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Bürokratie hemmt Unternehmergeist: IHK-Regionalausschuss Grafschaft Bentheim wirft kritischen Blick auf Regulierungsdichte

Die Bürokratiebelastung ist für viele Unternehmen in der Wirtschaftsregion Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim zur Wachstumsbremse geworden. Das machte die aktuelle Sitzung des IHK-Regionalausschusses Grafschaft Bentheim bei den Grafschafter Nachrichten in Nordhorn deutlich.
Laut einer aktuellen IHK-Unternehmensumfrage berichten rund 90 Prozent der Betriebe von steigenden bürokratischen Anforderungen in den vergangenen fünf Jahren. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der befragten Unternehmer gab an, unter den heutigen Bedingungen kein Unternehmen mehr gründen zu wollen. „Das ist ein alarmierendes Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, betonte der Regionalausschussvorsitzende Thomas Kolde. „Wenn Bürokratie Unternehmergeist erstickt, gefährden wir Zukunft, Innovation und Arbeitsplätze.“
Zu den größten Belastungen zählen laut IHK-Umfrage Anforderungen aus dem Datenschutz, statistische Meldepflichten sowie Berichtspflichten im Bereich Nachhaltigkeit. Unternehmen fordern insbesondere kürzere Verfahrensdauern, vereinfachte Antragsunterlagen und die konsequente Umsetzung des Once-only- sowie des One-in, two-out-Prinzips.
Im Anschluss stellte Kerstin Liebelt, Geschäftsführerin der Clearingstelle des Landes Niedersachsen, die Arbeit ihrer Einrichtung vor. Sie setzt sich für mittelstandsfreundlichere Gesetze und praxisgerechte Verfahren ein. „Mit Praxischecks und Werkstattgesprächen haben wir wirkungsvolle Tools an der Hand, um Prozesse zu analysieren, bürokratische Hemmnisse zu erkennen und Empfehlungen für eine bessere Verwaltungspraxis auszusprechen. Das hilft nicht nur kleinen und mittleren Unternehmen, sondern auch den Mitarbeitern in den ausführenden Verwaltungsorganen", so Liebelt.
Die IHK unterstützt diesen Ansatz mit dem eigenen Bürokratiemelder, über den Unternehmen konkrete Vorschläge einreichen können. „Nur wenn wir die alltäglichen Hürden sichtbar machen, können wir sie abbauen“, erläuterte IHK-Juristin Katrin Schweer bei der Vorstellung der IHK-Erhebung.
Auch auf Bundesebene sieht die IHK Handlungsbedarf. Die Bundesregierung habe mit der Modernisierungsagenda zwar erste Schritte zur Entlastung angekündigt – etwa die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen und vereinfachte Meldeverfahren –, doch in der Praxis bleibe der Fortschritt noch aus.
„Wir brauchen Tempo beim Bürokratieabbau“, fordert Kolde. „Deutschland braucht Mut zum Machen statt Papierkram. Nur so bleibt unser Mittelstand stark.“
Der IHK-Regionalausschuss tagt dreimal im Jahr. Dort treffen sich ehrenamtlich tätige Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Mitglieder tauschen sich mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus. Außerdem erarbeiten sie Positionen für die Vollversammlung der IHK.

IHK veröffentlicht Ergebnisse einer Azubi-Umfrage – Azubis starten zufrieden in die Ausbildung, Eltern sind wichtige Ratgeber

Die Ausbildungsanfänger in der Region blicken zufrieden auf ihre Berufswahl. Das zeigt eine Umfrage der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die im September 2025 unter den seit dem 1. August 2025 in regionalen Betrieben in eine Berufsausbildung gestarteten Jugendlichen durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich über 900 Auszubildende.

