Regionale Konjunktur zeigt vorsichtige Erholungssignale

IHK: „Vertrauensvorschuss der Betriebe muss eingelöst werden“
Die Wirtschaft in der Region zeigt zum Abschluss des ersten Quartals 2025 vorsichtige Erholungssignale. Der IHK-Konjunkturklimaindex verzeichnet einen Anstieg um 18 Punkte und liegt nun bei 89 Zählern. Damit liegt er allerdings weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 99 Punkten. Dies ergibt die aktuelle Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 357 KB) der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die von Ende März bis Anfang April durchgeführt wurde. Die Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat zur Schuldenbremse sollten damit von den Unternehmen berücksichtigt worden sein, die aktuelle Zollpolitik der US-Regierung allerdings nur in Teilen.
„Die Aufhellung der Konjunkturlage ist ein erster Lichtblick, mehr aber auch nicht. Nach wie vor liegt die Bewertung von wirtschaftlicher Lage und Erwartungen klar im negativen Bereich. Insofern braucht es kräftigere Signale, um einen sich selbst tragenden Aufschwung auszulösen“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Per Saldo beurteilen noch immer elf Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Bei den Erwartungen sind es per Saldo ebenfalls elf Prozent der Unternehmen, die eine negative Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten erwarten. Beide Indikatoren haben sich jedoch verbessert, insbesondere die Erwartungen (+24 Prozentpunkte).
„Die Unternehmen geben der neuen Bundesregierung offensichtlich einen Vertrauensvorschuss“, erklärt Graf. Denn: Das nach wie vor stärkste Konjunkturrisiko, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, würden von den Betrieben nicht mehr so schlecht bewertet wie im Vorquartal. „Dieser Vertrauensvorschuss muss nun allerdings eingelöst werden. Dazu gehören Kostenentlastungen vor allem im Energiebereich, konsequenter Bürokratieabbau und zukunftsgerichtete Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung.“ Der Koalitionsvertrag weise in vielen Bereichen zwar in die richtige Richtung, allerdings seien die geplanten Entlastungen vielfach zu gering und kommen – insbesondere auf der steuerlichen Seite – auch zu spät. Umso mehr komme es nun darauf an, die wichtigsten Vorhaben möglichst noch vor der Sommerpause konsequent anzugehen und um weitere mutige Reformschritte zu ergänzen. Die IHK-Organisation hatte ein 100-Tage-Sofortprogramm vorgeschlagen, von denen sich die meisten der zwölf Forderungen im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zumindest im Ansatz wiederfinden.
Auch wenn nahezu alle Branchen hinsichtlich der Wirtschaftsperspektiven optimistischer gestimmt sind als zuvor, zeichnen sich bekannte und neue Herausforderungen sehr deutlich in den Ergebnissen ab. So ist der Saldo der Investitionsabsichten zwar leicht um sechs Punkte gestiegen, bleibt mit minus 14 Punkten jedoch deutlich im negativen Bereich. Dabei spiegeln die Beweggründe für Investitionen die wirtschaftliche Zurückhaltung wider: Vorrangig investieren Unternehmen in den Ersatz bestehender Anlagen (70 Prozent), während nur 21 Prozent eine Kapazitätsausweitung planen. Auch Investitionen in Produktinnovationen – ein zentraler Impulsgeber für künftiges Wachstum – stagnieren auf niedrigem Niveau bei 25 Prozent.
Ebenso angespannt bleibt das aktuelle geo- und handelspolitische Umfeld. In der Folge ist der Anteil der Unternehmen, die die Auslandsnachfrage als konjunkturelles Risiko einstufen, deutlich gestiegen – um sechs Prozentpunkte auf nun 33 Prozent. Ein so hoher Wert wurde zuletzt im dritten Quartal 2020 verzeichnet. Sowohl die kurz vor Ende des Befragungszeitraums verkündeten neuen US-Zöllen als auch die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten sorgen für zunehmende Unsicherheit in der regionalen Wirtschaft. So hatte eine separate Blitzumfrage der IHK nach den aktuellen Zollbeschlüssen der US-Regierung ergeben, dass nahezu alle US-aktiven Betriebe negative Folgen für das eigene Geschäft befürchten.
Ein im Vergleich zu den anderen Branchen insgesamt positives Lagebild zeigt sich bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern. Im Gegensatz dazu überwiegen im Handel sowie im Gastgewerbe weiterhin die negativen Rückmeldungen. Der Einzelhandel wird nach wie vor durch die Kaufzurückhaltung der Verbraucher beeinträchtigt, während der Großhandel hauptsächlich unter schwacher Industrienachfrage leidet. Die Situation im Verkehrsgewerbe bleibt ebenfalls kritisch. Obwohl sich das Konjunkturklima hier leicht verbessert hat, bleibt die Branche im Vergleich weiterhin das Schlusslicht.