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Nr. 3761890

Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft macht Region zukunftsfest: IHK-Regionalausschüsse Emsland und Region Osnabrück beraten gemeinsam

Erstmals in der jüngeren Vergangenheit haben die IHK-Regionalausschüsse Landkreis Emsland und Region Osnabrück gemeinsam getagt. „Damit setzen wir ein klares Signal: Wirtschaft hört nicht an Landkreisgrenzen auf. Wir wollen die Zusammenarbeit stärken und voneinander profitieren“, betonten die Ausschussvorsitzenden Hendrik Kampmann (IHK-Regionalausschuss Landkreis Emsland) und Sebastian Kotte (IHK-Regionalausschuss Region Osnabrück) zu Beginn der Sitzung. Das Treffen fand auf dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück statt und verdeutlichte dadurch nicht nur, wie kommunenübergreifende Kooperation gelingen kann, sondern auch, wie Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten
„Praxisverzahnung und Interdisziplinarität sind zwei meiner Kernanliegen“, sagte Prof. Dr. Liane Haak, seit März 2025 Dekanin der Fakultät Management, Kultur und Technik der Hochschule Osnabrück in Lingen, während sie den Ausschussmitgliedern die Angebote des Campus Lingen vorstellte. Daher wolle sie die Zusammenarbeit mit Unternehmen ausbauen und dadurch die regionale Verankerung der Hochschule in Lingen stärken.
Marc-André Burgdorf, Landrat des Landkreises Emsland, lenkte den Blick auf den Wirtschaftsstandort Emsland und seine Zukunft. „Wir wissen mit den Herausforderungen, die struktureller Wandel, Digitalisierung, demografische Veränderungen und sozialökologische Transformation mit sich bringen, umzugehen“, betonte er. Dies zeige auch der aktuelle Prognos Zukunftsatlas 2025, in dem das Emsland Platz 55 von 400 belegt. Im Zukunftsatlas wird die Zukunftsfestigkeit von Kreisen und kreisfreien Städten anhand bestimmter Indikatoren bewertet. Als zukunftsweisende Projekte im Emsland wurden dieses Jahr unter anderem der Breitbandausbau und die Einführung eines Telenotarztes genannt.
Im weiteren Verlauf der Sitzung widmeten sich die Ausschussmitglieder Unternehmensgründungen und Start-ups. Prof. Dr. Benjamin Jung, Gründungsbeauftragter der Fakultät Management, Kultur und Technik, zeigte auf, wie der Campus Lingen Gründungen fördert. Florian Stöhr, Geschäftsführer der Osnabrücker Seedhouse Accelerator GmbH, erörterte die regionale Entwicklung der Start-up-Szene. Beide hoben hervor: „Egal ob in der Fläche oder in der Stadt – Netzwerke spielen für den einzelnen Gründer eine tragende Rolle und bieten Unternehmen Chancen auf Innovationen und Weiterentwicklung.“
Die IHK-Regionalausschüsse tagen jeweils dreimal im Jahr. Dort treffen sich ehrenamtlich tätige Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Mitglieder tauschen sich mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus. Außerdem erarbeiten sie Positionen für die Vollversammlung der IHK.