Für knapp die Hälfte der Befragten (45 %) ist der gewählte Ausbildungsberuf einer von mehreren interessanten Berufen, die für sie in Frage kamen. Ein gutes Viertel (26 %) hat mit dem aktuellen Beruf sogar den eigenen Wunschberuf gefunden. Nur 8 Prozent bezeichnen die begonnene Ausbildung als eine Notlösung.
„Die Umfrage macht deutlich, dass die Jugendlichen ihre Entscheidung für einen Beruf gut abwägen und dabei klare Kriterien im Blick haben. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Familie eine Schlüsselrolle bei der Orientierung spielt“, erläutert Juliane Hünefeld-Linkermann, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung, die Umfrageergebnisse.
Am wichtigsten ist den Auszubildenden, dass ihnen der Beruf Freude macht (74 %). Auch die Aussicht auf gute Zukunftschancen (61 %) und die Passung zu den eigenen Neigungen (49 %) stehen hoch im Kurs. Sicherheit im Beruf nennen 34 Prozent als Beweggrund. Eine hohe Vergütung ist dagegen mit 26 Prozent vergleichsweise weniger ausschlaggebend.
Die meisten jungen Menschen suchen sich bei der Berufswahl Unterstützung bei Eltern und Familie (56 %). Freunde (22 %) sowie Lehrkräfte an allgemein- oder berufsbildenden Schulen (12 %) werden ebenfalls genannt.
Auch bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs setzen die Azubis klare Prioritäten. Entscheidend ist für sie ein positives Image des Unternehmens (71 %) sowie eine nachgewiesene gute Ausbildungsqualität (47 %). Attraktive Arbeitszeiten (39 %) sind ebenfalls gefragt. Die Vergütung spielt auch hier mit 28 Prozent nur eine untergeordnete Rolle.
Im Rahmen der Umfrage wurde auch das bevorzugte Verkehrsmittel zur Ausbildungsstätte erfragt. Für den Weg in den Betrieb oder zur Berufsschule bleibt das Auto das meistgenutzte Verkehrsmittel (41 %). Ein Viertel der Befragten (25 %) nutzt Bus und Bahn, 19 Prozent fahren mit Fahrrad oder E-Bike, und 6 Prozent bilden Fahrgemeinschaften. „Es ist wichtig, dass das landesweite Azubi-Ticket jetzt kommt, damit vor allem auch jüngere Azubis und Azubis im ländlichen Raum ihren Ausbildungsplatz und ihre Berufsschule gut erreichen können“, fordert Hünefeld-Linkermann.
Die IHK unterstützt Ausbildungsbetriebe dabei, ihre Ausbildungsqualität auszuweisen, und bietet dazu das IHK-Qualitätssiegel „Top Ausbildung“ an. Insgesamt 75 Ausbildungsbetriebe der Region wurden bisher damit ausgezeichnet.

IHK-Konjunkturumfrage zum 3. Quartal 2025: Regionale Konjunktur erneut im Rückwärtsgang

