrzeugen in der EU reduzieren sollen. Demnach müssen die Hersteller von Nutzfahrzeugen wie Lkw und Bussen erstmals den Treibhausgasausstoß der verkauften Fahrzeugflotte sukzessive reduzieren. Bis 2025 sollen die Emissionen im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent sinken, bis 2030 dann um 30 Prozent. Das bedeutet, dass ein ausreichendes Wasserstofftankstellennetz parallel zum Einsatz der Brennstoffzellen-LKWs geschaffen sein muss.
Mit dem Beschluss der IHK-Vollversammlung zur Resolution zur Wasserstoffwirtschaft gibt das Parlament der Wirtschaft ein klares Bekenntnis ab. Norddeutschland hat durchaus das Potenzial zur Weltmarktführerschaft in Sachen Wasserstofftechnologie.
„Wir müssen aber die Umsetzung schnell angehen. Schleswig-Holstein und vor allem Niedersachsen machen es vor und werden nicht auf uns warten. Nur gemeinsam können wir dieses hervorragende Potenzial heben", so der Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin