Schülerfirmen

Selbst gemacht, unverpackt und doppelt prämiert

Immer wieder berichtet das Forum von Unternehmern, die mit viel Kreativität durch die anhaltende Pandemie kommen. Auch Schülerfirmen müssen sich auf die schwierige Situation einstellen. Bisweilen entstehen dabei Ideen, die so gut sind, dass sie sogar prämiert werden. So die Schülerinnen und Schüler der freien Waldorfschule in Kleinmachnow. Sie haben mit ihrer Schülerfirma Silber beim bundesweiten Wettbewerb Energiesparmeister gewonnen haben. Und das ist bereits ihre zweite Prämierung.
Der Wettbewerb wird gefördert vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Schülerfirmen aus dem gesamten Bundesgebiet können sich bewerben und werden von einer Jury bewertet. Der Sieger aus Brandenburg kommt dieses Mal aus Frankfurt/ Oder. Dort haben die Schüler Gemüse und Kräuter in mobilen Hochbeeten angebaut, um sie möglichst vielen Menschen zur Verfügung stellen zu können. Silber geht an die Kleinmachnower Waldorfschüler und ihre Idee, unverpackte Lebensmittel an Mitschüler, Lehrer und Eltern zu verkaufen.
Die Idee von „Basics Unverpackt“ entstand bereits im Jahr 2016 im Energieunterricht, in dem neben den Arbeiten mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach auch konkrete Anregungen zum alltäglichen Energieeinsparen thematisiert wurden. Ein Umdenken über Abfall und Konsum wird auch durch die Möglichkeit angestoßen, Reste aus der Schulküche gegen eine Spende zu erwerben, so die Überlegung der Schülerinnen und Schüler. So werden die Verschwendung von wertvollen Lebensmitteln vermieden und Ressourcen geschont. Die Produkte kommen vom Großlieferanten der Schulkantine und werden dann unverpackt verkauft. Um Mehl, Zucker oder Nudeln zu erwerben, können sich Käufer entweder einen eigenen Behälter mitbringen oder auf ein Leihgefäß von der Schülerfirma zurückgreifen.
Als die Pandemie einen Verkauf innerhalb des Schulgeländes unmöglich machte, entwickelten die Waldorfschüler ihre Idee weiter. Bereits ein Jahr nach Gründung ihrer Firma „basics unverpackt“ hatten sie beim Energiesparmeister-Wettbewerb Gold gewonnen. Das Preisgeld investierten sie in einen mobilen Stand auf Rädern. Viermal pro Woche wird der Wagen an das Schultor gezogen und ermöglicht so sowohl den Mitschülern als auch den Eltern und interessierten Kleinmachnowern den Einkauf.
Als besonderer Renner unter den Schülerinnen und Schülern entpuppten sich rasch die Gummibärchen. Eltern und Lehrer greifen dagegen gerne bei den in der Schule hergestellten Shampoos und den verschiedenen Salzen zu. Dieser werden ebenfalls in der Waldorfschule produziert. „Wir haben eine AG, die sich um unseren Schulgarten kümmert. Dort kommen unsere verschiedenen Kräuter für die Salze her“, sagt Emilie Winhoff. Die 17-Jährige ist eins von 13 Mitgliedern der Schülerfirma.
Als die Pandemie noch härtere Maßnahmen brachte, entwickelten sie ihren Gedanken noch einmal weiter. Nun gibt es außerdem einen Fahrradanhänger, um Bestellungen auch ausliefern zu können. Die Schule unterstützt die Firma, indem sie kostenfrei Lagerräume bereitstellt und einen Lehrer zur Seite stellt. Der schuleigne Förderverein schafft die Möglichkeit, ein Konto zu nutzen. Die Stiftung der IHK ist ebenfalls mit an Bord. So steht Stefanie Schilling von der Stiftung bei Fragen zu Seite und vermittelt Workshops. Außerdem gibt es eine feste Kooperation mit kobranet. „Hier bekommen wir Antworten zu rechtlichen Fragen“, berichtet Paul Csipai, ebenfalls Mitglied der Schülerfirma.
Einmal pro Woche treffen sich die Schülerinnen und Schüler, um Aktuelles zu besprechen. Welche Produkte laufen derzeit nicht so gut, wie können weitere Kunden erschlossen werden und wie schaffen wir es, unser Wissen an die jüngeren Schüler weiterzugeben. „Wie wichtig der letzte Punkt ist, hat uns eine Situation vor einigen Monaten gezeigt“, erzählt Laura Csipai. „Nachdem die älteren Schüler die Waldorfschule verlassen hatten, gab es quasi keine richtigen Strukturen mehr in der Firma.“ Mühsam mussten Mitstreiter gefunden und die Aufgaben verteilt werden. „Das war uns eine Lehre. Ab jetzt versuchen wir immer, ein paar Achtklässler zu uns zu holen. Sozusagen als nächste Generation“, so Laura Csipai.
Für ihr Engagement wurden die Kleinmachnower Schüler im vorigen Jahr erneut beim Wettbewerb Energiesparmeister ausgezeichnet. Dieses Mal gab es Silber und damit verbunden wieder ein Preisgeld. „Wir werden demokratisch abstimmen, wie wir das Geld investieren“, sagt Emilie Winhoff. „Wir alle sind getrieben von dem Gedanken, möglichst viel Plastik einzusparen und so unserer Umwelt zu helfen. Ich denke, wir werden eine gute Möglichkeit finden, das Geld in diesem Sinne anzulegen.“
Emilie Winhoff, Laura Csipai und Paul Csipai finden es spannend, wie sich Ihre Gedanken immer wieder um den Erhalt und die Entwicklung ihrer Schülerfirma drehen. „Wir beobachten das eigentlich immer. Die Mädchen und Jungen beginnen – ohne es zu merken – wie Unternehmer zu denken“, sagt Stefanie Schilling von der IHK-Stiftung. „Buchhaltung, Personalmanagement, Einkauf, Lagerung, Abrechnung und Werbung sind Themen, die sonst in der Schule nicht und schon gar nicht so praxisbezogen gelehrt werden.“ Aus diesem Grund unterstützt die Stiftung „Fachkräfte für Brandenburg“ der IHK Potsdam seit Jahren Schulen, die eigene Schülerfirmen haben.
„Auszeichnungen, erst Recht auf Bundesebene, sind da nur das i-Tüpfelchen. Wichtig für uns ist die kontinuierliche Arbeit der Schulen. Und die unterstützen wir gerne“, so Stefanie Schilling.

Kontakt

Stefanie Schilling
Stefanie Schilling
Referentin Stiftung "Fachkräfte für Brandenburg"
Geschäftsbereich Bildung