Infrastruktur im Landkreis Grafschaft Bentheim
Für einen attraktiven und wachstumsfähigen Wirtschaftsstandort ist eine moderne und leistungsstarke Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Energie und Kommunikation unerlässlich. Der Landkreis Grafschaft Bentheim zeichnet sich in vielen Bereichen durch eine hohe Qualität der Infrastruktur aus.
Damit diese hohe Qualität der Infrastruktur auch in Zukunft als eine wichtige Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg gewährleistet bleibt, darf die Instandhaltung der vorhandenen Infrastruktur nicht vernachlässigt werden. Zudem ist durch den bedarfsgerechten Aus- und Neubau die Infrastruktur stetig zu verbessern.
Konkret muss die Verkehrsinfrastruktur weiter verbessert werden, um die Mobilität und Erreichbarkeit in der Region zu sichern. Von besonderer Bedeutung ist ebenfalls eine sichere und kostengünstige Energieversorgung, die den Herausforderungen der Energiewende entspricht, sowie eine zukunftsorientierte Kommunikationsinfrastruktur, die einen schnellen und flächendeckenden Zugang zu Breitband- und Mobilfunknetzen garantiert.
Um die regionale Infrastruktur weiterzuentwickeln, sind der regionalen Wirtschaft folgende Positionen wichtig:
Straßeninfrastruktur optimieren
Der verkehrlichen Erreichbarkeit über das Straßennetz kommt für die regionalen Unternehmen eine wichtige Bedeutung zu. Faktisch hemmen bisweilen ein unzureichender Zustand der Verkehrsinfrastruktur sowie Einschränkungen und zähflüssiger Verkehr, insbesondere zu Stoßzeiten, die Mobilität.
Die Kommunen tragen Verantwortung für den Neubau und Erhalt der lokalen Straßenverkehrsinfrastruktur, insbesondere der Kreis- und Gemeindestraßen, und für eine gute verkehrliche Erreichbarkeit von Industrie- und Gewerbegebieten sowie der Innenstädte, auch mit dem privaten Pkw. Zusätzlich benötigen wichtige überregionale Infrastrukturprojekte häufig des Rückenwinds durch die lokale Politik.
Zur Optimierung der Straßeninfrastruktur sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Unterhaltung des Straßennetzes als Priorität in den Haushalten der Städte und Gemeinden sowie des Kreises festsetzen
- Aktuellen Zustand der Verkehrswege transparent darstellen und erforderliche Baumaßnahmen aufzeigen
- Ausreichende Haushaltsansätze für die Sanierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sicherstellen
- Straßenbauprojekte, die im Bundesverkehrswegeplan im „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft sind, rasch umsetzen, beispielsweise die Verlegung der B 213 bei Lohne
- Im Falle von Landes-/Bundesstraßen: Bei den zuständigen Behörden und übergeordneten Stellen für eine rasche Verbesserung des Straßenzustandes einsetzen
- Durch ausreichend Personalressourcen ausreichende Planungskapazitäten schaffen (Land)
- Baustellenmanagement verbessern, insbesondere durch nachvollziehbare Priorisierung der Baumaßnahmen, frühzeitige und nachvollziehbare Kommunikation der Sanierungsarbeiten (gegenüber den Betroffenen), Vermeidung von Vollsperrungen sowie Sicherstellung der Erreichbarkeit von Gewerbebetrieben und Innenstädten
- Bei Sanierungen von Straßen und Leitungen auf innovative Techniken wie grabenlose Rohrsanierung setzen, um Behinderungen gering zu halten
- Anzahl öffentlich zugänglicher Schnellladepunkte erhöhen
Schieneninfrastruktur/-verkehr befördern
Auch im Landkreis Grafschaft Bentheim bleibt die Straße auf absehbare Zeit Hauptverkehrsträger. Daneben kommt aber auch dem Schienenverkehr eine wachsende Bedeutung zu. Damit mehr Güter auf der Schiene transportiert werden können und somit der Straßenverkehr entlastet werden kann, braucht der Schienengüterverkehr leistungsfähige Schienenverbindungen und Optimierungen der Umschlagmöglichkeiten in den Binnenhäfen.
Der Lokwechsel in Bad Bentheim auf der IC-Strecke zwischen Amsterdam und Berlin ist seit Ende 2023 nicht mehr notwendig, was eine verkürzte Reisezeit auf der wichtigen West-Ost-Achse bedeutet. Zudem wird der Schienenpersonenverkehr auf der Strecke Bad Bentheim - Neuenhaus sowie der Schienengüterverkehr zwischen Bad Bentheim und Coevorden in den Niederlanden betrieben. Eine Verbesserung der Schieneninfrastruktur sowie die Optimierung des Schienenverkehrs würde die Mobilität der Region weiter verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung stärken.