Haren: Mit niedrigen Steuern zu starkem Wachstum

Die Stadt Haren (Ems) ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitik zu guten Ergebnissen führt: IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf und Harens Bürgermeister Markus Honnigfort haben jetzt gemeinsam die Standortpolitik der Stadt in den Blick genommen. Dabei wurde deutlich: Haren verbindet niedrige Steuersätze mit starken Wachstumszahlen und einer der solidesten Haushaltslagen in ganz Niedersachsen. Kritisch bewerten beide jedoch einige der aktuellen Rahmenbedingungen für Kommunen durch Land und Bund.
„Haren punktet seit Jahren mit deutlich unterdurchschnittlichen Hebesätzen für die Wirtschaft“, so Marco Graf. Der Gewerbesteuerhebesatz liegt mit 330 Prozent so niedrig wie in keiner anderen Kommune der IHK-Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Niedersachsenweit haben nur acht Kommunen einen noch geringeren Satz. Auch bei der Grundsteuer B, die sowohl private Immobilieneigentümer als auch Unternehmen betrifft, liegt Haren deutlich unter dem Durchschnitt: Mit einem Hebesatz von 300 Prozent bleibt die Stadt auch klar unter dem regionsweiten Durchschnitt von 361 Prozent. „Haren setzt in der kommunalen Finanzpolitik starke Signale für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen.“ Dies zeige sich auch daran, dass der Gewerbesteuersatz seit 2005 unverändert sei.
Aus Sicht der IHK ist die wirtschaftsfreundliche Standortpolitik Grundlage für die starken Wachstumszahlen, die Haren seit vielen Jahren auszeichnen: Sowohl die Einwohnerzahl als auch die Beschäftigung sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. In den letzten zehn Jahren verzeichnete Haren einen Beschäftigungszuwachs von 35 Prozent – weit über dem Durchschnitt der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (plus 20 Prozent) und mehr als doppelt so hoch wie im Land Niedersachsen (plus 15 Prozent). Auch die Einwohnerzahl Harens wächst – in den vergangenen zehn Jahren um fünf Prozent (zum Vergleich: Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: plus vier Prozent, Land Niedersachsen: plus zwei Prozent). „Unter dem Strich ist Haren ein gutes Beispiel dafür, dass niedrige Steuern und eine solide Haushaltsführung am Ende zu mehr Wachstum und damit zu höheren Steuereinnahmen führen können“, so Graf.
Honnigfort betonte: „Unsere Stadt profitiert von einem krisenfesten Branchenmix – vom Tourismus über das verarbeitende Gewerbe bis zur Schifffahrt – und von einer Unternehmermentalität, die auf Macherqualitäten setzt.“ Trotz der in den vergangenen Jahren zunehmend herausfordernden Rahmenbedingungen könne sich auch die Haushaltslage der Stadt sehen lassen: 2025 liegt die Steuerkraft der Stadt erstmals über 50 Millionen Euro. Gleichzeitig sinkt die Pro-Kopf-Verschuldung auf unter 100 Euro – weit unter dem Landesschnitt von 1.900 Euro. Auch die in diesem Jahr geplanten Investitionen in Höhe von rund 32 Millionen Euro werden ohne neue Schulden finanziert.
Eine besondere Herausforderung für die Stadt stellt jedoch weiterhin die Systematik des Kommunalen Finanzausgleichs dar. Kommunen mit Hebesätzen unterhalb des sogenannten Nivellierungshebesatzes – beispielsweise Haren – wird eine fiktive Steuerkraft angerechnet, die höher ist als ihre tatsächliche. Diese Systematik reduziert den Anspruch auf Zuweisungen aus dem landesweiten Finanzausgleich und führt im Fall von Haren sogar dazu, dass Zahlungen zu leisten sind. Dadurch entsteht für Haren im Saldo ein erhebliches Defizit.
„Kommunen mit niedrigen Hebesätzen werden faktisch bestraft, weil ihnen unterstellt wird, dass sie zu geringe Steuereinnahmen erzielen. Das setzt erfolgreiche und wirtschaftsfreundliche Kommunen wie Haren unter Anhebungsdruck – und ist aus unserer gemeinsamen Sicht ein ganz falscher Anreiz“, so Graf und Honnigfort.
Ansprechpartner: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110 oder E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de

