Wirtschaftsfaktor Fastnacht

In der närrischen Zeit ermöglichen tausende Ehrenamtliche Umsätze in Millionenhöhe.
Die fünfte Jahreszeit steuert auf ihren Höhepunkt zu. In den Sälen und auf den Straßen von Mainz und Rheinhessen feiern Zehn-, Hunderttausende, ermöglicht durch eine fünfstellige Zahl an Aktiven. Ein immenser Wirtschaftsfaktor, der auf dem Ehrenamt beruht. Und wirtschaftlich massiv unter Druck steht.
Die meisten großen Garden und Vereine sind Mitglied bei der Mainzer Fastnacht eG, die sich vor zehn Jahren als Interessenvertretung gegründet hat. 6.000 aktive und 3.000 passive, oft fördernde Mitglieder werden so vernetzt. Die traditionsreichen Vereinigungen, die sich auch schon mal kritisch beäugt haben, wissen längst, dass sie zusammenarbeiten müssen. Denn die Kosten schießen durch die Decke. Die eG betreibt Willensbildung und Außendarstellung, bietet Netzwerk und Workshops. Pressearbeit und Social Media, Online-Ticketing, Genehmigungen, TÜV und Gema – so viele Themen, so viele Fragen. Und alles
im Ehrenamt. Auf der Internetseite laufen die Aktivitäten der Vereinigungen zusammen. Eine Plattform, die auch im Sponsoring Möglichkeiten eröffnet: Namen wie Biontech, Schott oder Volksbank sind auf den Werbebannern zu finden, große Player, die offenbar keine einzelnen Vereine bevorzugen möchten.
„Der Fastnacht ist eine ganze Zielgruppe durch die Pandemie weggebrochen“, sagt Markus Perabo, Vorsitzender der Mainzer Fastnacht eG. Die Sitzungsbesucher der Altersgruppe 70 plus machen sich erkennbar rar, und die nachfolgenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen lassen sich eher durch neue Formate begeistern. Kürzer, musikalischer, mehr Party als Ritual. Es gilt, neue Vermarktungswege zu erschließen. Auf die „Narrhalla“-Zeitschrift folgen Radio-Partnerschaften, auf Saalfastnacht Stadionsitzung, auf Pandemie neue Konzepte, auf traditionsreiche Familienunternehmen im Unterstützerkreis immer wieder neu zu putzende Klinken.

