Mehr Mut!

Jens Wanke ist einer der Geschäftsführer der Wanke & Krebs GmbH & Co. KG, einer Finanzberatung mit Geschäftsstellen in Zossen, Luckenwalde und Berlin. Außerdem ist er Vorsitzender des Finanzdienstleistungsausschusses sowie ehrenamtlicher Rechnungsprüfer für den IHK-Haushaltsausschuss, der für die Finanzen der Kammer zuständig ist. Mit seiner Kandidatur für die Vollversammlung unterstrich Jens Wanke die gewachsene Verantwortung, die der IHK für seine Branche übertragen wurde. ­Finanzdienstleistungen waren früher nicht erlaubnispflichtig, eine einfache Gewerbeanmeldung reichte aus. Jetzt lassen die IHKs Finanzdienstleister zu, die eine entsprechende Ausbildung oder Berufserfahrungen nachweisen können. Die Zulassungspflicht soll die Beratungsqualität verbessern und den Verbraucherschutz erhöhen. Jens Wanke ist gern in der Vollversammlung, weil er den Gedankenaustausch mit Vertretern anderer Branchen als sehr bereichernd empfindet. Er sagt: Manchmal dachte ich schon, wir Finanzdienstleister würden die größten Veränderungen erleben. Jetzt weiß ich, dass sich in der Wirtschaft gerade alles verändert.

FORUM - Das Brandenburger Wirtschaftsmagazin hat nachgefragt:
Herr Wanke, was sind denn die gemeinsamen Probleme der Wirtschaft?
Die größte Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Ein großes Problem ist die überbordende Bürokratie. Ich sehe das auch bei uns. Die Versicherungsverträge wurden immer umfangreicher. Kaum einer liest sie sich noch durch, viele verstehen sie nicht.
Worauf sollte die IHK drängen?
Die Arbeitsfähigkeit der Wirtschaft verbessern, anstatt sie immer stärker zu regulieren. Die Brandenburger Wirtschaft lebt von Dienstleistungen. Sie machen die Lebensqualität für die Bürger aus, Bürokratie verteuert sie. Das alles ist nicht neu, aber wir dürfen uns damit nicht zufriedengeben.
Was ist Ihre Idee gegen den Fachkräftemangel?
Neues Denken in den Personalabteilungen, wie es viele schon praktizieren. Bewerber erwarten gutes Geld und zusätzliche Urlaubstage. Sie fragen aber auch nach betrieb­lichen Renten, einer privaten Kranken-Zusatzversicherung, Fahrkosten oder einem Jobrad. Nachhaltigkeit ist bei jungen Leuten zu einem großen Thema geworden. Und natürlich muss ich meine langjährigen Mitarbeiter einbeziehen, sonst sind sie weg.
Welche Aufgaben würden Sie der Brandenburger Politik aufgeben?
Die IHKs in Brandenburg und Berlin beraten regelmäßig gemeinsam, was die Wirtschaftsentwicklung in der Metropolregion braucht, nämlich vor allem Verkehrsinfrastruktur und Datennetze. Brandenburg hat eine insgesamt sehr gute Wirtschaftsentwicklung vorzuweisen. Wichtig ist eine gut funktionierende Landesregierung, da ist Kompromissbereitschaft gefragt.
Und in Deutschland: Wo sehen Sie Chancen?
Deutschland sollte investieren, um bei der Künstlichen Intelligenz (KI) im Weltmaßstab mitzuspielen. Ich sehe da mehr Bedenken als Mut. Junge Leute fragen mich, ob sie als Versicherungsvertreter noch eine Zukunft haben. In meinen 35 Berufsjahren wurde meine Branche mehrfach totgesagt: weil die Direktversicherungen kamen, wegen des Internets, jetzt vielleicht wegen der KI. Ich denke, dass qualifizierte Beratung und dauerhafte Kundenbeziehungen weiterhin die Chance für Dienstleistungen in Deutschland sind.