Bayernhafen GmbH & Co. KG: Das Tor zur Welt

Im August feiert die Bayernhafen GmbH & Co. KG in Regensburg ihr 100-jähriges Firmenbestehen. Schon immer kam der Hafen- und Logistikwirtschaft eine große Bedeutung als regionaler Wachstumsmotor zu. Durch eine ausgeklügelte Hafeninfrastruktur gelingt die effiziente Verbindung von Schiff, Bahn und Lkw. Der Bayernhafen sorgt heute mit sechs Binnenhafen-Standorten im Freistaat und rund 80 ansässigen Unternehmen in Regensburg für eine reibungslose Versorgung von Industrie und Gesellschaft.
Unzählige Container werden am Regensburger Westhafen im trimodalen Container-Terminal gelagert und zwischen Lkw, Zug oder Binnenschiff umgeschlagen. Elektronikteile, Kleidung, Senfsaaten oder Komponenten für den Automobilbau – was genau sich in den bunten Containern befindet, die dort in hohen Reihen gestapelt sind, lässt sich von außen nicht erkennen. Die Vielfalt der Produkte und Güter ist groß. Sie kommen aus aller Welt und werden oft international weiter transportiert. Rund 2,34 Millionen Tonnen wurden 2024 am Hafen per Schiff und Bahn bewegt – mehr als acht Millionen Tonnen waren es insgesamt an allen sechs bayerischen Binnenhafen-Standorten Regensburg, Aschaffenburg, Passau, Bamberg, Nürnberg und Roth.
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich die Donaulände, der älteste Regensburger Umschlagplatz. Dank der Anbindung an die Ostbahn war der Warenumschlag zwischen Schiff und Eisenbahn bereits seit 1865 möglich – eine Tradition, die sich bis heute fortsetzt. Hier wie auch im Osthafen ragen riesige Silos in den Himmel. Im Innern lagert Getreide, das Landwirte aus der Region an Bayerns wichtigstes Getreidedrehkreuz liefern. Von hier aus wird es an Mühlen verteilt oder per Schiff für den Export weiter transportiert. In puncto Schiffsgüterumschlag ist der Regensburger Hafen im Freistaat führend.

Entscheidende Wechselzone

Die Geschichte des Bayernhafens begann vor 100 Jahren. 1925 wurden die Hafenämter in Aschaffenburg, Regensburg und Passau sowie Ludwigshafen eingerichtet und unter dem Dach der „Bayerischen Landeshafenverwaltung“ zusammengefasst. Später folgten die Häfen in Bamberg, Nürnberg und Roth. 2005 wurde aus der Landeshafenverwaltung die privatrechtlich organisierte Bayernhafen GmbH & Co. KG – mit dem Freistaat Bayern als alleinigem Gesellschafter. „Viele Menschen verbinden einen Hafen in erster Linie mit dem Schiffsverkehr“, sagt Geschäftsführer Joachim Zimmermann. „Aber Binnenhäfen sind viel mehr. Im Güterverkehr sind sie wie die vierte Disziplin im Triathlon, die Wechselzone, in der jeder Handgriff sitzen muss. Durch die besondere Hafeninfrastruktur gelingt die Kombination von Schiff, Bahn und Lkw zu effizienten wie nachhaltigen Logistikketten.“ Diese Vielseitigkeit mache den Bayernhafen zu einem essenziellen Knotenpunkt im internationalen Handel.

Größere Flächen gefragt

Der Bayernhafen stellt den ansässigen Unternehmen passgenaue Flächen und eine moderne Infrastruktur zur Verfügung. Vor allem produktions- und logistikintensive Betriebe sind hier angesiedelt. Neben Getreide spielt beispielsweise die Bauindustrie eine wichtige Rolle am Standort Regensburg. Dazu gehören Baustoffhersteller genauso wie Logistikdienstleister, die Baustoffe umschlagen und Baustellen beliefern. In Recyclingbetrieben im Hafen werden zudem Sekundärrohstoffe wie Metallschrott gelagert, sortiert und zu Wiederverwertungsanlagen weitertransportiert.
„Wir verstehen uns als Standort-Architekt und bieten den Hafenfirmen eine Plattform“