Die Umzüge

Nach dem Umzug ist vor dem Umzug, könnte man in Thorsten Hartels Sinne sagen. Um die 5.555 Teilnehmer – so rundet man in närrischen Kreisen – machen jedes Jahr beim Rosenmontagszug mit, für den der Zugmarschall des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) zuständig ist. Sie verteilten sich voriges Jahr auf 183 Zugnummern. „Die Grenze des Machbaren“, sagt Hartel. Absagen würden in großer Zahl notwendig, der Fokus soll auf dem lokalen Brauchtum liegen, wobei Gäste für gern gesehene Abwechslung im Zug sorgen. Immer mehr Fahrzeuge nehmen auch immer mehr Aufstellfläche weg. Und fordern mehr Sicherheitspersonal.
Immer umfangreicher und kostspieliger wird das Sicherheitskonzept, das mit den Behörden abzustimmen ist. Auf deutlich mehr als 200.000 Euro belaufen sich die Sicherheitskosten für den Höhepunkt der Mainzer Fastnacht mittlerweile. Vor anderthalb Jahrzehnten
waren es 30.000 Euro. Alles in allem darf man von bestimmt 600.000 Euro ausgehen, die der Rosenmontagszug dem ausrichtenden MCV an Kosten verursacht. Allein die zehn Motivwagen des Vereins werden auf 150.000 Euro taxiert. Und da sind die Kosten, die den vielen teilnehmenden Vereinigungen entstehen, noch gar nicht einbezogen.
Neben Unmengen an Ehrenamtsstunden wird hier ein satter siebenstelliger Betrag umgesetzt, in Kleidung und Instrumente, Fahrzeuge, Wurfmaterial und die Verköstigung der Aktiven durch ihre Vereine. „Die Straßenfastnacht war von Anfang an ein Konzept, das sich wirtschaftlich nicht trägt“, sagt Perabo. „Es gibt immer mehr Einträge im Lastenheft, was man alles tun muss.“ Die Infrastruktur, etwa das Legen von Leitungen, refinanziere sich zum Teil über die Mieten der Standbetreiber. Bei manchem, etwa der Bereitstellung von Absperrgittern und Toiletten, unterstütze die Stadt durch Gebührenfreiheit.
Die Bonbons und alles, was so von den Fahrzeugen in die fröhliche, manchmal auch beutegierige Menge geworfen wird, wird den Vereinen oft durch Sponsoring ermöglicht. Hinzu kommt das Zugplakettchen, das für den MCV zur Finanzierung des Rosenmontags und der Straßenfastnacht insgesamt Gold wert ist. Für alle Zug-Aktiven ab 14 Jahren ist es obligatorisch zu erwerben. Zum 75. Geburtstag der Zugplakette in diesem Jahr wurde diese übrigens durch das Budenheimer Unternehmen Bericap produziert, wie schon beim ersten Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg 1950. Die Idee hatte man damals vom Katholikentag 1948 abgekupfert, wo Blechanstecker zur Finanzierung verkauft wurden. Auch wenn die Zugplakettchen im 21. Jahrhundert mit Plaketten im eigentlichen Sinne längst nichts mehr zu tun haben – mal leuchten sie auf Knopfdruck oder machen Musik, mal gleichen sie kleinen Statuen –, dürfte bei einem Verkaufspreis von sechs Euro eine manierliche Marge beim MCV verbleiben. Zumal das Budenheimer Unternehmen von einem „Beitrag als ortsverbundenes Unternehmen zum kulturellen Leben“ spricht und es sich explizit nicht um ein wirtschaftliches Engagement handele. Neben typischem Sponsoring ist der Große Rat, gebildet aus Mitgliedern mit vierfarbbunten Spendierhosen, wichtig für den MCV, um die Kosten zu decken. Und die Stadt Mainz bringt sich ein. 200.000 Euro flossen in der letzten Kampagne. Sonst, sagt Hartel, wäre es unumgänglich, Eintritt zu nehmen (wie immer das bei einer solch umfassenden
Zugroute gelingen soll) oder Beiträge pro Fußgänger, Pferd und Fahrzeug zu erheben, wie es in Köln Usus geworden sei.
Ein Minus von 250.000 Euro hatte der MCV zuvor angegeben, das somit vom Zuschuss großteils gedeckt wurde. Hinzu kommen weitere städtische Fördergelder, etwa für den Zug der Finther Lebensfreude. Von einem Volumen von 800.000 Euro an Sachleistungen für die Straßenfastnacht spricht die Stadt, etwa für Toiletten, Sanitätsdienste, Absperrungen und Reinigung.