Die wirtschaftliche Lage in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bleibt auch zum Ende des dritten Quartals 2025 ungünstig. Der Konjunkturklimaindex der IHK sinkt von 89 auf 82 Punkte und liegt damit weiterhin deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt. „Die Vorschusslorbeeren für die neue Bundesregierung im Frühjahr waren verfrüht – der erhoffte Aufschwung ist bislang ausgeblieben“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Ergebnisse. „Statt eines ‚Herbstes der Reformen‘ deutet sich nun ein ‚Herbst der Kommissionen‘ an. Die notwendigen politischen Entscheidungen lassen damit weiter auf sich warten – aber diese Zeit hat die Wirtschaft schlicht nicht mehr.“
Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen haben sich verschlechtert. So wird die derzeitige Lage von per Saldo 36 Prozent der Betriebe als schlecht beurteilt – acht Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Die Geschäftserwartungen sinken um sechs Prozentpunkte, sodass aktuell per Saldo 16 Prozent der Unternehmen mit noch schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten rechnen. Auch bei den Personal- und Investitionsplänen ist kein Aufschwung in Sicht: Beide Indikatoren bleiben negativ und zeigen, dass die Unternehmen ihre Aktivitäten weiterhin sehr vorsichtig planen. Die Exporterwartungen, die bereits im Vorquartal rückläufig waren, verschlechtern sich nochmals deutlich: Der Saldo sinkt von minus 14 auf minus 23 Punkte.
Drei zentrale Risikofaktoren belasten die regionale Wirtschaft besonders stark: die geringe Nachfrage aus dem Inland, belastende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und hohe Arbeitskosten. Jeder dieser Faktoren wird von mehr als 60 Prozent der Unternehmen als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung genannt – jeweils mit deutlichem Anstieg im Vergleich zum Vorquartal. „Diese drei Faktoren wirken wie Bremsklötze – sie könnten aber durch kluges Handeln der Politik direkt beeinflusst werden“, so Graf.
Die Lage in den einzelnen Branchen bleibt dabei unterschiedlich: Die Industrie steckt weiterhin tief in der Krise, die aktuelle Lage hat sich – ausgehend von einem ohnehin niedrigen Niveau – weiter verschlechtert. In der Bauwirtschaft haben sich sowohl Lage als auch Erwartungen leicht verschlechtert; insgesamt halten sich positive und negative Einschätzungen jedoch noch in etwa die Waage. Im Handel bleibt die Stimmung deutlich gedrückt: Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen werden branchenübergreifend am schwächsten bewertet. Bei den weiteren Dienstleistern zeigt sich ein gemischtes Bild: Unternehmensnahe Dienstleister berichten überwiegend von solider Geschäftsentwicklung, während sich im Gastgewerbe die Konjunkturstimmung leicht eintrübt. Besonders ungünstig betroffen ist das Verkehrsgewerbe, in dem sich die Probleme durch hohe Kosten und umfangreiche regulatorische Anforderungen deutlich verschärfen.
„Die aktuellen Konjunkturergebnisse zeigen deutlich, dass die Wirtschaftspolitik nun nicht länger abwarten kann. Für viele Unternehmen ist es inzwischen sprichwörtlich kurz nach zwölf“, sagt Graf. „Die aktuellen Quartalsdaten der Statistik sowie auch die jüngsten DIHK-Prognosen deuten auf ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft im Gesamtjahr 2025 hin, dies wäre dann das dritte Rezessionsjahr in Folge. Deutschland steht im internationalen Vergleich zunehmend unter Druck.“
Die Kabinettsklausur der Bundesregierung habe mit ihren Beschlüssen – unter anderem zu einer Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung – zwar erste Perspektiven eröffnet. „Dennoch habe frühere Fehler wie das Ausbleiben einer flächendeckenden Strompreisentlastung für alle Betriebe oder das Hin und Her bei den Infrastrukturinvestitionen Vertrauen gekostet“, warnt Graf. „Es ist niemandem zu erklären, wenn trotz eines milliardenschweren Sondervermögens Infrastruktur am Ende weniger Projekte umgesetzt würden als ursprünglich geplant. Auch ein Einstieg in eine Unternehmenssteuerreform ab 2028 oder kleinteilige Änderungen beim Lieferkettengesetz reichen nicht aus.“ Die Wirtschaft brauche jetzt ein Entlastungspaket, das diesen Namen auch verdient.
Hintergrund: Die IHK-Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 335 KB) zum 3. Quartal 2025 wurde vom 18. September 2025 bis zum 6. Oktober 2025 durchgeführt. 297 Unternehmen nahmen teil.

