Unternehmensportrait - Ausgabe März 2024

Bootshaus Amberg GmbH: In Amberg vor Anker

Boutique-Hotel, Restaurant und Eventlocation: Wo am Ufer der Vils früher einmal Teile des kurfürstlichen Schlosses standen, bietet seit letztem Sommer das Bootshaus Amberg eine neue Anlegestelle für Gäste aus nah und fern.
Wer mit einem Kanu auf der Vils durch die Amberger Stadtbrille hindurch in Richtung Innenstadt schippert, kann seit kurzem am hauseigenen Anleger des Bootshauses Halt machen. Bei einem Cappuccino oder einem kühlen Bier aus den lokalen Brauereien genießt man auf der großzügigen Vils-Terrasse des Hotels eine wohlverdiente Auszeit mit Blick auf die Basilika St. Martin, das Plätschern des Flusses im Ohr. Egal, ob man das Bootshaus vom Wasser aus ansteuert oder vom festen Boden der Schiffbrückgasse aus betritt – die junge Geschäftsführerin Eva Bogner begrüßt alle Gäste gleichermaßen herzlich. Mit dem eigenen Hotel, Café und Restaurant hat sie sich gemeinsam mit ihrem Vater und Amberger Unternehmer Klaus Herdegen einen lang gehegten Traum erfüllt.
Zwei Leidenschaften sind hier zusammengekommen: „Ich bin schon immer gerne Gastgeberin, koche und backe unheimlich gerne. Mein Papa liebt es, alte Gebäude zu sanieren“, erzählt Bogner. Das Bootshaus sei ein „großes Familienherzensprojekt“. So habe ihr Bruder beim Bau unterstützt und stehe jeden Freitagabend an der Theke, ihre Schwester kümmere sich um das Marketing.

Heimathafen Amberg

Aus einer anfänglichen Schnapsidee und dem Ankauf eines ersten Gebäudes am Ufer der Vils heraus entwickelte das Vater-Tochter-Gespann nach und nach seine Vi-sion vom „Sehnsuchtsort am Fluss“. Die Entscheidung, nach dem Studium in München ihren Anker wieder langfristig in Amberg auszuwerfen, fiel Bogner nicht schwer: „Ich liebe Amberg – die Stadt hat die perfekte Größe. Kurze Wege, städtisches Flair und Natur direkt vor der Haustür ergänzen sich perfekt, es ist einfach lebenswert.“ Wieder zurück in die Heimat kommen und etwas für die Heimat tun – diese Tendenz beobachtet die gebürtige Ambergerin auch bei anderen Vertretern ihrer Generation. Nach dem Abschluss ihres Bachelors in Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaften sattelte die heute 26-Jährige ein Studium der Hotelbetriebswirtschaft drauf und sammelte Praxiserfahrungen in der Hotellerie in Südtirol und im österreichischen Obertauern. Um schließlich wieder im Heimathafen an der Vils einzulaufen.
Es folgte ab März 2021 die Sanierung der insgesamt fünf Gebäude des heutigen Bootshauses – kein leichtes Unterfangen auf engstem Raum in der Altstadt. Der Kran, der Ambergs Stadtbild während der Bauzeit prägte, musste über die Häuser hinweg direkt ans Ufer der Vils gehoben werden, auf ein zuvor eigens betoniertes Fundament. „Die Gebäude standen so schief, dass wir zunächst alle Fundamente sichern und die komplette Ufermauer mit sanieren mussten“, blickt Bogner zurück. Auch an den nötigen Hochwasserschutz wurde gedacht, was sich bereits ausgezahlt hat: Das größte Amberger Hochwasser seit Jahrzehnten rund um Weihnachten 2023 hat das Hotel schadlos überstanden. Seinen besonderen Charme gewinnt das Bootshaus durch das Zusammenspiel der aneinander angrenzenden Einzelgebäude. „Wir haben wieder verbunden, was früher sowieso schon einmal zusammengehört hat“, ist sich Bogner sicher. Denn es sei anzunehmen, dass alle fünf Gebäude einmal Teil des kurfürstlichen Schlosses waren. Die Ursprünge der Häuser reichen bis ins Jahr 1397 zurück.

Historischer Charme

Sandstein, alte Putzschichten, Fachwerk, Rund- und Spitzbögen – bei der Sanierung traten wahre Schätze zu Tage. In einem Raum legte das Bauteam bodentiefe gotische Fenster frei, die von kleinen barocken Fenstern überbaut waren. Wo ursprünglich drei Hotelzimmer geplant waren, bieten diese Fenster im heutigen kleinen Festsaal des Hotels Hochzeitsgästen einen herrlichen Blick auf die Vils. „Wir haben die Häuser erst nach und nach kennen-gelernt und wöchentlich umgeplant, weil wir immer wieder etwas Neues entdeckt haben. Das hat die Handwerker manchmal in den Wahnsinn getrieben“, schmunzelt Bogner. Dass nur drei der fünf Gebäude des Bootshauses unter Denkmalschutz stehen, bot die Chance, ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug einzubauen. Neben zwei barrierearmen Hotelzimmern ist dank des Aufzuges auch die Gastronomie barrierefrei zu erreichen.
“Wir haben wieder verbunden, was früher sowieso schon einmal zusammengehört hat.”

