Gute Geschäftschancen in Russland

(13.07.2018) 
Russland steht zur WM im Fokus der Aufmerksamkeit. Das war Anlass für die Spitze der IHK, russlandaktive Unternehmen in der Region zu besuchen und mit ihnen Chancen und Probleme im Russlandgeschäft zu besprechen. 
„Zur Fußball-Weltmeisterschaft richten sich derzeit alle Blicke auf Russland. Das ist für uns Anlass dafür, mit der Spitze unserer IHK an einem Tag verschiedene russlandaktive Unternehmen aus der Region zu besuchen.“ Dies erklärte IHK-Präsident Martin Schlichter zu Beginn des Besuchs bei der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG. Die Krone-Gruppe sei einer der größten Arbeitgeber in unserem IHK-Bezirk und auch in Russland aktiv.
Geschäftsführer Gero Schulze-Isfort skizzierte die dynamische Entwicklung des Fahrzeugwerks. „Über 20 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir auf den osteuropäischen Märkten. Russland hat dabei eine besondere Bedeutung“, erläuterte Schulze-Isfort. Die Sanktionen und die verschärften Regelungen Russlands zur Lokalisierung der Produktion treffen allerdings auch Krone. So sieht sich das Unternehmen damit konfrontiert, eine bestimmte Fertigungstiefe in Russland zu erreichen, um an Aufträgen mit staatlicher Beteiligung teilzunehmen. Beispielsweise werde heute für eine Sattelzugmaschine aus EU-Produktion bereits bei Einfuhr eine pauschale Green Fee (Verschrottungssteuer) von 500 000 Rubel (6 500 Euro) pro Einheit erhoben. Dies erschwere den Absatz europäischer Produkte sehr. Aber Schulze-Isfort ist optimistisch: „Trotz der Spannungen im Russlandgeschäft sehen wir für uns gute Chancen und werden an unserem Geschäft in Russland festhalten.“

Besucht wurde auch die Többe Schwerlast Spedition GmbH in Meppen. Das Familienunternehmen, das in vierter Generation von Claudia Bröker geführt wird, ist seit über 13 Jahren mit eigenen Niederlassungen in Russland tätig. „Fast 100 Mitarbeiter organisieren von fünf Standorten aus nationale und internationale Normal-, Übermaß- und Schwertransporte. Der Schwerpunkt liegt neben den skandinavischen Ländern auf Osteuropa“, berichtete die Geschäftsführerin. 2005 habe das Unternehmen in Moskau die erste russische Niederlassung in Russland eröffnet. 2011 kam ein Büro in St. Petersburg hinzu. „Nach den eher schwachen Jahren 2015 und 2016 zieht das Russlandgeschäft seit 2017 wieder an“, schilderte Bröker die aktuelle Lage. Es seien mehr Aufträge aus Russland zu verzeichnen und damit auch mehr Transporte.

Mit der RSM Agrartechnik GmbH stand ein russisches Unternehmen auf dem Besuchsplan. Die Ansiedlung in Melle sei ein Beleg für die Attraktivität unseres IHK-Bezirks, so IHK-Präsident Schlichter. Das Unternehmen ist ein Ableger des größten russischen Landmaschinenherstellers Rostselmash, der in Melle seine erste deutsche Niederlassung eröffnet hat. Der gesamte westeuropäische Markt soll von hier aus bearbeitet werden. Produziert wird vor allem am russischen Stammwerk in Rostow am Don. „Die Maschinen sind in osteuropäischen Ländern gut bekannt“, so Geschäftsführer Wadim Thomas. Zum Team gehören vier Mitarbeiter, 25 sollen es werden.

In Osnabrück traf die IHK-Spitze die Kämmerer Paper GmbH. Mit der über 200-jährigen Tradition im Bereich der Papierproduktion bedient das Unternehmen heute Kunden auf der ganzen Welt. Kämmerer ist ein Hersteller von technischen Spezialpapieren. Rund 400 Mitarbeiter sind am Osnabrücker Standort beschäftigt. In Russland agiert das Unternehmen von Twer aus, Osnabrücks Partnerstadt. „Wir sind aktuell sehr zufrieden mit unserem Russlandgeschäft“, berichteten Jürgen Oess, Geschäftsführer des Unternehmens, und Michael Hottenträger, Prokurist und verantwortlich für den Geschäftsbereich Tapetensubstrate und somit für das Wachstum im Russlandgeschäft. Dabei setzt die Unternehmensgruppe dort im wesentlichen Tapetenpapiere und -vliese ab. „Russland ist der größte Tapetenmarkt der Welt“, so Oess. Daher bleibe das Land für Kämmerer hoch interessant, auch wenn das Engagement Risiken berge. Eine Entspannung der deutsch-russischen Handelsbeziehungen sei wünschenswert.

Für IHK-Präsident Schlichter ist dafür auch politischer Rückenwind notwendig: „Wir brauchen eine Entspannung des deutsch-russischen Verhältnisses. Die Sanktionsspirale darf sich nicht noch weiter drehen“. Er verwies darauf, dass sich die IHK-Vollversammlung bereits im Jahr 2016 in einer Entschließung für eine Aufhebung oder zumindest eine Lockerung der Sanktionen ausgesprochen hat. Russland ist für die regionale Wirtschaft ein wichtiger Markt. Rund 250 Unternehmen haben Geschäftsbeziehungen zu russischen Partnern. Knapp 30 haben sogar eigene Niederlassungen in Russland. Russland steht damit auf Platz 14 der regionalen Partnerländer, außerhalb der EU sogar auf Platz 3. 
Am Abend besprach die IHK-Spitze mit weiteren russlandaktiven Unternehmen die Entwicklung des Russlandgeschäfts.
Weitere Informationen: IHK, Ina Riesen, 
Tel. 0541 353-125 oder reisen@osnabrueck.ihk.de