Niederländisches Unternehmen lobt günstige Standortkosten

IHK-Spitze besucht Pro Gear GmbH in Bad Bentheim
„Zunehmender Protektionismus, Sanktionen und der bevorstehende Brexit belasten aktuell den internationalen Handel. Umso wichtiger ist es für die regionalen Unternehmen, sich auf die europäischen Märkte zu besinnen. Hierzu tragen auch die Unternehmen im IHK-Bezirk mit Wurzeln in anderen EU-Staaten bei.“ Dies erklärte Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, zu Beginn des Betriebsbesuchs der IHK-Geschäftsführung bei der Pro Gear GmbH. Das Unternehmen hat niederländische Eigentümer und ist ein Beispiel für eine größere Anzahl niederländischer Unternehmen, die sich in der Grafschaft – unter anderem im Gewerbepark Bad Bentheim-Gildehaus – angesiedelt haben.
Das 2001 gegründete Unternehmen ist ein Anbieter von Getrieben für Armaturen, etwa für den Rohrleitungsbau oder Pipelinesysteme. Der Technische Direktor Johann Brinkmann skizzierte die dynamische Entwicklung des Unternehmens, das mittlerweile 25 Mitarbeiter beschäftigt: „Die Exporte des Unternehmens gehen vornehmlich in europäische Länder, aber auch in den arabischen Raum und nach Russland.“ Aktuell nehme man zudem den amerikanischen Markt stärker ins Visier.
Pro Gear hatte sich seinerzeit insbesondere aufgrund der Standortkosten für das Gewerbegebiet in Bad Bentheim-Gildehaus entschieden. Während auf der niederländischen Seite Gewerbeflächen für mehr als 130 Euro pro Quadratmeter angeboten wurden, waren es auf der deutschen Seite der Grenze unter 15 Euro. Auch sei die Unterstützung des Unternehmens durch die lokalen Behörden in Deutschland gut.
Schwächen sieht das Unternehmen allerdings in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. „In Deutschland müssen wir noch zahlreiche Dokumente in gedruckter Form bearbeiten, während entsprechende Prozesse in den Niederlanden schon längst digitalisiert wurden“, berichteten Verkaufsdirektor Arjan Smoors und Marco Lefferink, Operations Manager. Auch E-Payment sei vielfach noch ungewöhnlich, vor kurzem hätte man noch einen Scheck verarbeiten müssen.
Wie viele Unternehmen in der Region ist auch die Pro Gear GmbH auf Fachkräfte angewiesen. Rund zwei Drittel der Beschäftigten seien Niederländer, aber es sei schwierig, Niederländer zu einer Beschäftigung in Deutschland zu motivieren. „Ein Grund ist das deutsche Steuerrecht. In den Niederlanden wird ein Single steuerlich deutlich weniger belastet als in Deutschland – daher entscheiden sich viele gerade jüngere Leute, in den Niederlanden zu arbeiten“, so Geschäftsführer Brinkmann. Wer grenzüberschreitende Mobilität fördern wolle, müsse das Steuerrecht stärker in den Blick nehmen.
Hintergrund:
Europa ist für die regionale Wirtschaft der wichtigste Markt. Rund zwei Drittel des Außenhandels finden innerhalb der Europäischen Union statt. Die TOP-10-Außenhandelspartner des IHK-Bezirks sind ausnahmslos europäische Zielmärkte. Der IHK-Bezirk ist dabei auch als Investitionsziel für ausländische Unternehmen mit einer Muttergesellschaft im europäischen Ausland interessant. Vier davon hat die IHK-Geschäftsführung jetzt besucht.