„Spätschicht: Industrie!“: Packners investiert in Innovation und Nachhaltigkeit

Mit dem Neubau eines der modernsten Wellpappe-Werke Europas setzt die Packners GmbH am Standort Emsbüren ein starkes Zeichen für Unternehmertum, Mut und Risiko in Zeiten der De-Industrialisierung. Von der Zukunftsinvestition konnten sich Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung jetzt bei der „Spätschicht: Industrie!“ überzeugen, die der Industrielle Arbeitgeberverband (IAV) und die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim organisiert hatten.
Rund 80 Millionen Euro wurden in den neuen Produktionsbetrieb investiert, der am neuen Standort in Emsbüren 2024 in Betrieb ging. Rund 50 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen, sodass das Unternehmen auf rund 115 Mitarbeiter angewachsen ist. In der finalen Ausbaustufe kann Packners jährlich bis zu 250 Millionen Quadratmeter Wellpappe für die Lebensmittelindustrie, den Versandhandel, die Kunststoffindustrie und weitere Bedarfsträger produzieren und verarbeiten. Das Unternehmen setzt auf neue Technologien sowie eine speziell entwickelte IT für eine hochautomatisierte Produktion.
Auf die unübersichtliche Lage bei der Zertifizierung unternehmerischer Nachhaltigkeitsaktivitäten wies Stefan Gausepohl, Head of Sales and Marketing bei der Packners GmbH, hin: „Nachhaltigkeit basiert auf den Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Auch wenn Unternehmen nachhaltige Maßnahmen umsetzen, werden sie im Zertifizierungsverfahren nicht unbedingt positiv bewertet, solange es keine entsprechenden Nachweise gibt, die vollumfänglich den formalbürokratischen Anforderungen entsprechen“, so Gausepohl. Aus eigener Erfahrung berichtete er: Trotz ausschließlicher Versorgung mit grünem Strom, einer Photovoltaikanlage mit 2,3 Megawatt maximaler Leistungsfähigkeit. einem Recyclinganteil von 99 Prozent sowie energieeffizienten Produktionsanlagen, blieb eine hohe Auszeichnung durch den französischen Nachhaltigkeitsanbieter Ecovadis im ersten Jahr aus, da es in vielen anderen Bereichen nicht auf die Taten, sondern auf die Dokumentation ankomme. „Das wechselhafte Dickicht von Berichtspflichten und EU-Regularien erschwert die Dokumentation“, ergänzte der geschäftsführende Gesellschafter Frank Gausepohl.
Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Energie, betonte: „Die Industrie ist das Rückgrat unserer Region. Packners ist in herausfordernden konjunkturellen Zeiten ein industrieller Leuchtturm unserer Region. Veranstaltungen wie die ‘Spätschicht: Industrie!‘ zeigen, wie innovativ und nachhaltig unsere Unternehmen arbeiten und wie wichtig es ist, diese Erfolge auch öffentlich sichtbar zu machen.“ Sabine Stöhr, IAV-Geschäftsführerin, betonte mit Hinweis auf den Unternehmensslogan „Die kluge Kiste“: „Eine Kiste kann nur klug sein, mit klugen Köpfen im Unternehmen – und die hat das Packners-Team. Starke Industrieunternehmen wie dieses sichern die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Region.“
Seit 2013 findet im Rahmen der gemeinsamen Kampagne „Industrie ist Zukunft“ zweimal im Jahr die „Spätschicht: Industrie!“ statt, um direkt vor Ort die wichtige Rolle der Industrie für den Wohlstand des Wirtschaftsraums in der Region zu verdeutlichen.
Ansprechpartnerinnen: IHK, Anke Schweda, Tel.: 0541 353-210, E-Mail: schweda@osnabrueck.ihk.de sowie IAV, Bernadette Grabowski, Tel.: 0541 77068-18, E-Mail: grabowski@iav-online.de oder unter www.industrie-ist-zukunft.de

Fachkräfteeinwanderung: Unternehmen fordern weniger Bürokratie — IHK-Regionalausschuss Emsland tagte bei der emco Group