Zur Optimierung der Schieneninfrastruktur und des Schienenverkehrs sind folgende Maßnahmen wichtig:
- West-Ost-Achse durch Einführung eines Stundentaktes stärken
- Schieneninfrastruktur zwischen Bad Bentheim und Löhne für eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von zunächst 160 km/h ertüchtigen
- Zweigleisigen Ausbau auf dem Abschnitt Dortmund–Münster weiter voranbringen
- Schienenpersonennahverkehr weiterentwickeln, beispielsweise durch Weiterführung der Strecke Bad Bentheim–Gronau, durch eine direkte Verbindung von Rheine nach Nordhorn (insbesondere durch Realisierung der Ostkurve Bad Bentheim) und durch die Reaktivierung der Strecke Neuenhaus–Coevorden für den Schienenpersonennahverkehr
- Verbindung Bad Bentheim–Emlichheim elektrifizieren
- Taktverdichtung hin zu einem halbstündigen Takt auf der Verbindung Nordhorn–Neuenhaus prüfen
- Zugmaterial insb. auf der West-Ost-Achse modernisieren (z.B. Einsatz ICE L)
- Komfort und Zuverlässigkeit bei Umstiegen steigern, Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit in den Bahnhöfen sicherstellen, Flächendeckende Verfügbarkeit von mobilem Internet und Mobilfunk in den Zügen sicherstellen
- Regionale Voraussetzungen für eine stärkere Nutzung des Einzelwagenverkehrs schaffen (Reaktivierung betrieblicher Gleisanschlüsse, Zugkopplungsmöglichkeiten)
- Güterverkehrszentrum Coevorden/Emlichheim voranbringen
- Innovative Mobilitätskonzepte auf ihre wirtschaftliche Realisierbarkeit prüfen und ggfs. umsetzen, Nah- und Fernverkehr an ausgewählten Bahnhöfen besser verknüpfen
ÖPNV-Angebot verbessern
Die erfolgreiche Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus stellt eine wesentliche Verbesserung des ÖPNV-Angebotes dar. Dies bringt erhebliche Veränderungen für das Busliniennetz mit sich, weil die Bahnhöfe als multimodale Knotenpunkte in den Buslinienfahrplan eingebunden werden und der Betrieb paralleler Bahn- und Buslinien aus wirtschaftlichen Gründen vermieden werden kann.
Zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Schienenpersonennahverkehr bis nach Emmen ausbauen, sofern die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden kann
- Gute Verknüpfung von SPNV und Buslinien sicherstellen
- Elektroladestationen anbinden
- Leih-/Sharingsysteme für Fahrräder, Roller und PKW einrichten und ausbauen
FMO zukunftssicher aufstellen
Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) ist für viele Unternehmen aus der Region ein wichtiger Standortfaktor. Der FMO stellt die Verbindung der Region zu den Wirtschaftsmetropolen weltweit her. Er bietet im Vergleich zu anderen internationalen Verkehrsflughäfen viele Vorteile: etwa die gute Erreichbarkeit aus der Region, kurze Wege und schnelle Abfertigung.
Bei der Weiterentwicklung des FMO kommt dem Geschäftsreiseverkehr gerade mit Blick auf international aktive Unternehmen der Region besondere Bedeutung zu. Aktuell kam es hier zu Verschlechterungen, etwa durch den Verlust der Anbindung an das internationale Drehkreuz Frankfurt. Weitere Herausforderungen für den FMO ergeben sich durch die bis zum Jahr 2030 angestrebte Klimaneutralität.
Zur zukunftssicheren Aufstellung des FMO sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Erreichbarkeit des FMO verbessern, u. a. aus den Niederlanden sowie über eine verbesserte ÖPNV-Anbindung insgesamt
- Flugangebote zu für die Wirtschaft relevanten Destinationen erweitern (z. B. Osteuropa)
- Anbindung an möglichst mehrere internationale Drehkreuze sichern und ausbauen (z.B. München, London, Paris), ggf. durch neue Carrier
- Wiederaufnahme der Drehkreuzverbindung mit Frankfurt
- Regionale Identifikation mit dem FMO stärken, etwa bei Abgeordneten
- Angestrebte Klimaneutralität des FMO umsetzen
- Vorhandene Infrastruktur für die Erforschung und Erprobung klimaschonender Technologien nutzen
- Ungenutzte Flächen einer wirtschaftlichen Nutzung zuführen (Freiflächen, Terminals)
Energiewende zum Erfolg führen
Für die Wirtschaft geht die Energiewende mit erheblichen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen einher. Sie birgt allerdings auch Chancen, beispielsweise durch weltweit größer werdende Absatzmärkte für energieeffiziente und klimaschonende Produkte. So ergeben sich für die Unternehmen beispielsweise im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus oder bei den Dienstleistungen zahlreiche neue Geschäftsmöglichkeiten.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien schreitet schneller voran als der Ausbau der notwendigen Netzinfrastruktur. Das führt dazu, dass die technische Stabilisierung der Netze immer anspruchsvoller und teurer wird. Einen Großteil dieser Kosten trägt die Wirtschaft über ständig steigende Netzentgelte.
