Ein Herz für den Nachwuchs

Reinhard Porazik ist hauptberuflicher Gewerkschaftssekretär des DGB für Westbrandenburg. Der gelernte Elektriker war zunächst ehrenamtlicher Betriebsrat beim Fahrzeugbau in Hennigsdorf. Ab 1992 baute er den DGB im Land Brandenburg mit auf. Seit 25 Jahren ist er als Arbeitnehmervertreter Mitglied im Berufsbildungsausschuss. Die Mitglieder werden durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg berufen. Er setzt sich zusammen aus sechs Vertreter n der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer sowie sechs Vertretern der Berufsschulen. Der Ausschuss setzt sich in der Region für eine zukunftsorientierte Ausbildung ein und passt zum Beispiel Ausbildungsinhalte an veränderte Anforderungen an. Reinhard Porazik engagiert sich hier, weil ihm die duale Berufsausbildung besonders am Herzen liegt. Er möchte, dass mehr Jugendliche darin ihre Perspektive sehen und dass die Unternehmer die Ausbildung als wichtigste Ressource zur Fachkräftesicherung erkennen.
FORUM - Das Brandenburger Wirtschaftsmagazin hat nachgefragt:
Herr Porazik, Wie sieht die Ausschussarbeit aus?
Wir treffen uns mindestens zweimal im Jahr und beraten, wie Gesetzesänderungen in der Praxis umgesetzt werden. Das geschieht, wenn sich Berufsbilder ändern oder neue Berufe entstehen, wie der KFZ-Mechatroniker oder der Elektroniker. Berufsbildung ist Ländersache. Aber ich finde es wichtig, dass es einen bundesweiten IHK-Abschluss mit vergleichbaren Anforderungen gibt. Es gibt ein Bundesinstitut für Berufsbildung, das Empfehlungen ausspricht. Die Umsetzung erfolgt hier vor Ort. Unser Ausschuss kann Einfluss nehmen. Ein aktuelles Beispiel ist die Einführung des digitalen Azubi-Berichtshefts, für das es viele Ideen und Vorstellungen gibt.
Und was sind die größten Herausforderungen?
Das was wir Transformation nennen. Der Wandel aller Gesellschaftsbereiche durch eine geänderte Energiepolitik, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Fachkräftesicherung. Die Berufsbildung ist bei allem mittendrin und soll den Weg für die Zukunft ebnen. So hat sich unser Ausschuss über Jahre dafür eingesetzt, dass im Land Brandenburg Berufsschullehrer als Studienfach angeboten wird. Es soll in diesem Jahr erstmals an der UNI Potsdam gelehrt werden. Sehr spät, wenn man bedenkt, wie lange so eine Ausbildung dauert.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in dem Ausschuss?
Bei der Berufsbildung haben wir doch ein gemeinsames Ziel. Ich habe es in der ganzen Zeit nicht erlebt, dass wir ohne ein Ergebnis auseinandergegangen sind.
Welchen Stellenwert hat Ausbildung bei den Unternehmen?
Die Zahl der Schulabgänger wird kleiner, während viele ältere Mitarbeiter in Rente gehen. Davor kann niemand die Augen verschließen. Ich kann immer nur dazu ermuntern, auszubilden und somit selbst etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun. Die IHK und die Handwerkskammer, wo ich ebenfalls im Berufsbildungsausschuss bin, tun eine Menge, um für die Berufsbildung zu werben. Ich denke hier zum Beispiel an die Stiftung „Fachkräfte für Brandenburg“ der IHK, die die frühzeitige Berufsorientierung an den Schulen fördert.