Die Oder: Hinweise für Touristiker und Gäste

Das Fischsterben am Fluss Oder im August 2022 hat viele am Fluss lebende und arbeitende Menschen, Unternehmer und Unternehmerinnen und Reisende in der Region zu Betroffenen gemacht. Auf dieser Seite versuchen wir Informationen zusammen zu stellen, die hilfreich sein könnten, einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen zu bekommen. Es handelt sich um eine Sammlung von Sekundärmaterial und Wissen aus Quellen zweiter Hand. Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine Haftung.
Fehlende Informationen zu den Ursachen und den Auswirkungen ließen viele rat- und hilflos, überfordert und mit wirtschaftlichen Einbußen zurück. Nicht nur das massive Fischsterben an der Oder selbst, insbesondere die mediale Berichterstattung haben sich negativ auf den Tourismus in der Region ausgewirkt. Stornierungen gebuchter Reisen, Aktivitäten oder Tagesausflüge waren die Folge. Noch heute zögern Gäste, einen Urlaub in der Oder- und in den Nachbarregionen zu buchen. Darunter leiden Kanu- und Radverleiher, Naturwanderführer, Hotel, Pensionen und Gastronomie. Der wirtschaftliche Schaden für touristische Anbieter ist sehr groß.

Umfrage Betriebliche Auswirkungen und Betroffenheit

Die tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH führte in Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Nationalparks Unteres Odertal eine Anbieterbefragung zu betrieblichen Auswirkungen und Betroffenheit von der Oderkatastrophe durch. 
Die Umfrage richtete sich primär an touristische Anbieter (Unterkünfte, Gastronomie, Freizeitanbieter, Fahrrad- oder Bootsverleiher etc.), die mit dem Ausführungsort ihres Betriebes in der Oderregion (Angermünde, Schwedt/Oder und Gartz (Oder) mit ihren jeweiligen Ortsteilen sowie Lunow-Stolzenhagen) liegen und unmittelbar von der Oderkatastrophe betroffen waren. 
Die Fragen thematisieren insbesondere die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Betrieb, sprich Umsatz- und Nachfrageentwicklungen in 2022 sowie Überblick zur aktuellen Buchungssituation. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Bedürfnisse und Forderungen an die politischen Entscheidungsträger zu äußern.
Quelle: tmu

Marketingkampagne “Entweder? Oder!”

Mit dem Slogan „Entweder? Oder!“ hat die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg, die tmu Tourismus Marketing Uckermark und der Seenland Oder-Spree e.V. gemeinsam verstärkt für Reisen und Ausflüge in den Osten Brandenburgs im Frühsommer 2023 geworben. Im Mittelpunkt standen die Naturräume des Nationalparks Unteres Odertal, der Flusslandschaft Oder und des Oderbruchs.
Weitere Informationen zur Kampagne

Kulturerbe Oderbruch

Seit 2022 trägt das Oderbruch als erste Kulturlandschaft das Europäische Kulturerbe-Siegel. Das Projekt “Das Oderbruch – Menschen machen Landschaft” erhielt die Auszeichnung als größte besiedelte Polderlandschaft, da hier die Ideale und Geschichte der EU in besonderer Weise symbolisiert werden. 36 Orte im Oderbruch haben sich der Initiative angeschlossen.
Das Oderbruch erstreckt sich in Brandenburg direkt an der polnischen Grenze von Lebus im Süden bis Hohensaaten im Norden entlang des Flusses Oder. Die Region fasziniert durch eine unvergleichliche Landschaft, Weite und Stille. 
Weitere Informationen: Oderbruchmuseum Altranft

Informationen zum Fischsterben

Umfangreiche Informationen auf den Seiten des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK) mit FAQ, weiterführenden Links und Informationen zur Gewässerüberwachung und dem Statusbericht des BMUV.
Das IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei ist im Rahmen eines Sonderuntersuchungsprogramms vom BMUV beauftragt, Schäden und die Regeneration der Oder zu dokumentieren und zu analysieren.

Status- und Expertenbericht

Im deutschen Bericht des Bundesumweltamts vom 30.9.2022 sind Daten, Ergebnisse und Informationen zusammengefasst. Der polnische Expertenbericht vom 31.3.2023 erfolgte im Auftrag des Polnischen Klima- und Umweltministeriums.

