IHK-Finanz- und Steuerausschuss: Neue Bundesregierung muss für wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung sorgen

Die Investitionen deutscher Unternehmen sind im Corona-Krisenjahr 2020 um mehr als 13 Prozent gesunken. Und auch im Herbst 2021 zögern noch viele Unternehmen, in Anlagen und Maschinen ihres Unternehmens zu investieren. „Investitionen sind allerdings der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum. Hier muss die neue Bundesregierung mit ihrer Steuer- und Finanzpolitik einen Beitrag leisten, um Blockaden zu lösen“, betonte die Vorsitzende des IHK-Finanz- und Steuerausschusses, Angelika Pölking, im Anschluss an die jüngste Sitzung des Gremiums, die digital stattfand.
Grund für die Zurückhaltung der Betriebe sei neben Lieferkettenproblemen, dem Fachkräftemangel und steigenden Energiekosten auch die hohe Steuerbelastung, die inzwischen in Deutschland deutlich höher als im Durchschnitt der anderen Industriestaaten liege. Im Schnitt würden deutsche Unternehmen auf Betriebsebene mit rund 30 Prozent belastet – sieben Prozentpunkte mehr als das Mittel vergleichbarer OECD-Länder. „Ansatzpunkte für Verbesserungen gibt es genug“, zeigte sich Dr. Rainer Kambeck, Bereichsleiter Wirtschafts- und Finanzpolitik, Mittelstand, beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), in der Ausschusssitzung überzeugt und verwies auf ein neues Positionspapier der IHK-Organisation. Darin werde aufgezeigt, was aus Sicht der Wirtschaft für eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung nach Corona wichtig sei. „Ein starkes Startsignal wäre es etwa, wenn der Gesetzgeber beschleunigte Abschreibungen bis hin zu einer zeitweisen Sofortabschreibung ermöglichen würde. Außerdem würde es die Betriebe entlasten, wenn sie Verluste aus den Jahren 2020 und 2021 leichter mit Gewinnen aus früheren Jahren verrechnen könnten“, konkretisierte Kambeck. Auch die Verkürzung von Aufbewahrungsfristen, die Beschleunigung von Betriebsprüfungen, schnellere verbindliche Auskünfte der Finanzverwaltungen und eine Vereinfachung der Steuererhebung insgesamt böten für die Betriebe in ihrer täglichen Praxis ein großes Entlastungspotenzial.
„Unternehmen brauchen gerade jetzt attraktivere Rahmenbedingungen, um wieder stärker zu investieren. Die nächste Bundesregierung sollte nach vielen Jahren des steuerpolitischen Stillstands dringend für eine Aufbruchstimmung bei den Unternehmen sorgen“, so Angelika Pölking.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Finanzen und Steuern trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.
Das DIHK-Papier „Wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung nach der Corona-Krise“ ist abrufbar unter Nr. 5295414.
Ansprechpartnerin: IHK, Karen Barbrock, Tel.: 0541 353-335 oder E-Mail: barbrock@osnabrueck.ihk.de