DIHK-Netzwerk „Business Women IHK“ feiert 10-jähriges Jubiläum

Rund 300 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland haben sich jetzt beim bundesweiten DIHK-Netzwerktag der ‚Business Women IHK‘ in München getroffen. Die Veranstaltung feierte ihr 10-jähriges Jubiläum und wurde von der IHK München und Oberbayern gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ausgerichtet.
Business Women
Unter Ihnen nahmen auch sechs Frauen aus unserer Region teil – Angelika Pölking, Vorsitzende des IHK-Finanz- und Steuerausschusses, Ilona Gröninger, stellv. Vorsitzende des IHK-Finanz- und Steuerausschusses, Karen Barbrock, IHK-Projektleiterin, Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Energie, Vera Goebel, Steuerberaterin Steu-Dat und Anja-Lange-Huber, Vizepräsidentin der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim (s. Foto v. l.).
Auf der Agenda des Treffens standen Themen, die aktuell viele Führungskräfte bewegen. Diskutiert wurde etwa, wie Künstliche Intelligenz (KI) vom Schlagwort zum handfesten Werkzeug wird oder wie es gelingt, Teams für KI zu begeistern, ohne die Menschlichkeit aus dem Blick zu verlieren.
„Wir brauchen mehr Gründerinnen und Unternehmerinnen, die den Mut haben, ihre Betriebe auszubauen und zukunftsweisend zu gestalten. Gerade bei der Digitalisierung und beim Einsatz von KI eröffnen sich enorme Chancen für Frauen, die Verantwortung übernehmen wollen“, folgerte Anja Lange-Huber. KI-gestützte Tools erleichtern orts- und zeitunabhängiges Arbeiten - ein Vorteil gerade für Frauen, die häufig noch stärker zwischen Beruf und Familie balancieren müssen. „Netzwerke wie die ‚Business Women IHK‘ sind ein starkes Signal: Frauen können und sollen Wirtschaft verändern“, so Lange-Huber.
Die 'Business Women IHK' haben den Aktionsplan „Werde Unternehmerin“ entwickelt, um Frauen Mut für die eigene Selbstständigkeit zu machen. Das Ziel ist es, mehr Unternehmerinnen, Gründerinnen und Innovatorinnen in Deutschland zu gewinnen, denn laut der DIHK liegt der Frauenanteil an allen Gründungen lediglich bei rund 30 Prozent, bei Patenanmeldungen bei knapp 8 Prozent und bei der Unternehmensnachfolge bei etwa 22 Prozent.
Das bundesweite Netzwerk "Business Women IHK" wurde 2014 gegründet und vereint heute rund 300 Unternehmerinnen, die sich bundesweit ehrenamtlich in IHK-Vollversammlungen und Fachausschüssen engagieren.
Das nächste „Business Women IHK“ findet im Oktober 2026 in Hannover statt.

Tourismus: Nach verhaltenem Start zeigt sich ein positiver Blick auf die zweite Jahreshälfte

Die Tourismusregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim blickte 2024 noch auf ein starkes Jahr zurück: Mit über 5,6 Millionen Übernachtungen sicherte sie sich Platz drei unter den beliebtesten Reisezielen in Niedersachsen – hinter der Nordseeküste und der Lüneburger Heide.

In den ersten fünf Monaten des Jahres hingegen verzeichnete die Region einen leichten Rückgang, die Übernachtungszahlen lagen knapp vier Prozent unter dem Vorjahresniveau. Erst im Juni und Juli hat sich die Nachfrage erholt und die Anzahl der Übernachtungen liegt mit 3,2 Millionen ähnlich hoch wie im Vorjahr. „Die Übernachtungszahlen sind auf einem stabilen Niveau. Das ist eine gute Nachricht in wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeiten“, so Katja Sierp, IHK-Projektleiterin Tourismus und Gesundheitswirtschaft.
Denn die aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage sowie der Frühjahrsumfrage der IHK Niedersachsen zeigten, dass der wirtschaftliche Druck auf die Tourismusunternehmen weiterhin hoch sei. Über 30 Prozent der Unternehmen erwarten eine ungünstigere Entwicklung der Geschäftslage.
Das größte Risiko der Branche bleibt der Fachkräftemangel (60 %). Danach folgen die Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Diese werden jeweils von mehr als 50 Prozent der Befragten genannt. Ebenfalls gaben mehr als 50 Prozent der Unternehmen an, ihre Personallücken längerfristig nicht schließen zu können, da passendes Personal fehlt.
„Die Tourismusbetriebe brauchen daher dringend Entlastungen. Stattdessen werden sie vereinzelt auf kommunaler Ebene sogar noch zusätzlich belastet, etwa mit der Einführung einer Beherbergungssteuer. Das ist in der aktuellen Situation unvernünftig“, erklärte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Energie. „Unsere Unternehmen brauchen dringend mehr Handlungsspielräume und Investitionssicherheit. Kann sich der Tourismus in der Region nicht weiterentwickeln, hat das negative Folgen für unsere Region und den Tourismusstandort Niedersachsen insgesamt“, mahnte Schweda.
Mit der Senkung der Umsatzsteuer auf Speisen und der Flexibilisierung der Arbeitszeit fänden zwar langjährige Forderungen der Branche im Bundeshaushalt sowie im Koalitionsvertrag Berücksichtigung. Das reiche jedoch nicht aus. Im Detail erhoffe sich die Branche von der neuen Bundesregierung deutliche Erleichterungen durch den Abbau von Bürokratie und steuerliche Anreize für Investitionen.