Handel bleibt konjunkturelles Sorgenkind
„Die konjunkturelle Verunsicherung sorgt dafür, dass die Verbraucher sich zurückhalten und nicht unbedingt notwendige Ausgaben aufschieben. Das drückt die Geschäftslage im Handel. Daher ist es wichtig, die Konsum- und Investitionsbereitschaft wieder zu beleben“, schätzt Carla Gundlach, Vorsitzende des IHK-Fachausschusses Handel und Geschäftsführerin der bi-markt Bürobedarfsgesellschaft mbH & Co. KG, die aktuelle Situation angesichts der Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage ein.
Besorgniserregend sei, dass der Konjunkturklimaindex im Handel mit 76 Punkten weiterhin deutlich unter dem Wert für die regionale Gesamtwirtschaft liegt (89 Punkte). Mehr als drei Viertel der Einzelhändler vermelden rückläufige Umsätze. Im Großhandel sind es hingegen „nur“ 44 % der Unternehmen. Dementsprechend herausfordernd ist die Ertragslage, die sich bei etwa jedem zweiten Unternehmen verschlechtert hat.
Nach den Umfrageergebnissen ist für 82 Prozent der Handelsunternehmen die Inlandsnachfrage das größte Konjunkturrisiko - gegenüber 73 Prozent im Vorquartal. Mit deutlichem Abstand folgen die Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 %), die Arbeitskosten (56 %) sowie der Fachkräftemangel (53 %).
Die Unternehmen reagieren auf den zunehmenden Kostendruck mit Personalabbau. Etwa jedes fünfte Unternehmen plant die Beschäftigtenzahl zu reduzieren. Zudem planen 73 % der Einzelhändler und 20 % der Großhändler, ihre Investitionen zu reduzieren.
Vor dem Hintergrund der schwachen Geschäftslage erhofft sich der Handel politische Impulse wie Steuersenkungen. Ein gutes Signal ist die Wiedereinführung und Ausweitung der degressiven Abschreibung, die Investitionen vergünstigen. „Wenig Verständnis hat der Handel hingegen für die nur partielle Senkung der Stromsteuer, von der der Handel nicht profitiert. Hier wäre aus Sicht des Handels mehr Mut wünschenswert“, meint Gundlach. Die Senkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß würde zum Beispiel für einen Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 3.000 m² eine jährliche Kosteneinsparung von rund 20.000 € bedeuten. Zudem habe aus Sicht der Betriebe das Thema Kommunikation und Vertrauen einen hohen Stellenwert. Denn eine transparente und positive Kommunikation der Regierung könne das Vertrauen in die Wirtschaft stärken und so die Konsumlaune verbessern, so Gundlach.