Beschäftigungsanteil des öffentlichen Sektors überholt erstmals das Verarbeitende Gewerbe
Die Beschäftigung im öffentlichen Sektor wächst rasant – und das deutlich stärker als in der Privatwirtschaft. „Der öffentliche Dienst und die private Wirtschaft stehen immer stärker im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Eine aktuelle IHK-Auswertung der amtlichen Statistik ergab, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im öffentlichen Sektor in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim seit Beginn der Corona-Pandemie um 12,9 Prozent gestiegen ist (Stichtag: 30. Juni 2019 bis 30. Juni 2024). Das entspricht einem Zuwachs von rund 12.200 Personen. Zum Vergleich: In der Privatwirtschaft lag das Wachstum im gleichen Zeitraum bei lediglich 2,8 Prozent (plus 9.100 Beschäftigte).

Besonders stark wuchs in der Region die Beschäftigung in der öffentlichen Kernverwaltung mit einem Plus von 14,9 Prozent. Im Vergleich dazu fiel sogar der Gesamtbereich Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Anstieg von 12,5 Prozent ab.
Daraus ergibt sich innerhalb der Region eine spürbare Verschiebung der Beschäftigtenanteile: Der öffentliche Sektor stellt nun 24,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in der Region – das ist ein Anstieg um 1,7 Prozentpunkte in nur fünf Jahren. Erstmals hat er mit seinem Anteil das Verarbeitende Gewerbe überholt. Dieses fällt auf 23,9 Prozent zurück, ein Rückgang von 0,7 Prozentpunkten gegenüber 2019.
„Der starke Beschäftigungsaufbau beim Staat bei gleichzeitiger Stagnation in der Industrie ist keine gute Entwicklung“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. „Denn der öffentliche Dienst finanziert sich über Steuereinnahmen, die in der Privatwirtschaft erwirtschaftet werden. Wenn sich die Beschäftigungsstruktur immer weiter in Richtung Staat verschiebt, muss jeder Beschäftigte in der Privatwirtschaft für immer mehr öffentlich Bedienstete aufkommen.“
Die IHK fordert daher von der Politik in Bund, Ländern und Kommunen klare Signale zur Stärkung der Unternehmen. „Die Wirtschaft braucht Entlastungen – bei Steuern, bei Energiepreisen und vor allem bei der Bürokratie“, so Graf. Gerade ein mutiger Bürokratieabbau könne dabei helfen, die Beschäftigungsdynamik im öffentlichen Sektor zu bremsen.