Die Sitzungen

Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ ist, neben dem Rosenmontagszug, das deutschlandweit via TV-Liveübertragung bekannteste Aushängeschild der rheinhessischen Fastnacht. Und zugleich eine Art Best-of-Programm der größten Mainzer Vereine. Damit steht die Fernsehsitzung beispielhaft für die Saalfastnacht, die im Wesentlichen zwischen Jahresbeginn und Fastnachtswochenende die Hallen füllt.
„Die Organisation einer Fastnachtssitzung entspricht im Grunde einer normalen Großveranstaltung, aber komplett von Ehrenamtlichen gestemmt“, sagt Dr. Florian Sitte, Präsident des Mainzer Carneval Clubs (MCC). „Und wir legen im Moment bei jeder Sitzung drauf, obwohl sie immer ausverkauft sind.“ Schuld sei die Nebenkosten-Explosion seit der Pandemie. Energie, Technik, Personal, alles wird viel teurer. „Für uns ist das ein Riesen-Problem, vor allem wenn wir den Blick nach Köln richten, wo seitens der Stadt ein völlig anderer Support dahinter steckt“, sagt Sitte. „Viele Vereine können sich eine Sitzung im Kurfürstlichen Schloss gar nicht mehr leisten.“ Es fehle das Verständnis für die wirtschaftliche Lage der Fastnachtsvereine, für die Bedeutung der Brauchtumspflege. „Die Fastnacht ist aus der Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie heraus entstanden. Diese Fahne versuchen wir hoch zu halten.“
Wobei die Stadt bei den Mietkosten in ihren Liegenschaften den Vereinen stark entgegen komme, fügt der MCC-Präsident hinzu. „Aber die Nebenkosten reißen es komplett wieder ein.“ Ticketpreise seien, um dem ursprünglichen Ideal der Fastnacht zu entsprechen und den Charakter des Volksfests zu bewahren, nur sehr bedingt steigerbar. Die Vereine behelfen sich mit neuen Formaten, auch um den Besucher-Rückgang seit der Pandemie aufzufangen. Doch da sind die Kostensteigerungen und damit auch die Probleme, eine wirtschaftliche Deckung zu erzielen, dieselben.
Die Honorare für etwaige Gastredner sind nach Sittes Schilderung nicht die nennenswerten Kostentreiber. Bei Ausstattung und Bühne, Kostümen und Requisite dürfe nicht gespart werden, zumindest nicht in einem Ausmaß, das die Wertigkeit in Frage stellt. Die Mitglieder und Sponsoren seien es, die finanzielle Lücken schließen. Oder die Mainzer Fastnacht geht irgendwann den Weg der Professionalisierung, wie es beispielsweise in Köln längst geschehen ist. Nur möchten das die Aktiven und Verantwortlichen nicht. „Wir entwickeln uns, wenn es schlecht läuft, zum Brauchtumspflegefall“, mahnt Sitte.
Wobei durchaus von markanten Fortschritten in der Vermarktung gesprochen werden kann, wenn man Tobias Bartenbach fragt. „Ich habe gute Einblicke in die großen Fastnachtsvereine in Mainz“, sagt der Marketing-Experte. „Was mir besonders auffällt, ist die unfassbare Professionalisierung, die in den
vergangenen Jahren stattgefunden hat, insbesondere in der Selbstvermarktung und dem Außenauftritt. Ein Grund dafür: So können die Vereine viel besser Sponsoren gewinnen, denn diese werden mit Reichweite und einem attraktiven Werbeumfeld belohnt.“
Einen Verdrängungswettbewerb gebe es unterdessen bei den Sitzungen und Bällen, was auch zur Entstehung neuer Formate beitrage, jüngst etwa der GCVfrau, einer Sitzung von und für Frauen. „Zum anderen setzen die Vereine auf Merchandising, also den Verkauf von Fanartikeln“, sagt Bartenbach. „Kunden zu Fans machen – in Mainz gelingt das durch nichts leichter als durch Fastnacht und Fußball.“ Die Einnahmen Allen Schwierigkeiten zum Trotz macht die Mainzer Fastnacht enorm Umsatz. Allein auf Basis der 14 größten Vereine und Garden ermittelte eine 2019 vorgestellte Studie an der Hochschule Mainz, dass der „Wirtschaftsfaktor Fastnacht“ 51,6 Millionen Euro ausmache. Mitgliedsbeiträge, Miet- und Personalkosten sowie Fastnachtsartikel der Vereine beliefen sich auf 600.000 Euro Umsatz. Die Saalfastnacht mit allem, was an Miete und Nebenkosten, Aktiven und Aufbauten, Orden und Kostümen, Gebühren und Einnahmen aus Eintritt, Werbung, Sponsoren und Bewirtung zusammenkommt, allein auf sieben Millionen Euro. Und die Straßenfastnacht kommt mit Ausgaben für Umzug, Material und Entsorgung sowie Einnahmen durch Bewirtung und Sponsoring auf 41 Millionen Euro Umsatz. Unterstellt sind 800.000 Besucher und, was inflationsbedingt kaum zurückgegangen sein dürfte, ein Pro-Kopf-Verzehr von 50 Euro. Wagenbau und ÖPNV, Schmuck und Kostüme, Hotel und Gastro steuern der Studie zufolge weitere drei Millionen Euro bei. Hinzu kommt der Wirtschaftsfaktor Ehrenamt, der, nach kalkulatorischem Stundensatz und geschätzten Arbeitsstunden ermittelt, auf 5,8 Millionen Euro geschätzt wird. Nach Lohnsteigerungen und dem Mehraufwand, von dem die Ehrenamtlichen berichten, dürfte speziell dieser Wert noch einmal deutlich angestiegen sein.
Mit rund 10.000 Übernachtungen durch Fastnachtsgäste wird kalkuliert. Von 12.000 Übernachtungen durch 6.500 Gäste ging ein Jahr später ein Bericht des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga aus, stets verbunden mit der Hoffnung, dass die Leute wiederkommen und so touristische Nachhaltigkeit entsteht. Wie sich bei den ansässigen Geschäften und Gastronomen Umsatzplus durch Fastnacht und Einbußen durch Sperrungen zueinander verhalten, bleibt mangels Datenlage spekulativ.
Aktuell geht Yannic Espenschied in seiner Masterarbeit an der Hochschule Mainz in Kooperation mit der Mainzer Fastnacht eG der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rolle der närrischen Jahreszeit nach. In einer Online-Befragung sind sich Aktive und Interessierte, Fastnachter und Nicht-Fastnachter einig: Vor allem ist Mainz, dem Image nach, eine Fastnachtsstadt. Dies mache die Stadt überregional bekannt, fördere das Gemeinschaftsgefühl und eine positive Wahrnehmung, ziehe Gäste an und erweist sich daher auch bei Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Personentransportunternehmen als willkommen. „Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, welche herausragende Bedeutung die Fastnacht hat – gesellschaftlich und wirtschaftlich“, sagt Markus Perabo als Vorsitzender der Mainzer Fastnacht eG. „Die Untersuchung liefert uns belastbare Argumente für die Gespräche mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen: Unternehmen, der Stadt Mainz, aber auch unseren Mitgliedsvereinen und -garden. Wir wollen, wir müssen uns weiterentwickeln, und das geht letztlich nur gemeinsam.“ Was aktuell an Subventionen seitens der Stadt fließt, erscheint somit rein wirtschaftlich betrachtet gerechtfertigt, um nicht zu sagen: als
lukrative Geldanlage, auf Basis des närrischen Ehrenamts.

