Flexibilität als Schlüsselfaktor

Batteriespeicher, Rechenzentren, Gasnetze – die Energiewende geht in die zweite Phase, sind sich HanseWerk AG und TenneT einig. Um die Fortschritte auch in der Praxis weiter zu festigen, müssen aus Sicht der Netzbetreiber bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden.
Die erste Halbzeit ist erfolgreich verlaufen. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren hat Schleswig-Holstein die Vorreiterrolle in der Energiewende eingenommen, sagt Dr. Malte Hinrichsen. „Auf diese Leistung können alle Beteiligten stolz sein, aber nun geht es darum, die Kapazitäten intelligenter zugestalten, damit Energie in Zukunft sicher, effizient und bezahlbar bleibt“, so der Abteilungsleiter Partnerschaften und Politik der HanseWerk AG.
Diese Aufgabe bringt neue Herausforderungen mit sich, weiß auch René Hendricks, Senior Advisor Landespolitik Schleswig-Holstein der TenneT. Derzeit sind Netzbetreiber etwa verpflichtet, ihre Kunden diskriminierungsfrei ans Netz anzuschließen. „Dürften wir in Zukunft die Anschlussvergabe differenzierter gestalten, könnten wir das Netz sinnvoller nutzen“, sagt der Experte. Das spiele im Hinblick auf Ansiedlungen von Rechenzentren, Batteriespeichern oder Industrien eine entscheidende Rolle. „Batteriespeicher werden ein zentraler Baustein eines klimaneutralen Stromsystems sein, wenn Lokalisierung und Betriebsweise auch das Netz unterstützen. Hier ist es Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen“, so Hendricks.
Nun geht es darum, die Kapazitäten intelligenter zu gestalten, damit Energie sicher, effizient und bezahlbar bleibt.

Dr. Malte Hinrichsen, HanseWerk

Außerdem sollten Geschäftskunden und Projektentwickler die Netzbetreiber bei ihren Vorhaben frühzeitig ins Boot holen. „Die Genehmigungsprozesse und Planungsverfahren setzen einen langen Vorlauf voraus. Umso wichtiger ist es, dass wir frühzeitig darüber informiert sind, wenn Betriebe sich ansiedeln, vergrößern, aber auch verkleinern wollen“, sagt Malte Hinrichsen. Nur so können sie Kontingente ausbauen oder anders verteilen.
Um auch selbst die zweite Phase voranzutreiben, investiert HanseWerk über die Tochtergesellschaft SH Netz in den Ausbau der Stromnetze, insbesondere als Ersatzneubau. „Das macht einen Großteil unserer Projekte aus, da es signifikant schneller geht“, so Hinrichsen. Auch die Digitalisierung der Netze durch intelligente Zähler und Ortsnetzstationen sei eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Zudem bereitet sich das Unternehmen als Flächennetzbetreiber für Strom und Gas auch auf die Umrüstung der Gasnetze vor. „Wir gehen davon aus, dass mittel- bis langfristig fossile Brennstoffe ersetzt werden. In einigen Regionen könnten dabei auch Biogas und Wasserstoff eine Rolle spielen“, erklärt er.
Batteriespeicher werden ein zentraler Baustein eines klimaneutralen Stromsystems sein, wenn Lokalisierung und Betriebsweise auch das Netz unterstützen.

René Hendricks, TenneT

Auch TenneT hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lückezwischen der Nachfrage nach Anschlüssen und den Transportkapazitäten zu schließen. Dafür betrachtet TenneT das Energiesystem vom Ende her zum Zeitpunkt der Klimaneutralität und schafft die Grundlage für flexible Energieerzeuger und -verbraucher. „Wichtig ist, Bedarfe erneuerbarer Erzeugung und von Industrie und Gewerbe heute und in Zukunft gut zu kennen, damit wir unsere großen grenzüberschreitenden Netzausbauvorhaben darauf ausrichten können“, sagt Hendricks.
Für beide ist Flexibilität ein Schlüsselfaktor, wenn es um die Weiterentwicklung der Energiewirtschaft geht. „Das bezieht sich auf uns bei der Vergabe, aber auch auf die zukünftige Art und Weise der Energienutzung“, so RenéHendricks. Es brauche flexible Verbraucher, die ihren Bedarf anpassen können. „Nur so können wir Energie zukünftig nachhaltig und effizient nutzen, statt abregeln zu müssen“, ergänzt Malte Hinrichsen. Nachgebessert werden müsse zudem bei den Preisen.„Durch die Umlage EE-bedingter Netzkosten werden Netzkunden in Schleswig-Holstein dieses Jahr erstmals bei den hohen Netzentgelten entlastet (in Summe 270 Millionen Euro). Dies ist ein erster Schritt in diese Richtung, aber es bedarf weitere Preissignale, um unser Land noch attraktiver zu machen“, so Hinrichsen weiter.
Insgesamt sehen beide Schleswig-Holstein auf einem guten Weg und nach wie vor als Vorreiter in der Energiewende.
Das sehen auch die Unternehmen aus dem Norden. Im Vergleich zur Bundesumfrage schätzen sie ihre Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen der Energiewende positiver ein:
Grafik: Umfrageergebnisse der Auswirkungen der Energiewende auf die Unternehmen
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