Megatec Electronic GmbH: Hightech neben der alten Mühle

Bei der Megatec Electronic GmbH trifft Innovation auf Tradition. Das Unternehmen mit Sitz in Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzberg fertigt kundenspezifische elektronische Lösungen, die weltweit zum Einsatz kommen. Seit ein paar Jahren leiten Gerhard und Christoph Pirner das Unternehmen gemeinsam. Vater und Sohn ist es gelungen, den Familienbetrieb zu modernisieren und für die Zukunft sicher aufzustellen.
Dunkle Holzbalken, Fachwerkgemäuer und ein Mühlrad im Hof: Was auf den ersten Blick wie ein traditioneller Gutshof wirkt, ist der Sitz eines mittelständischen Elektrotechnik-Betriebes. Seit 1650 ist das Anwesen in der Gemeinde Etzelwang im Besitz der Familie Pirner. Früher wurden das Grundstück und die dazugehörigen Gebäude für die Landwirtschaft genutzt. Heute entwickelt die Megatec Electronic GmbH elektronische Systeme, die das Unternehmen individuell für die Kunden produziert. Weltweit werden sie unter anderem in der Automobil-, Pharma- und Lebensmittelbranche eingesetzt.

Ausgründung aus Fraunhofer-Institut

Seine ersten Erfahrungen sammelte Gründer Gerhard Pirner in den 1980er-Jahren am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS. Damals war er einer der ersten drei Mitarbeiter. Heute gilt das IIS mit Standort in Erlangen als größtes Institut der Fraunhofer-Gesellschaft. Doch Gerhard Pirner schlug bereits 1987 eigene Wege ein und nutzte das erworbene Know-how, um die Megatec Electronic GmbH zu gründen: „Das Fraunhofer-Institut unterstützte mich damals bei der Ausgründung. Um Kosten zu sparen, eröffnete ich den Betrieb direkt in den vorhandenen Räumlichkeiten auf unserem Grundstück.“ Bis heute hat sich daran nichts geändert. Gleich neben dem Wohnhaus der Familie Pirner befinden sich die Büros, Besprechungsräume und Produktionsstätten der Firma. Heute sind alle Räumlichkeiten hell und modern renoviert. Doch hier und da erinnern frei gelegte Gemäuer an die lange Tradition des Anwesens.

Medikamente vor Fälschung sichern

Schon früh begannen Gerhard Pirner und sein Team unter anderem damit, Systeme für sogenannte INK-Jet-Codierungen zu fertigen. Diese kommen in der Pharma- und Lebensmittelindustrie zum Einsatz, um die Verpackungen fälschungssicher zu beschriften. Die Leiterplatten aus Etzelwang sind in einem Druck-Controller verbaut. Das System mit einer eigens dafür entwickelten Multiprozessorarchitektur errechnet eine individuelle Seriennummer, einen QR-Code und ein Mindesthaltbarkeitsdatum und ermöglicht die Kennzeichnung von bis zu 30 Verpackungen pro Sekunde. In den vergangenen 20 Jahren lieferte die Megatec Electronic GmbH rund 20.000 solcher Ink-Jet-Controller an seine Kunden aus. „Was uns von unserer Konkurrenz unterscheidet, ist, dass wir solche Spezialprodukte auch in kleiner Stückzahl in Serie liefern können“, betont Pirner. „Von der ersten Idee bis zum finalen Produkt übernehmen wir sämtliche Schritte in unserem Haus.“ Das sorge auch dafür, dass das Unternehmen auch nach Jahrzehnten noch Ersatzteile liefern könne. Das gelte auch für Produkte, die bereits ein neues Design erhalten haben.

Lösungen für den Motorsport

In den vergangenen Jahren hat sich die Megatec Electronic GmbH auch im Motorsport einen Namen gemacht. Für bekannte Automarken entwickelt das Unternehmen verschiedene Elektroniklösungen. Auch eigene Produkte konnte die Firma inzwischen lancieren. Ein taktiles Touch-System soll dafür sorgen, dass die Fahrerinnen und Fahrer während der Fahrt erkennen, welche Taste sie gerade bedienen – ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen. Dafür sendet das Touchpad ein haptisches Feedback. Inzwischen meldete die Megatec Electronic GmbH sogar ein Patent für dieses System an.
„Von der ersten Idee bis zum finalen Produkt übernehmen wir sämtliche Schritte in unserem Haus.“

Gerhard Pirner

Nachfolge gemeistert

Seit eineinhalb Jahren ist Christoph Pirner Geschäftsführer und tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters. „Die Elektrotechnik wurde mir bereits in die Wiege gelegt, schließlich bin ich direkt neben dem Unternehmenssitz aufgewachsen“, erzählt Christoph Pirner. „Dennoch wollte ich nach meinem Elektrotechnik-Studium erst einmal Erfahrungen in einem anderen Unternehmen sammeln.“ Vor etwa sechs Jahren ist er dann in den Familienbetrieb in Etzelwang miteingestiegen und konnte das Unternehmen seitdem weiter in die Zukunft führen. „Ich bin dankbar, dass mein Vater mir so viel Vertrauen schenkt“, sagt Christoph Pirner. Diese Freiheit habe er genutzt, um vor allem die Fertigung zu modernisieren. Unter seiner Führung sei beispielsweise ein automatisches optisches Prüfgerät erworben und etabliert worden, um die einzelnen Baugruppen zu testen. Aber auch in Sachen Nachhaltigkeit ist seit Christoph Pirners Eintritt einiges passiert. Verschiedene Zertifizierungen belegen nun, dass die Megatec Electronic GmbH klimaschonend agiert. Natürlich gab es in der langen Firmengeschichte auch Herausforderungen, die das Unternehmen meistern musste. Ein paar davon hat auch Christoph Pirner miterlebt – wie die globale Chipkrise in den vergangenen Jahren. In Folge der Corona-Pandemie waren Halbleiterprodukte weltweit knapp. „Zum Glück haben wir viele Bauteile in hoher Stückzahl auf Lager oder entwickeln ganze Baugruppen selbst. So waren wir die ganze Zeit lieferfähig“, erzählt Gerhard Pirner.

Mit Flexibilität gegen den Fachkräftemangel

Vom Fachkräftemangel ist die Megatec Electronic GmbH bisher nicht betroffen. „Wir sind mit unseren 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der wichtigste Arbeitgeber in der Gemeinde Etzelwang“, betont Gerhard Pirner. „Deshalb tun wir alles, damit sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns wohlfühlen.“ Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitangebote gehören beispielsweise dazu. Dafür verzichtet das Unternehmen auf Schichtbetrieb und bietet stattdessen die Möglichkeit auf Gleitzeit. Aber auch eine familiäre Atmosphäre und moderne Räumlichkeiten seien für die beiden Geschäftsführer selbstverständlich. Gerade erst renovierte der Betrieb die Teeküche, um einen Ort für Pausen und soziale Interaktion zu schaffen. Auch zukünftig will die Megatec Electronic GmbH langsam, aber stetig wachsen. Dafür benötigt das Unternehmen mehr Platz. Gerade entsteht auf dem Familiengrundstück ein neues Gebäude, das bis 2025 fertiggestellt werden soll. Geplant ist ein moderner Neubau mit großen Glasfronten. Es soll für einen Kontrast am Unternehmenssitz sorgen und auch optisch die Brücke zwischen Tradition und Zukunft schlagen.

Autorin: Iris Jilke