IHK-Fachausschuss International: Handelshemmnisse in den USA und Chancen in Indien
Die aktuelle Handelspolitik der USA und der Wachstumsmarkt Indien standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des IHK-Fachausschusses International bei der Bohnenkamp SE in Osnabrück. „Donald Trump hat in kürzester Zeit die globale Wirtschaftspolitik auf den Kopf gestellt. Kaum ein anderer US-Präsident hat in so kurzer Zeit für so viel Bewegung gesorgt“, erklärte der Ausschussvorsitzende Bernard Storm. „Strafzölle, protektionistische Maßnahmen und ein unberechenbarer Zick-Zack-Kurs sorgen weltweit für Unsicherheit – besonders für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.“
Bildunterschrift: Der IHK-Fachausschuss International zu Gast bei der Bohnenkamp SE in Osnabrück.
Paul Meyer, Leiter des Referats US-Handelspolitik bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bestätigte in seinem Vortrag diese Entwicklung. „In einer Unternehmensbefragung der DIHK zur US-Handelspolitik nennen über 70 Prozent der befragten Unternehmen negative Auswirkungen. Die US-Zölle lassen die deutschen Exporte in die USA einbrechen. Nach einer Schätzung der DIHK gehen die deutschen Ausfuhren in die USA im Durchschnitt pro Monat um 1 Mrd. Euro zurück.“ Daran wird nach Einschätzung Meyers auch der Deal vom 27. Juli zwischen der EU und den USA nichts ändern. Der Deal habe nicht wie erwartet für Klarheit gesorgt, die Verunsicherung bei den Unternehmen sei geblieben. Viele Details seien noch offen und müssten noch fixiert werden. Hier sind die Politik und die EU-Kommission gefordert, in den nun noch stattfindenden Verhandlungen für Klarheit zu sorgen. Europa sollte sich seiner wirtschaftlichen Stärke bewusst werden und sich auf die eigenen Stärken konzentrieren, die Chancen des europäischen Binnenmarkts konsequent nutzen und neue Handelspartner erschließen.
Durch die zunehmenden Handelshemmnisse mit den USA rücken andere Märkte verstärkt in den Fokus der deutschen Wirtschaft. Hierzu zählt insbesondere die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien, die sich mittlerweile zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt hinter den USA, China und Deutschland entwickelt hat. Dirk Matter, Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer - Repräsentanz in Deutschland, gab in seinem Vortrag einen Überblick über die wirtschaftliche und politische Entwicklung auf dem Subkontinent. „Indien agiert geschickt als neue Großmacht des globalen Südens und pflegt gute Kontakte zu anderen Emerging Markets und Russland“, erläuterte Matter. „Indien verzeichnet mit 6 – 8 Prozent hohe Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt, von diesem Wachstum profitiert auch der bilaterale Handel zwischen Indien und Deutschland.“ So stiegen die deutschen Ausfuhren nach Indien im ersten Halbjahr 2025 um fast 8 Prozent, während die Importe aus Indien im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um nahezu 10 Prozent verzeichneten.
„Der Schritt nach Indien muss wohl überlegt und gut vorbereitet sein“, so der Rat des Indienexperten. Im Vorfeld seien rechtliche und steuerliche sowie Zollthemen zu prüfen, um nicht später böse Überraschungen zu erleben. Aktuell sind 2000 deutsche Unternehmen – überwiegend aus dem Mittelstand - in Indien aktiv, davon haben ca. 650 Unternehmen eine Produktionsstätte vor Ort. „Indien ist auch ein wichtiger Markt für Unternehmen aus dem IHK-Bezirk“, ergänzte Bernard Storm. Mehr als 140 regionale Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen seien in Indien tätig. Die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim habe daher bereits seit 2008 einen Arbeitsschwerpunkt auf Indien gelegt und sei eines von 18 India-Desks in Deutschland.
Wie es unter derzeit schwierigen nationalen wie internationalen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gelingt, im internationalen Wettbewerb zu bestehen, zeigt eindrucksvoll die Bohnenkamp SE. Das traditionsreiche Unternehmen hat sich vom regionalen Betrieb zu einem international tätigen Player im Großhandel mit Reifen für Landtechnik- und Nutzfahrzeuge entwickelt. Ob energieeffiziente Produktion, nachhaltige Lieferketten oder Mitarbeiterbindung durch verantwortungsvolle Unternehmensführung – die Bohnenkamp SE macht deutlich, dass Nachhaltigkeit und Flexibilität in der Produktion und Geschäftsentwicklung Grundlagen wirtschaftlichen Erfolgs geworden sind. „Wir haben unsere Produktpalette stetig weiterentwickelt und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten“, so Gregor Rüth, Vorstandsvorsitzender der Bohnenkamp SE.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss International trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.