„Die Unternehmen suchen händeringend qualifizierte Mitarbeiter. Das zeigen unsere IHK-Konjunkturumfragen. Den Bedarf können die Unternehmen auch aufgrund der demografischen Entwicklung nicht vollständig regional decken. Sie brauchen dafür auch Zuwanderung von außen – und die muss deutlich unbürokratischer möglich sein als bisher“, erklärte Maria Borgmann, stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Emsland, bei der jüngsten Ausschusssitzung in Lingen. Gastgeber war die emco Group, deren Geschäftsführer Dr. Andreas Stepping die Mitglieder begrüßte.
Im Mittelpunkt der Sitzung stand das Thema Fachkräfteeinwanderung – mit besonderem Blick auf die Unterstützungsangebote für Unternehmen. Grundlage der Diskussion waren die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Unternehmensumfrage: 78 Prozent der Betriebe aus der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sehen Bedarf an Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten – insbesondere in den Bereichen Fertigung und Produktion. Zugleich gaben 69 Prozent der Befragten an, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz – den offiziellen Rahmen für die Arbeitsmigration – nicht zu kennen.
Dr. Ulf Kemper, IHK-Berater für Fachkräfteeinwanderung, unterstrich im Ausschuss, dass der Beratungsbedarf weiterhin hoch sei. Nahezu 90 Prozent der Unternehmen, die bereits Erfahrung mit der Einstellung ausländischer Fachkräfte gemacht hätten, berichteten von bürokratischen Hürden. Die lange Dauer von Visaverfahren sowie Unsicherheiten bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen seien zentrale Probleme. Positiv sei jedoch, dass sich mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz zusätzliche Wege eröffneten – etwa durch die „Anerkennungspartnerschaft“ oder die neue „Chancenkarte“. Diese Optionen müssten bekannter gemacht werden.
Wie praktische Unterstützung aussehen kann, zeigte Julia Noglik vom Welcome Center der Wachstumsregion Ems-Achse. Sie berät Unternehmen in der Region und begleitet ausländische Fachkräfte von der Anwerbung, den Visa Verfahren, der Einreise bis zur Integration im Betrieb. Dabei reiche die Unterstützung von der Vorbereitung internationaler Interviews bis zu Sprachkursen, betrieblichem Onboarding und Anerkennungsprozessen. Besonders stark sei der Bedarf aktuell in Branchen wie Pflege, Elektronik oder Industrie. Das Welcome Center Team entwickelt für die Unternehmen ein für sie angepasstes Integrationskonzept, mit dem Ziel die Fachkräfte in der Region langfristig zu halten. Auch Recruiting-Reisen – z. B. nach Mexiko und Südafrika – stünden allen Unternehmen der Region offen, unabhängig von einer Mitgliedschaft bei der Wachstumsregion Ems-Achse.
Sabrina Wendt, Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbands Emsland, stellte das Projekt „Perspektive Ems-Vechte“ vor. Ziel sei es, Strukturen zur langfristigen Bindung angeworbener Fachkräfte zu etablieren und Doppelstrukturen in der Region zu vermeiden. Das Projekt umfasse ein breites Spektrum an Maßnahmen, die von der Beratung zu Qualifizierungsmöglichkeiten über die Koordination branchenübergreifender Anwerbeaktivitäten bis hin zu Weitervermittlungsangeboten reichen. Ein besonderer Schwerpunkt liege dabei auf der ganzheitlichen Integration der Fachkräfte, sowohl betrieblich als auch sozial. Zugewanderte Fachkräfte seien eingeladen, die Region als ihr neues Zuhause zu verstehen. Das Projekt – in Kooperation mit der Wirtschaftsvereinigung und der Ems-Achse – läuft zunächst bis Ende 2026. In Abstimmung mit allen Akteuren wird aktuell u.a. ein praxisnaher Leitfaden entwickelt, der Unternehmen eine Checkliste für erfolgreiche Integration an die Hand gibt.
Die IHK kündigte an, Unternehmen künftig noch gezielter zu unterstützen. Mit Dr. Ulf Kemper stehe ein fester Ansprechpartner für Fragen rund um die Fachkräfteeinwanderung bereit. Termine könnten ab sofort vereinbart werden.
Ansprechpartner: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110 oder E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de