IHK: Zahl der Firmeninsolvenzen auf höchstem Stand seit 2011
Im ersten Halbjahr 2025 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim weiter gestiegen – und hat den höchsten Stand seit 2011 erreicht. Das berichtet die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim auf Basis aktueller Zahlen des Landesamtes für Statistik Niedersachsen.
Insgesamt mussten 166 Unternehmen Insolvenz anmelden – 3,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (160 Fälle). Bereits im ersten Halbjahr 2024 war die Zahl der Insolvenzen in der Region sprunghaft um 113 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 gestiegen. „Der neue Wert ist ein trauriger Rekord. Er zeigt, dass es vielen Unternehmen weiterhin sehr schlecht geht und der erhoffte Aufschwung noch nicht in der Breite angekommen ist“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Landesweit betrug der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen 8,8 Prozent.
Die Ursachen für den erneuten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen sind vielfältig. Neben der anhaltend schwachen Konjunktur belasten vor allem strukturelle Standortprobleme viele Betriebe. Hohe Energie- und Arbeitskosten, eine komplexe Bürokratie und Unsicherheiten im internationalen Geschäft treffen auf Unternehmen, deren finanzielle Reserven nach Jahren wirtschaftlicher Krisen geschwächt sind. Auch die gestiegenen Zinsen erschweren die Refinanzierung. Laut aktueller IHK-Konjunkturumfrage blicken 22,3 Prozent der Betriebe pessimistisch in die Zukunft – nur 14 Prozent rechnen mit einer besseren Geschäftslage.
Branchenbezogen ergibt sich in der Insolvenzstatistik ein gemischtes Bild: Das Gastgewerbe (+10 %), der Handel (+9,7 %) und das Baugewerbe (+6,5 %) verzeichnen Anstiege, während das Verarbeitende Gewerbe (-11,1 %) und der Dienstleistungssektor (-4,3 %) rückläufige Zahlen aufweisen. Auffällig ist zudem, dass die Zahl der mangels Masse abgewiesenen Insolvenzverfahren mit 49 Fällen besonders stark angestiegen ist (+28,9 %). Dies deutet darauf hin, dass viele Unternehmen bereits derart finanziell geschwächt sind, dass nicht einmal mehr ein geordnetes Insolvenzverfahren eingeleitet werden kann.
In den Teilregionen stellt sich die Entwicklung ebenfalls differenziert dar: So nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Landkreis Osnabrück deutlich um rund 41,7 Prozent auf 51 Fälle zu. In der Stadt Osnabrück gab es einen leichteren Anstieg auf 42 Verfahren (+7,7 %). In der Grafschaft Bentheim blieb die Zahl mit 27 Fällen konstant. Im Emsland ging sie um fast 20,7 Prozent auf 46 Fälle zurück. Blickt man auf die Rechtsformen der betroffenen Unternehmen, gab es einen überdurchschnittlich hohen Anstieg bei den GmbHs: Hier nahm die Zahl der Insolvenzen um 19,8 Prozent auf 121 Fälle zu – ein Zeichen dafür, dass inzwischen auch größere Unternehmensstrukturen unter Druck geraten.
„Das wirtschaftliche Umfeld ist und bleibt für viele Betriebe herausfordernd. In dieser Lage brauchen die Unternehmen die schnelle Umsetzung der angekündigten Entlastungen“, betont Graf. „Mehr als ungünstig ist hingegen, wenn fest zugesagte Entlastungen, wie etwa die Stromsteuersenkung, nicht für die gesamte Wirtschaft umgesetzt werden. Das darf so nicht bleiben.“
Die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim bietet Unternehmen, die sich in einer wirtschaftlichen Schieflage befinden, Unterstützung an. Der nächste Sprechtag „Krisenfrüherkennung“" findet am 21. August 2025 in Nordhorn statt. Interessierte Unternehmen können sich dazu bei Enno Kähler (Tel.: 0541 353- 316, E-Mail: kaehler@osnabrueck.ihk.de) melden oder unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 455 Krisenfrüherkennung) informieren.