Die Verkleidungen

Kleider machen Leute, Verkleidungen machen Narren. Allein 4.000 Uniformierte sind bei jedem Rosenmontagszug dabei. Ein einfacher Gardistenrock schlägt schnell mit 700 Euro zu Buche. Und da sind Hose und Hut noch nicht eingerechnet. Eine Offiziersuniform liegt beim Doppelten bis Dreifachen. Eine Herausforderung für die Garden. Die Garde der Prinzessin beispielsweise beschafft auf eigene Rechnung Leihuniformen, die die Aktiven dann zu einem Tarif erhalten, der am Ende der Lebensdauer der Uniform so ungefähr den Anschaffungsbetrag ausgleichen soll. Wobei manche Uniformen ein, andere vier oder fünf Jahrzehnte halten.
„Es wird immer schwieriger, Uniform-Schneidereien zu finden“, sagt Heinz Tronser, Vorstandsmitglied der Mainzer Fastnachtsgenossenschaft und Urgestein bei der Prinzessinnengarde. Denn wer lernt heutzutage noch, Uniformröcke zu nähen? Der Markt ist klein, der Bedarf groß. Bei einigen Garden müssen die Aktiven ihre Uniformen kaufen. Logisch, dass die Beträge da manchen abschrecken. Andere machen dies erst ab den höheren Rängen obligatorisch. Die Garden sind nämlich, ihrer Herkunft als Persiflage des Militarismus folgend, streng hierarchisch gegliedert, zumindest was Titel und Kostüme angeht. Und da sind Zubehörteile das Salz in der Suppe.
„Die Ehrenamtlichen bereichern den Rosenmontagszug“, betont Tronser, „und sie stärken den Standort Mainz. Schneidereien, Hut- und Perückenmacher leben vom Wirtschaftsfaktor Fastnacht.“ So wird auch traditionsreiches Handwerk, das sonst schneller in Vergessenheit geriete, vital gehalten. Wobei der Kreis der Fachbetriebe sich bis nach Aschaffenburg, Koblenz und Köln ziehe. Eskorte bei Sitzungen, Umzüge, Kappenfahrten, Empfänge, immerzu wird die Uniform benötigt, und natürlich auch, wenn die Aktiven zu Gast in Sitzungen anderer Vereine sind. „Die Mitgliedsbeiträge reichen bei weitem nicht mehr aus, um die Aktivitäten des Vereins zu finanzieren“, sagt Tronser.
FASTNACHT IN ZAHLEN
  • 7.400 Mitglieder zählen Vereine und Garden der Mainzer Fastnacht – 3.400 aktive und 4.000 passive.
  • 800.000 Besucher locken die Umzüge der Straßenfastnacht in die Landeshauptstadt, allein rund eine
    halbe Million zum Rosenmontagszug.
  • 12.000 Übernachtungen werden durch die närrische Jahreszeit generiert.
  • Mehr als 50 Millionen Euro Umsatz entstehen so einer Studie der Hochschule Mainz zum „Wirtschaftsfaktor Fastnacht“ zufolge insgesamt.

