IHK-Tourismusausschuss: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bieten enormes Potenzial für das Gastgewerbe

„Die Digitalisierung ist in Tourismus und Gastgewerbe längst angekommen. Sie bietet unseren Betrieben neue Zukunftschancen, unabhängig von Betriebsform und -größe. Die Einführung digitaler Dienste, wie Reservierungs- und Bestellsysteme, und die Verbesserung der Datenökonomie durch den Einsatz moderner Unternehmenssoftware, haben die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ermöglicht. Mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz hat die Umsetzung der nächsten Digitalisierungsstufe der Branche begonnen.“ Dies erklärte der Vorsitzende Wolfgang Hackmann in der Sitzung des IHK-Fachausschusses Tourismus in Bad Iburg. Er vertritt die Region zugleich im DIHK-Tourismusausschuss in Berlin. Ziel sei es, die Vorteile der Digitalisierung für Gäste und Mitarbeiter zu nutzen.
„Digitale Angebote und Services sind unverzichtbar, um den aktuellen Herausforderungen des Gastgewerbes zu begegnen“, erklärte Christoph Digwa, Gastro 4.0-Experte des Mittelstand-Digital Zentrums Hannover. Er präsentierte das innovative Konzept der durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützten „Digitalen Servicekraft“. Dieses System revolutioniert das Gasterlebnis und entlastet gleichzeitig das Servicepersonal erheblich. In einer Live-Demonstration zeigte er außerdem eine KI-Anwendung, die maßgeschneiderte Konzepte für Restaurants mit lokalem Bezug entwickelt, passende Rezepte kreiert und kreative Namen für die Speisen vorschlägt. Die Ausschussmitglieder kündigten an, sich tourismusorientierten KI-Anwendungen künftig noch stärker zu widmen. Im Frühjahr 2024 soll es ein IHK-Webinar geben, das den Einsatz von KI im Gastgewerbe neben technischen Möglichkeiten auch von der rechtlichen Seite beleuchtet.
Neben der Digitalisierung sprachen die Ausschussmitglieder über die für die Branche besonders spürbaren Auswirkungen weiterhin hoher Energiepreise. „Mehr als zwei Drittel der Unternehmen im Gastgewerbe beurteilen die Auswirkungen der Energiewende inzwischen als negativ. Das ist über alle Branchen hinweg der schlechteste Wert. Mit 57 Prozent fällt jedoch auch die durchschnittliche Bewertung insgesamt überwiegend negativ aus. Ein Grund sind die weiterhin bestehenden Angebots- und Produktionseinschränkungen. Jeder fünfte Betrieb des Gastgewerbes muss sich wegen der hohen Energiepreise aktuell einschränken“, erklärte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung. Sie stellte die Ergebnisse der IHK-Umfrage zur Energieversorgung für das 3. Quartal vor. Die Sorge der Branche sei alarmierend. Die Politik müsse dringend handeln, so Schweda.
Ein weiteres Thema war die aktuelle konjunkturelle Lage. Die politisch geplante Rückkehr zu einem Mehrwertsteuersatz in Höhe von 19 % auf Speisen bereitet der Branche laut einer Saisonumfrage der IHK Niedersachsen derzeit die größten finanziellen Sorgen. Hinzu kommt – wie bei den Energiepreisen – die fehlende Planungssicherheit, da Entscheidungen in Berlin auf sich warten lassen, so die Ausschussmitglieder, die nun eine kurzfristige Umstellung fürchten müssen.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Tourismus tagte im Vier-Sterne-Hotel Landgasthof zum Freden in Bad Iburg. Es war die dritte Sitzung im laufenden Jahr und die letzte der aktuellen Wahlperiode.