Zustand der Oder

Fischbestand

Über den Landesanglerverband Brandenburg e.V. können über das Online-Formular Fangmeldungen getätigt werden, um belastbare Daten zum Fischbestand zu ermitteln und das geplante Monitoring 2023 zu unterstützen.
Das IfB Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow ist an den Untersuchungen des Fischbestands in der Oder beteiligt. In Probefischungen konnten viele Fischarten in unterschiedlichen Alters- und Größenklassen nachgewiesen werden. Dies lässt einen besseren Zustand der Fischbestände und des Flusses vermuten.
Pressemitteilung “Die Oder ist nicht tot, sie lebt!”, weitere Informationen hier
Es ist zu erwarten, dass es drei bis fünf Jahre braucht, bis die Fischbestände sich erholt haben. Die Muschelbestände würden fünf bis acht Jahre brauchen, um zu sich erholen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, da viele Arten noch vorhanden sind (Quelle IGB).

Messstellen

Zur Erfassung der Wassergüte sind Messstellen u.a. entlang der Oder stationiert, an denen physikalisch-chemische, hydrologische, meterologische und biologische Messgrößen erfasst werden. Sie tragen dazu bei, Störungen früh- bzw. rechtzeitig zu erkennen. 
Die Messstellen liefern konkrete Aussagen zur Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit, Trübung, UV-Absorption, Nitrat-Stickstoff etc.
In Polen werden an 25 festen Punkten zwei Mal pro Woche durch die nationale Umweltinspektion GIOS eine Überwachung der Wasserwerte durchgeführt. Dabei werden Temperatur, Gehalt von Sulfaten, Chlor, Natrium, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor und Phytoplankton ermittelt. Die Ergebnisse sind online abrufbar. Seit 1. April 2023 führen die fünf Oder-Wojewodschaften ein eigenes Monitoring-Projekt, an dem auch das Land Brandenburg beteiligt ist, durch.

Die Brackwasseralge

Die Brackwasseralge konnte sich aufgrund eines sehr hohen Salzgehalts stark vermehren. Das von ihr produzierte Gift ist für die Fische und andere Flussbewohner tödlich und hat damit das massive Fischsterben im August 2022 ausgelöst. Zunächst ist das Algenwachstum beendet, die Alge ist jedoch in sogenannten Dauerstadien zu finden. Es ist zu vermuten, dass diese bei für sie günstigen Bedingungen (trocken, warm) sich vermehren und ausbreiten. Zudem fehlen die Muscheln, die eine filtrierende Wirkung des Wassers haben.

Aktivitäten IHK und Tourismusverbände

Die Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg hat gemeinsam mit den Tourismusverbänden Seenland Oder-Spree und tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH zahlreiche Gespräche mit Verwaltung, Politik und Betroffenen geführt.
In zahlreichen Terminen mit dem MLUK (Umweltministerium) und dem MWAE (Wirtschaftsministerium) haben wir für eine Entschädigungsleistung für touristische Anbieter entlang der Oder gekämpft, um die entstandenen Schäden durch Stornierungen und Ausbleiben der Gäste sowie dem Imageschaden für die Region auszugleichen. Bisher ist es uns nicht gelungen, eine Regelung für einen finanziellen Ausgleich für die Touristiker zu erhalten.
Die Marketingkampagne “Entweder? Oder!” (s.o.) ist ein wichtiger Beitrag zum Imageaufbau der Region, um Gäste für die Region zurückzugewinnen. Eine Befragung der betroffenen touristischen Anbieter (s.o.) soll die Betroffenheit aufzeigen. Daraus lassen sich konkrete Forderungen ableiten.
Am 25.4.2023 fand ein Unternehmerstammtisch mit touristischen Anbieter entlang der Oder in Brieskow-Finkenherd statt. Alle teilnehmenden Unternehmer und Unternehmerinnen berichteten von ihren Erfahrungen im vergangenen Jahr wünschen sich eine bessere und schnellere Information der Fakten. Dafür ist ein Email-Verteiler eingerichtet worden. Wer ebenso dabei sein möchte, meldet sich bei Manuela Neumann (neumann@ihk-ostbrandenburg.de).