Es gibt zahlreiche Menschen, die keinen Berufsabschluss erwerben konnten oder schon lange nicht mehr im ursprünglich gelernten Beruf tätig sind. Ungelernte Fachkräfte und Quereinsteiger über 25 Jahre können mit der Teilqualifikation eine Alternative zur Berufsausbildung nutzen, um – aufbauend auf ihrer Berufserfahrung – ihr Wissen und Können zu erweitern und durch die IHK bestätigen zu lassen. Stella Giese Sun arbeitet seit 30 Jahren in der Gastronomie. Sie war lange Zeit selbstständig, jedoch ohne Berufsabschluss. Nachdem sie nach Deutschland gekommen war, erwiesen sich die sprachlichen Hürden einer Ausbildung als zu hoch. „Die TQ bietet uns Erwachsenen die Chance, uns zu qualifizieren. Sie bestätigt von mehreren Seiten, wie gut man ist. Zudem ermöglicht sie, den Tariflohn zu erhalten“, so die 54-Jährige.
Stella Giese Sun, Absolventin der TQ HoGa
Die TQ Hotellerie und Gastronomie gliedert sich in sechs aufeinander aufbauende Abschnitte von jeweils drei Monaten. Der Unterricht findet bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Husum statt. In den ersten zwei Bausteinen lernen die Teilnehmenden Grundkenntnisse in Küche und Service. In den darauffolgenden legen sie ihre berufliche Fachrichtung fest: Küche, Hotel oder Restaurant. „Jede TQ-Einheit endet mit einer schriftlichen und praktischen Kompetenzfeststellung. Bestehen die Teilnehmenden diese, erhalten sie ein Zertifikat der IHK. Meistern sie alle Bausteine, können sie sich zudem zur Externenprüfung anmelden, um den regulären Berufsabschluss zu erreichen“, so Bente Jacobsen, Bildungsreferentin bei der IHK Flensburg.
Als Vater von zwei kleinen Kindern kam für Felix Jaspers eine reguläre Ausbildung nicht infrage. „Für die TQ gibt es von der Agentur für Arbeit einen Bildungsgutschein, der zwischen 80 und 100 Prozent der Lohnkosten und die gesamten Lehrgangskosten übernimmt“, erklärt er. Das Programm helfe ihm, sein theoretisches Wissen zu erweitern und Arbeitsabläufe strukturierter anzugehen. Sein Ziel: Die TQ als Koch erfolgreich abschließen.
Felix Jaspers und Lachazar Tsvetanov-Lorenzen wollen beide die Teilqualifikation zum Koch absolvieren.
Auch Lachazar Tsvetanov-Lorenzen möchte Koch werden. „Ich bin im Restaurantfach gestartet, das Kochen macht mir aber so viel Spaß, dass ich das weiterverfolgen möchte“, sagt er. Als Animateur in Bulgarien hat er Deutsch gelernt und bereits Erfahrung in der Branche gesammelt. Hier angekommen, absolvierte er zunächst eine Ausbildung im IT-Bereich. „Trotz Abschlusses konnte ich in der IT nicht Fuß fassen, also habe ich als Barkeeper in der Gastronomie und in Hotels gearbeitet“, so Tsvetanov-Lorenzen. Für jemanden wie ihn, der nicht aus Deutschland kommt, sei es eine wahre Chance, sich trotz der sprachlichen Herausforderungen zu beweisen.