IHK-Konjunkturumfrage zum 3. Quartal 2025: Regionale Konjunktur erneut im Rückwärtsgang

Die wirtschaftliche Lage in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bleibt auch zum Ende des dritten Quartals 2025 ungünstig. Der Konjunkturklimaindex der IHK sinkt von 89 auf 82 Punkte und liegt damit weiterhin deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt. „Die Vorschusslorbeeren für die neue Bundesregierung im Frühjahr waren verfrüht – der erhoffte Aufschwung ist bislang ausgeblieben“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Ergebnisse. „Statt eines ‚Herbstes der Reformen‘ deutet sich nun ein ‚Herbst der Kommissionen‘ an. Die notwendigen politischen Entscheidungen lassen damit weiter auf sich warten – aber diese Zeit hat die Wirtschaft schlicht nicht mehr.“
Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen haben sich verschlechtert. So wird die derzeitige Lage von per Saldo 36 Prozent der Betriebe als schlecht beurteilt – acht Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Die Geschäftserwartungen sinken um sechs Prozentpunkte, sodass aktuell per Saldo 16 Prozent der Unternehmen mit noch schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten rechnen. Auch bei den Personal- und Investitionsplänen ist kein Aufschwung in Sicht: Beide Indikatoren bleiben negativ und zeigen, dass die Unternehmen ihre Aktivitäten weiterhin sehr vorsichtig planen. Die Exporterwartungen, die bereits im Vorquartal rückläufig waren, verschlechtern sich nochmals deutlich: Der Saldo sinkt von minus 14 auf minus 23 Punkte.
Drei zentrale Risikofaktoren belasten die regionale Wirtschaft besonders stark: die geringe Nachfrage aus dem Inland, belastende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und hohe Arbeitskosten. Jeder dieser Faktoren wird von mehr als 60 Prozent der Unternehmen als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung genannt – jeweils mit deutlichem Anstieg im Vergleich zum Vorquartal. „Diese drei Faktoren wirken wie Bremsklötze – sie könnten aber durch kluges Handeln der Politik direkt beeinflusst werden“, so Graf.
Die Lage in den einzelnen Branchen bleibt dabei unterschiedlich: Die Industrie steckt weiterhin tief in der Krise, die aktuelle Lage hat sich – ausgehend von einem ohnehin niedrigen Niveau – weiter verschlechtert. In der Bauwirtschaft haben sich sowohl Lage als auch Erwartungen leicht verschlechtert; insgesamt halten sich positive und negative Einschätzungen jedoch noch in etwa die Waage. Im Handel bleibt die Stimmung deutlich gedrückt: Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen werden branchenübergreifend am schwächsten bewertet. Bei den weiteren Dienstleistern zeigt sich ein gemischtes Bild: Unternehmensnahe Dienstleister berichten überwiegend von solider Geschäftsentwicklung, während sich im Gastgewerbe die Konjunkturstimmung leicht eintrübt. Besonders ungünstig betroffen ist das Verkehrsgewerbe, in dem sich die Probleme durch hohe Kosten und umfangreiche regulatorische Anforderungen deutlich verschärfen.
„Die aktuellen Konjunkturergebnisse zeigen deutlich, dass die Wirtschaftspolitik nun nicht länger abwarten kann. Für viele Unternehmen ist es inzwischen sprichwörtlich kurz nach zwölf“, sagt Graf. „Die aktuellen Quartalsdaten der Statistik sowie auch die jüngsten DIHK-Prognosen deuten auf ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft im Gesamtjahr 2025 hin, dies wäre dann das dritte Rezessionsjahr in Folge. Deutschland steht im internationalen Vergleich zunehmend unter Druck.“
Die Kabinettsklausur der Bundesregierung habe mit ihren Beschlüssen – unter anderem zu einer Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung – zwar erste Perspektiven eröffnet. „Dennoch habe frühere Fehler wie das Ausbleiben einer flächendeckenden Strompreisentlastung für alle Betriebe oder das Hin und Her bei den Infrastrukturinvestitionen Vertrauen gekostet“, warnt Graf. „Es ist niemandem zu erklären, wenn trotz eines milliardenschweren Sondervermögens Infrastruktur am Ende weniger Projekte umgesetzt würden als ursprünglich geplant. Auch ein Einstieg in eine Unternehmenssteuerreform ab 2028 oder kleinteilige Änderungen beim Lieferkettengesetz reichen nicht aus.“ Die Wirtschaft brauche jetzt ein Entlastungspaket, das diesen Namen auch verdient.
Hintergrund: Die IHK-Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 335 KB) zum 3. Quartal 2025 wurde vom 18. September 2025 bis zum 6. Oktober 2025 durchgeführt. 297 Unternehmen nahmen teil.