IHK bringt Europa ins Klassenzimmer: Austausch mit Berufsschülern
Ob Brexit oder Europawahl – 2019 werden entscheidende Weichen für die Zukunft der Europäischen Union gestellt. Damit Europa auch für die jüngere Generation ein Stück näher rückt, organisierte die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim jetzt einen EU-Projekttag mit Berufsschülern. Das Ziel: Unternehmensvertreter sollten mit jungen Menschen ins Gespräch über Europa kommen. Hierfür konnte die IHK zwei Unternehmensvertreter, Jan Matthes, Leiter Vertrieb Deutschland und Österreich bei der Firma Kampmann GmbH in Lingen und Andreas Gierling, Produktmanager European Roadfreight bei der Firma Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück, gewinnen. Die vier Veranstaltungen mit den Schülerinnen und Schülern der Kaufmännischen Berufsbildenden Schulen des Landkreises Grafschaft Bentheim in Nordhorn (KBS Nordhorn), der Berufsbildenden Schulen Meppen (BBS Meppen) sowie der Berufsbildenden Schulen der Stadt Osnabrück am Pottgraben (BBS Pottgraben) und der Berufsbildenden Schulen Bersenbrück (BBS Bersenbrück) wurden seitens der IHK von Kirsten Schwake, Projektleiterin Bildungspolitik, begleitet.
„Frieden und Wohlstand in Europa sind keine Selbstverständlichkeit. Sie hängen eng mit dem gemeinsamen Binnenmarkt zusammen, der den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräften sichert. Es ist eine wesentliche Zukunftsaufgabe, diese Errungenschaften gegen Protektionismus und Populismus zu schützen. Dazu können wir alle beitragen - als Wähler und engagierte Bürger“, erläuterte Jan Matthes den Berufsschülerinnen und -schülern beim Besuch der KBS Nordhorn und der BBS Meppen. Auch Andreas Gierling stellte den wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aspekt, den der gemeinsame Binnenmarkt mit sich gebracht hat, im Gespräch mit Jugendlichen der BBS Pottgraben und der BBS Bersenbrück heraus: „Dieser ist mit seinem freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräften einer der größten Erfolge der Europäischen Union. Er ist ein Garant für Wachstum und macht aus der EU wirtschaftlich ein internationales Schwergewicht“.
Jan Matthes, Leiter Vertrieb Deutschland und Österreich bei der Firma Kampmann GmbH in Lingen, Kirsten Schwake, IHK-Projektleiterin Bildungspolitik, Frauke Hofschröer, Koordinatorin Berufsschule der KBS Nordhorn und Oliver Hindricks, Ständiger Vertreter des Schulleiters der KBS Nordhorn.
Im Gespräch über Europa: (v.l.) Thomas Kohne, Schulleiter der BBS Bersenbrück, Andreas Gierling, Produktmanager European Roadfreight von der Firma Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück, Kirsten Schwake, IHK-Projektleiterin Bildungspolitik und Janbernd Kröger, Fachlehrer an der BBS Bersenbrück
In den Schulstunden zeigten die Unternehmensvertreter den Auszubildenden anhand von Beispielen aus ihren Betrieben, welche Vorteile die EU für die Wirtschaft allgemein, aber auch ganz konkret für die Unternehmen sowie deren Produkte, Dienstleistungen und Mitarbeiter hat. Dabei betonten sie, dass gerade in globalisierten Märkten gute berufliche Qualifikationen und Fremdsprachenkenntnisse immer wichtiger würden. Hier biete die EU Auszubildenden und jungen Fachkräften durch Austauschprogramme wie ERASMUS+ die Chance, auch im EU-Ausland zu lernen und zu arbeiten. Ein Auslandsaufenthalt verbessere nicht nur die Fremdsprachenkenntnisse junger Menschen, waren sich die Unternehmensvertreter einig. Durch den Kontakt mit anderen Kulturen könnten die Jugendlichen viele berufliche und persönliche Erfahrungen sammeln, die sich positiv auf den privaten Lebenslauf auswirken und sie in ihrer Karriere weiterbringen könnten.
Trotz aller Vorteile wird häufig Kritik an der Europäischen Union geäußert. Deshalb bot der EU-Projekttag auch Gelegenheit, über Vorbehalte zu sprechen. „Als Europaschule ist die europäische Dimension wesentlicher Bestandteil unserer Bildungsarbeit. Wir setzen uns im Unterricht aktiv mit europäischen Inhalten auseinander, kooperieren mit ausländischen Partnerschulen und ermöglichen es unseren Schülerinnen und Schülern, Praktika insbesondere im europäischen Ausland zu absolvieren“, betonte Oliver Hindricks, Ständiger Vertreter des Schulleiters der KBS Nordhorn. Peter Diekmann, Schulleiter der BBS Meppen ergänzte: „In einer Zeit, in der die Europäische Union unter Druck geraten ist und das gemeinsame Projekt teilweise in Frage gestellt wird, sollten wir gerade mit unserer Grenzlage zu den Niederlanden mit jungen Menschen stärker über die Vorzüge Europas diskutieren.“ Auch Ralf Korswird, Schulleiter der BBS Pottgraben und Thomas Kohne, Schulleiter der BBS Bersenbrück waren sich einig, dass viele Erfolge der europäischen Integration heute als selbstverständlich wahrgenommen und daher in der öffentlichen Diskussion nur selten stattfinden würden. Es solle mehr darüber gesprochen werden, wie sich jeder Einzelne einbringen und Europa so mitgestalten könne. Der EU-Projekttag habe hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet, bekräftigten die Schulleiter.
Diskutierten mit Berufsschülern der BBS über Europa: (v.l.) Eckhard Lammers, Stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, Andreas Gierling (Produktmanager European Roadfreight, Firma Hellmann Worldwide Logistics) und Ralf Korswird, Schulleiter der BBS Pottgraben.
Sprachen mit Berufsschülerinnen und -schülern der BBS Meppen über Europa (Mitte v.r.): Jan Matthes, Leiter Vertrieb Deutschland und Österreich bei der Firma Kampmann GmbH in Lingen, Kirsten Schwake, IHK-Projektleiterin Bildungspolitik, sowie Melanie Becker und Britta Bergmann, Lehrkräfte an der BBS Meppen.
Die IHK-Organisation hat ihre wirtschaftspolitischen Ideen unter dem Titel „Für ein Europa – das gemeinsam stärker ist“ zusammengefasst. Die IHK-Vollversammlung hat diese „Europapolitischen Positionen“ am 19. März 2019 beschlossen. Zudem hat die IHK auf ihrer Internetseite ein mit den beiden Europaabgeordneten aus der Region veröffentlicht. Gemeinsam mit den anderen niedersächsischen IHKs ist die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim außerdem dem Bündnis „Niedersachsen für Europa“ beigetreten, das sich zum Ziel gesetzt hat, über die EU und ihre Institutionen zu informieren und zur Teilnahme an der Europawahl am 26. Mai zu motivieren. (20.05.2019)