Wirtschaftliche Lage: Druck auf Unternehmen führt zu Investitionszurückhaltung - Industrie-Dialog bei Kortmann Beton in Schüttorf 

Zunehmende Investitionszurückhaltung in der Industrie aufgrund der multiplen Krisen der Vorjahre und der wirtschaftspolitischen Lage in Deutschland: Darüber diskutierten rund 70 Unternehmer beim Industrie-Dialog von IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und Industriellem Arbeitgeberverband (IAV) bei der Kortmann Beton GmbH & Co. KG in Schüttorf.
„Unsere Wirtschaftsregion ist ein starker Industriestandort. Dennoch merken wir hier die Auswirkungen eines jahrelangen Abschwungs. Die aktuellen Ergebnisse unserer IHK-Konjunkturumfrage zeigen, dass sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe weiter verschlechtert hat – fast jedes zweite Unternehmen bewertet seine Geschäftslage inzwischen als schlecht. Die Maßnahmen der Politik gehen zwar in die richtige Richtung, bleiben aber hinter den Erwartungen zurück, die für den Industriestandort angemessen wären“, sagte IHK-Vizepräsident Hendrik Kampmann zur Begrüßung.
Stefan Delkeskamp, stellvertretender IAV-Vorstandsvorsitzender, fügte hinzu: „Das herausforderndste Thema ist aktuell die Mischung aus Unsicherheit und Kostenbelastung. Viele Unternehmen wissen nicht, wie sich Energiepreise, Zinsen oder die weltwirtschaftliche Lage entwickeln werden. Gleichzeitig steigt der Aufwand für Bürokratie. Diese Kombination sorgt dafür, dass viele Betriebe Investitionen verschieben oder Projekte gar nicht erst angehen. Die größte Sorge ist also nicht nur die aktuelle Lage, sondern die Frage: Wie schaffen wir es, unter diesen Bedingungen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben?“
Gastgeber Julian Krümpel, Geschäftsführer von Kortmann Beton, stellte den Unternehmern das moderne Betonwerk vor und erläuterte, wie man mit Investitionen in Nachhaltigkeit und Automatisierung das Geschäftsmodell zukunftssicher aufstellt. Das Unternehmen spezialisiert sich unter anderem auf die Herstellung von Fundamenten für Ladesäulen für die E-Mobilität. Mit einem KI-gestütztem Roboter zur Qualitätssicherung der Betonsteine gehört Kortmann zu den Pionieren beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI).
In ihrem Impuls „500 Milliarden Euro und mehr – die Rettung für die deutsche Wachstumsschwäche?“ ordnete Dr. Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), aktuelle konjunkturpolitische Perspektiven ein und gab Denkanstöße für Standort- und Investitionsentscheidungen. Das Sondervermögen solle in tatsächliche Infrastrukturprojekte fließen, um einen nachhaltigen Effekt auf den Wirtschaftsstandort Deutschland zu haben.
An die Keynote schloss sich eine Talkrunde mit Dr. Geraldine Dany-Knedlik (DIW Berlin), Julian Krümpel (Kortmann Beton GmbH & Co. KG, Schüttorf), Sven Moggert (Werkstätten Engineering- und Anlagenbau-GmbH, Nordhorn), Hanna Sandmann (PURPLAN GmbH, Wallenhorst) und Albert Stegemann, MdB (Ringe), an. Tenor des Austauschs: Die Industrie erwartet starke Impulse von der Politik, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nachhaltig zu sichern. Zu den Forderungen gehörten insbesondere der Abbau von Bürokratie und langfristige Senkung der Energiekosten, insbesondere der Stromsteuer, sowie eine frühere Absenkung der Körperschaftssteuer als 2028.
Der Industrie-Dialog ist ein gemeinsames Forum von IHK und IAV im Rahmen der Kampagne „Industrie ist Zukunft“. Ziel ist der Austausch zwischen Unternehmen, Politik und Wissenschaft zu aktuellen Zukunfts- und Wettbewerbsthemen der Industrie in der Region.
Ansprechpartnerin: Anke Schweda, Geschäftsbereichsleiterin Innovation und Energie, Tel.: 0541 353-211, E-Mail: schweda@osnabrueck.ihk.de oder unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 6759472)