Die Wirtschaft liefert

Neujahrsempfang der IHK in Lingen
(18.01.2018) Der deutschen Wirtschaft gehe es gut wie lange nicht mehr. Bei vielen Kennzahlen wurden 2017 Rekordstände erreicht. Für 2018 rechne der DIHK, mit einem weiteren Plus von 2,2 %. „Die Wirtschaft liefert“, fasste Martin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die Situation in seiner Begrüßungsrede zum IHK-Neujahrsempfang in der Emslandarena in Lingen zusammen.
Auch in der Region sei die Wirtschaft solide gewachsen. 10.000 neue Arbeitsplätze seien hier im vergangenen Jahr entstanden.
„Während die Wirtschaft geliefert hat und weiterhin liefert, gerät die Politik auf der Bundesebene in Verzug“, erklärte der IHK-Präsident. Deutschland könne sich jedoch keine Hängepartie leisten. Vor allem in der Steuerpolitik, der internationalen Handelspolitik und bei der Umsetzung der Energiewende sieht er Handlungsbedarf.
Ministerpräsident Stephan Weil griff in seiner Rede die Einschätzung auf. Tatsächlich sei die Bundespolitik im Verzug. Das Sondierungspapier von CDU und SPD sei Ausdruck eines gemeinsamen Verantwortungsbewusstseins und enthalte wichtige Ansatzpunkte. Insbesondere lobte er das klare Bekenntnis zur Europäischen Union.
Zufrieden zeigte er sich mit dem Start der Großen Koalition in Niedersachsen. Es sei keine „Liebeshochzeit“ gewesen. Dafür könnten sich die politischen Inhalte aber durchaus sehen lassen. So engagiere sich das Land weiter stark für den Ausbau der Infrastruktur. Beispielhaft nannte er den vierstreifigen Ausbau der E 233, der im Koalitionsvertrag ausdrücklich als politisches Ziel genannt ist. Herausforderungen der Zukunft sieht Ministerpräsident Weil vor allem in der Fachkräftesicherung. Hier will das Land auf eine starke duale Berufsausbildung setzen.
Auf dieses Thema ging der Gastredner Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin eingehend ein. In Deutschland habe es insbesondere zwischen 2006 und 2013 einen deutlichen Trend zur Akademisierung gegeben. Dieser sei zu Lasten der beruflichen Ausbildung gegangen und führe bis heute zu einem Mangel an Ausbildungsbewerbern. Die negativen Folgen dieses Akademisierungstrends überwiegen sogar deutlich die des demografischen Wandels, erklärte der Philosoph, der unter anderem Kulturstaatsminister im ersten Kabinett von Bundeskanzler Gerhard Schröder war. Dabei sei das System der beruflichen Bildung in Deutschland ein wesentlicher Grund für die im weltweiten Vergleich sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Daher plädierte er nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus gesellschaftspolitischen Gründen für eine Stärkung des Systems der Berufsausbildung. In diesem Zusammenhang empfahl er Deutschland auch mehr „Bildungsstolz“.
Unter den rund 500 Gästen des IHK-Neujahrsempfang waren – neben Stephan Weil – auch drei Minister der niedersächsischen Landesregierung: die neue Justizministerin Barbara Havliza, der neue Finanzminister Reinhold Hilbers und der bisherige Wirtschafts- und neue Umweltminister Olaf Lies. Die Sängerin Luisa Merk, die im Jahr 2013 bei „The Voice Kids“ erfolgreich teilgenommen hatte, sorgte für musikalischen Schwung. Moderiert wurde der Empfang von Matthias Witte, ehemaliger Studioleiter von Hitradio Antenne und Redakteur bei os1.tv in Osnabrück.