Eva Bogner

Neunzehn Zimmer zählt das Boutique-Hotel insgesamt, darunter vier Suiten in den historischen Dachstühlen – teilweise mit Sauna, privaten Loggien zwischen den Dächern und freistehenden Badewannen. Wer hier eine gerade Wand sucht, wird scheitern. Den individuellen Charakter der Zimmer wollte die Hausherrin unterstreichen und hat sie nach mittelalterlichen Berufen benannt: Vom Hoffischer, über den Bürstenbinder, die Wäscherin oder die Briefmalerin, bis hin zum Braumeister – so wandeln die Gäste des Bootshauses auf den Spuren der historischen Bierstadt Amberg.

Starke Crew an Bord

Nach fünf Jahren Planungs- und Bauzeit hieß es Ende August 2023: Leinen los! „Einen Tag vor der Eröffnung hätte noch niemand gedacht, dass wir wirklich auf-machen können. Aber die Deadline war gesetzt und irgendwie geht es dann immer“, lacht Bogner. Möglich ma-chen, was möglich ist – dieses Motto leben nicht nur die beiden Bootshaus-Kapitäne, sondern die ganze Besatzung des Vils-Hotels. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, junge und erfahrene Kräfte, packen gemeinsam an und helfen über Bereiche hinweg gegenseitig aus, was in einem kleinen Haus laut Bogner unabdingbar ist. Eine Mitarbeiterin zaubert nicht nur die Brote und Kuchen des Bootshauses, sondern kümmert sich auch um das Inklusionskonzept, das Schritt für Schritt umgesetzt werden soll. In Zusammenarbeit mit den Jurawerkstätten Amberg will Bogner Praktika anbieten und schließlich auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen.
Ab September 2024 sollen eigene Azubis ausgebildet werden. Die ersten Interessenten hätten sich schon gemeldet, freut sich die Geschäftsführerin über das Interesse der jungen Leute an der Gastro und Hotellerie. „Kein Tag ist wie der andere und wir erleben so viel Positives – es ist für mich der schönste Beruf überhaupt“, hält die junge Hotelchefin ein flammendes Plädoyer für ihre Branche. Ihre Mission: Gästen aus nah und fern eine Auszeit am Fluss zu bereiten und sie für die Region zu begeistern. Denn viele Amberger wüssten gar nicht, wie schön es hier sei.

Warum in die Ferne schweifen?

Neben internationalen Gästen aus Frankreich, Südamerika oder den USA checken auch immer wieder Amberger ein und genießen das familiäre, herzliche und bodenständige Flair des Bootshauses. „Vor kurzem waren Nachbarn von gegenüber bei uns zu Gast und haben gleich noch eine Nacht verlängert“, freut sich Bogner über das In-teresse am „Urlaub daheim“. Schließlich werden Nachhaltigkeit und Regionalität im Bootshaus großgeschrieben. Die Küche setzt auf Lieferanten aus der Region und eine kleine, wechselnde Karte. Frühstück gibt es nicht vom Büffet, sondern wird am Tisch serviert. Bei Bedarf kann nachbestellt werden – Abfallvermeidung und Genussgedanke gehen hier Hand in Hand.
Vom Winterzauber auf der Vils-Terrasse, über Lesungen und Winzerabende bis zum Schafkopfturnier bietet das Bootshaus regelmäßig Events an. Nach der Corona-Pandemie ist das Interesse am Zusammenkommen wieder groß: „Die Menschen haben das Gesellige in sich“, ist Bogner überzeugt. Für Tagungen und private Feiern hat sie eine Eventmanagerin mit an Bord, die individuelle Lösungen findet. Und mit Beginn des Frühjahrs lockt der hauseigene Kajakverleih die Hotelgäste aufs glitzernde Wasser der Vils. Während der Bauphase sind Eva Bogner und ihr Vater Klaus Herdegen selbst öfter mal zu zweit in das alte Kajak gestiegen, das sie in Opas Garage gefunden hatten. „Am Landesgartenschau-Gelände vorbei bis zum Drahthammerwehr paddeln, das ist wie ein kleiner Kurzurlaub. Da kommen dir die Plätten entgegen, der Eisvogel fliegt vorbei und abends sieht man den Biber,“ schwärmt Bogner. „Und man kann dabei prima Zukunftspläne schmieden“. Die Ideen für das erste volle Bootshaus-Jahr 2024 scheinen der jungen Chefin jedenfalls nicht auszugehen.

Autorin: Dagmar Gutbrod