Die Garden

Das gab es noch nie. Angelika Berg ist, als Vorsitzende und Hauptmarketenderin der Mainzer Freischützen Garde, die erste Frau an der Spitze einer Mainzer Traditionsgarde. Als Jungmarketenderin ging es los, mit Jugend- und Vorstandsarbeit ging es weiter. „Dann kam eins zum anderen.“ Nicht zuletzt, weil ihr Urgroßvater schon zur Gründergeneration der Freischützen zählte. Ganz normal nennt sie ihren Werdegang, und so seien auch die Reaktionen.
Mitgliedsbeiträge und Sponsoren machen das Budget der Garden aus, wobei die Suche nach Unterstützern aus der lokalen Wirtschaft deutlich schwerer geworden sei. „Es war früher viel einfacher, Ansprechpartner zu finden, wenn man die Geschäfte abgeklappert hat“, erzählt Berg. Das selbst bewirtschaftete Feldlager sei hilfreich und notwendig, um die Kampagne zu finanzieren. Am Fastnachtsfreitag wird in der Turnhalle der Volkshochschule aufgebaut, am Dienstagmorgen abgebaut. Die Nebenkosten steigen auch hier, mittlerweile steht ein Security-Dienst vor der Tür.
Auch eine Sitzung richtet die Freischützen Garde aus, im Schloss. Mit, na klar, deutlich gestiegenen Kosten. An der Preisschraube zu drehen, ist auch deshalb ein Problem, weil sich die Gema-Gebühren aus der teuersten Kartenkategorie ergeben. Der Kindermaskenball gehe Null auf Null, der Kreppel-Kaffee wird gemeinsam mit der Stadt angeboten, die Damensitzung, mit der die Garde einst Pionier war, ist nicht mehr finanzierbar.
Die Zahl der Sitzungen wird insgesamt weniger, seit die Pandemie die Gewohnheiten durcheinander gebracht hat. Nicht, wie Thomas Dietsch sagt, weil es an Aktiven fehle, sondern weil sonst Plätze frei blieben. Und das können sich die Vereine nicht mehr erlauben. Auch die Freischützen erfreuen sich eines Zulaufs, der die austretenden, wegziehenden oder versterbenden Mitglieder übersteigt. „Unsere aktuelle Herausforderung ist, dass die Leihuniformen in die Jahre kommen – und die Körper sich verändern“, erzählt Berg. „Und Hutmacher und Schneider zu finden, die sich auskennen, kann auf die Dauer zum Problem werden.“

Die Förderer

Um den wirtschaftlichen Druck der Vereine und Garden wissend, hat sich 2021 der Förderverein Mainzer Straßenfastnacht gegründet. Vorbild waren der Dombauverein sowie die zahlreichen Initiativen, die sich an Kitas und Schulen gründen. Unter den Tausenden Aktiven in der Mainzer Fastnacht sollte sich doch genügend Hilfsbereitschaft finden lassen. Mit, natürlich, elf Vereinsmitgliedern ging es los. Inzwischen sind 130 dauerhafte Förderer beisammen, und auch Spendenaktionen werden organisiert.
Allein im vergangenen Jahr konnten 21.777 Euro an zweckgebundenen Spendengeldern für die laufende Kampagne ausgezahlt werden, wie der Vorsitzende Thomas Dietsch berichtet. Und da war das öffentliche Engagement des Vereins noch gar nicht auf Hochtouren gelaufen. „Wir möchten noch sichtbarer werden und mehr Geldeinnahmen generieren, immer gern mit anderen gemeinsam“, sagt Dietsch. Mittelfristig wolle man bei einem sechsstelligen Betrag pro Kampagne landen, durch eine vierstellige Zahl Förderer. Ein weiter Weg, doch der Bedarf ist da und werde weiter steigen. „Da macht sich niemand Illusionen.“
TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST

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