Zugleich nimmt die Akzeptanz neuer Hoch- und Höchstspannungstrassen bei den Anliegern ab. Viele Anlieger erheben den Anspruch, dass diese Trassen zumindest in Siedlungsnähe als Erdverkabelung ausgeführt werden. Hierfür sind die Kosten allerdings um ein Mehrfaches höher und die Lebensdauer ist kürzer als bei einer Freileitung. Eine durchgängige Erdverkabelung ist deshalb in der Regel weder gesetzlich vorgesehen noch großtechnisch realisierbar und würde eine deutliche Erhöhung der Leitungskosten im Strompreis verursachen. Insofern wird der erforderliche Netzausbau auch in unserer Region vor allem in Form von Freileitungen erfolgen.
Der Landkreis Grafschaft Bentheim hat die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den letzten Jahren deutlich ausgebaut (insbesondere Windenergie). Dennoch gibt es weiter großes Potenzial für den Zubau von Wind- und Photovoltaikanlagen. Der Westen Niedersachsens entwickelt sich zudem zu einem Wasserstoffzentrum in Deutschland. Das Wasserstoffkernnetz quert die Grafschaft Bentheim mehrfach, was ihn in Hinblick auf die Energiewende in eine gute Ausgangsposition bringt. Nichtsdestotrotz bleiben die Herausforderungen vielschichtig. Insbesondere wird die vollständige Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien nicht binnen kurzer Frist umsetzbar sein. Vor diesem Hintergrund bleibt auch die stark in der Region vertretene Förderindustrie weiterhin ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Um die Energiewende zum Erfolg zu führen sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Energy Hubs und Projekte zur gemeinsamen Energieversorgung von Gewerbe- und Industriegebieten entwickeln, eigene Stromerzeugung aus Wind- und Solaranlagen in Industrie und Gewerbe unterstützen, Power Purchase Agreements (PPAs) fördern
- Windkraft und Freiflächenphotovoltaik durch zügige Planungsverfahren und regionale Raumordnung stärken, inklusive Vorranggebieten, Repowering und Projekten entlang von Autobahnen
- Energiewende als Grundlage für die Start-up-Szene fördern
- Räume und Flächen für Energie-Innovationen schaffen, einschließlich Quartiersspeichern und der Nutzung von industrieller Abwärme (im Rahmen von kommunaler Wärmeplanung)
- Kompetenzen in Speicher- und Wasserstofftechnologien sowie entsprechende Projekte in der Region weiterentwickeln
- Potenzial der Biogasanlagen für Strom- wie Wärmeversorgung nutzen
- Planerische und genehmigungsrechtliche Grundlagen für Förderungen von Erdöl und Erdgas weiterhin sicherstellen (Land)
- Regionale Anschlüsse an das Wasserstoffkernnetz frühzeitig sicherstellen – für die Verteilnetzebene oder direkte Anschlüsse von Einspeisern bzw. Großverbrauchern
- Bau kostengünstiger und zuverlässiger Übertragungs- und Verteilnetze beschleunigen und Netzanschlusskapazitäten schaffen
- Dialog zwischen Netzbetreibern und Anliegern fördern, Mehrkosten durch Trassenverschiebungen oder Erdverkabelung transparent darstellen
Kommunikationsnetze weiter ausbauen
Für eine erfolgreiche Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 ist eine flächendeckende Gigabit-Versorgung erforderlich. Genauso braucht es eine flächendeckende Mobilfunkversorgung, die wiederum für zukunftsweisende Technologien entscheidend ist, wie zum Beispiel das autonome Fahren.
In den vergangenen Jahren ist im Landkreis Grafschaft Bentheim viel in den Breitbandausbau investiert worden. Sämtliche Gewerbegebiete, Schulen, Kliniken und Verwaltungsgebäude sind im Landkreis mit Glasfaser erschlossen. Durch erhebliche Ausbauvorhaben der Breitbandgesellschaft und des Marktes ist der Landkreis – im Wesentlichen bis auf eine Ausnahme im Außenbereich von Nordhorn mit ca. 300 Adressen - mit 100 Mbit/s versorgt. Darüber hinaus muss auch eine zuverlässige Mobilfunkabdeckung sichergestellt sein. Die hierbei aktuell angewandte Methode, bei der Mobilfunkmasten an das bestehende Glasfasernetz angeschlossen werden, könnte wirksam sein, um verbleibende Lücken im Mobilfunknetz zu schließen.
Um die Kommunikationsnetze weiter auszubauen sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Bestehende Versorgungslücken der Breitbandversorgung zügig schließen
- Gute Abdeckung in puncto Breitbandversorgung nutzen, um eine erfolgreiche Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 voranzubringen
- Flächendeckend störungsfreie Mobilfunkverbindungen schaffen, bspw. durch Anschluss weiterer Mobilfunkmasten an das Glasfasernetz und Stabilisierung der Netze in den „grauen Flecken“
- 5G-Versorgungslücken schließen und 6G perspektivisch voranbringen
- Genehmigungsverfahren für Antennenstandorte vereinfachen und beschleunigen
- Öffentliche WLAN-Netze ausbauen
- Verfügbarkeit und Stabilität der vorhandenen Mobilfunknetze verbessern