IHK-Fachausschuss Industrie, Energie und Umwelt: Kreislaufwirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen
„Unsere Industrie bleibt unter Druck – die schlechte Konjunktur, hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und fehlende Planungssicherheit belasten viele Betriebe. Die Bundespolitik kommt mit ihren wichtigen Zusagen aus dem Koalitionsvertrag nicht ausreichend nach und verantwortet damit weitere Verunsicherung“, betonte Dietmar Hemsath, Vorsitzender des IHK-Fachausschuss Industrie, Energie und Umwelt zum Auftakt der Sitzung bei der Augustin Entsorgung Holding GmbH in Meppen. Hemsath bezog sich damit auf die zugesagten Entlastungen bei den Stromkosten für alle Branchen, den Abbau überflüssiger Berichtspflichten und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Einführung einer praxistauglichen Kreislaufwirtschaftsstrategie.
Mitglieder des IHK-Fachausschuss Industrie, Energie und Umwelt zu Gast bei Augustin Entsorgung Holding GmbH.
In dieser angespannten Lage rücken Ressourceneffizienz und eine leistungsfähige Kreislaufwirtschaft als zentrale Stellschrauben zur Begrenzung von Energie- und Industriekosten immer stärker in den Fokus. Wie Unternehmen mit modernen Entsorgungs- und Recyclingkonzepten konkret zu Kostenentlastung, Versorgungssicherheit und mehr Nachhaltigkeit beitragen können, stand daher im Mittelpunkt des Besuchs bei der Augustin Entsorgung Holding GmbH.
Rolf Augustin, Geschäftsführer der Augustin Entsorgung Holding GmbH und Gastgeber der Sitzung, blickte bei der Vorstellung des Unternehmens auf mehr als 90 Jahre Unternehmensgeschichte und erläuterte das Leistungsprofil des familiengeführten Entsorgungs- und Recyclingunternehmens. Mit dem Anspruch, Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und effizient zu gestalten, hätten sich im Unternehmen verschiedene Geschäftsbereiche entwickelt. Der Schwerpunkt des Unternehmens mit 15 Standorten und 750 Mitarbeitern sei die Erfassung, Sortierung und Aufbereitung von Wertstoffen. Während durch die Nutzung recycelter Materialien der Einsatz von Primärrohstoffen in Unternehmen verringert wird und zur Versorgungssicherheit beiträgt, kann auf gleichem Weg auch die Wertschöpfungskette nachhaltiger gestaltet werden, da die Herstellung von Materialien aus dem Recyclingprozess (Rezyklaten) energieärmer als die Gewinnung neuer Rohstoffe sein kann.
Lukas Augustin, ebenfalls Geschäftsführer des Familienunternehmens, stellte mit dem Projekt „NoRe“ (Nord-Recycling) das bisher größte Projekt der Unternehmensgeschichte vor. Die Erweiterung des Standorts Papenburg auf 100.000 Quadratmeter sehe unter anderem einen direkten Zugang zum Papenburger Nordhafen vor. Im Mittelpunkt des Projekts stehe die neue Lagerhalle „Nord-Recycling 2“, die nach modernsten Umwelt- und Sicherheitsstandards konzipiert sei. Durch die vollständige Überdachung aller Arbeitsflächen sollten Lärm- und Staubemissionen deutlich gesenkt werden. Mit erweiterten Vor- und Nachlagerflächen sowie Investitionen in moderne Recyclingtechnologie stärke Augustin Entsorgung seine Rolle in der Kreislaufwirtschaft und könne größere Materialströme per Schiff abwickeln.
Birgit Wintermann präsentierte die Ergebnisse einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zur Kreislaufwirtschaft in Europa und Deutschland. Kreislaufwirtschaft könne einen Beitrag zur Bewältigung von drängenden Herausforderungen, wie der Sicherung von Lieferketten und kritischer Rohstoffe, leisten. Die Digitalisierung sei ein eine zentrale Stellschraube, um Rohstoffströme zu erfassen und zu steuern. „Die Kreislaufwirtschaft bietet für die Wirtschaft ökologische Vorteile und ökonomische Potenziale. Dazu zählt auch die geringere Importabhängigkeit bei verschiedenen Rohstoffen. Das verbessert auch die Resilienz unserer Unternehmen“, betonte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Energie und Innovation.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Industrie, Energie und Umwelt trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.