Joachim Zimmermann

Auch für die Energiewende ist der Hafen von Bedeutung: Schwergut wie Trafos und Kabeltrommeln werden dort umgeschlagen. Die Anforderungen bei der Ansiedlung von Unternehmen entwickeln sich ständig weiter. „Heute sind beispielsweise größere Flächen gefragt als noch vor einigen Jahren“, erläutert Zimmermann. „Deshalb investieren wir fortlaufend in Infrastruktur und Flächen und erschließen gemeinsam mit unseren Kunden neue Wertschöpfungspotenziale.“

Nachhaltige Transportlösungen

Derzeit nimmt das Unternehmen verstärkt innereuropäische Verkehre in den Blick. Noch immer werden kontinentale Verkehre zu rund 90 Prozent per LKW abgewickelt. Das soll sich ändern. Die Investition in den Trailerport Regensburg, einem Terminal speziell für die Verladung von Wechselbrücken und Sattelaufliegern von der Straße auf die Schiene, ermöglichte 2024 die Aufnahme neuer Verkehre – zum Beispiel nach Lébény in Ungarn und über den Brenner nach Verona. Auf diesen beiden Strecken wird der patentierte Helrom-Trailer-Wagen eingesetzt, mit dem alle Arten von Lkw-Trailern horizontal auf die Bahn verladen werden können. „Damit haben Spediteure und Verlader im alpenquerenden Verkehr die Möglichkeit, mit Trailern auf die Schiene umzusteigen“, betont Zimmermann. Rund 136.000 Lkw-Fahrten wurden allein im letzten Jahr durch die Verlagerung von Langstreckenverkehren auf die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiff und Bahn eingespart.

Große Jobvielfalt

Vom Hauptsitz des Unternehmens, der sich seit 1971 in Regensburg befindet, wird die strategische Entwicklung der sechs Standorte gesteuert. Insgesamt beschäftigt Bayernhafen mehr als 210 Mitarbeitende in der Verwaltung und vor allem im Hafenbetrieb. Rund 1.800 Menschen arbeiten bei den ansässigen Betrieben im Hafengebiet.
„Natürlich kämpfen auch unsere Kunden und wir mit dem Fachkräftemangel“, sagt Zimmermann. „Dabei haben wir eine enorme Jobvielfalt zu bieten – von Kranführern bis hin zu Landschaftspflegern, Verwaltungsangestellten oder Immobilienexperten.“ Die Bereiche Planen und Bauen nehmen im Hafen ebenso einen wichtigen Stellenwert ein – Ingenieure werden daher dringend gesucht. Außerdem gebe es diverse Ausbildungsmöglichkeiten. „Um neue Fachkräfte zu gewinnen, präsentieren wir die vielfältige und einzigartige Berufswelt im Hafen – bei uns und bei den angesiedelten Unternehmen“, ergänzt Zimmermann.

Lebendiges Netzwerk

Das Team des Bayernhafens treibt den Wandel innerhalb der Branche in enger Abstimmung mit den angesiedelten Unternehmen voran. „Wir verstehen uns als Standort-Architekt und bieten den Hafenfirmen eine Plattform. Denn gemeinsam als ‚Hafencommunity‘ können wir mehr erreichen als ein Unternehmen allein“, zeigt sich Zimmermann sicher. Der Hafen habe eine hohe Bedeutung für die Versorgungsicherheit sowie die Verkehrs- und Energiewende. Um für die Akzeptanz der Hafenentwicklung zu werben, veranstaltet der Bayernhafen gemeinsam mit den Hafenfirmen regelmäßig Events – zum Beispiel 2024 ein großes Hafenfest in Regensburg. Im August feiert der Bayernhafen nun seinen 100. Geburtstag – ein weiterer Meilenstein in der erfolgreichen Geschichte des Unternehmens und bestimmt nicht der Letzte, zeigt sich Zimmermann sicher.
Autorin: Iris Jilke