Emsland braucht weiteren Digitalisierungsschub

„Die regionale Wirtschaft braucht eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur und ein stabiles Mobilfunknetz. Die Unternehmen brauchen das für ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Von einer flächendeckenden Versorgung ist das Emsland allerdings noch entfernt. Wir brauchen daher hier noch einen weiteren Digitalisierungsschub.“ Das meinte Matthias Hopster, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Landkreis Emsland. Das Gremium tagte jetzt im Via Plaza Hotel in Meppen zum Thema Digitalisierung im Emsland. Positiv bewertete Hopster, dass im Emsland in den vergangenen Jahren insbesondere viel in den Breitbandausbau investiert wurde. Zahlreiche Gewerbegebiete und Haushalte seien so an die Breitband-Datennetze angeschlossen worden.
Michael Steffens, Dezernatsleiter des Landkreises Emsland, präsentierte die Digitalisierungsstrategie des Landkreises. Er bestätigte, dass der Landkreis beim Ausbau des Glasfaserangebots sehr nahe an einer vollständig flächendeckenden Versorgung sei. Hier nehme man eine Spitzenposition ein. Die Anbindung weiterer Privat- und nahezu aller Gewerbeadressen werde bis zum ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen. Danach sollen knapp 15.00 Adressen aus den so genannten grauen Flecken bedient werden.
Beim Mobilfunkausbau werde das Netz zwar mehrfach von verschiedenen Anbietern vorgehalten, dennoch sei die Versorgung für den Landkreis Emsland noch nicht zufriedenstellend. Denn der Kunde nutze immer nur das eigene Netz seines Kommunikationsanbieters. „Die Lösung wäre ein nationales Roaming. Der Nutzer könnte dann jeweils auf das beste verfügbare Netz zugreifen. Das würde den Versorgungsgrad schlagartig erhöhen“, meinte Steffens. Inzwischen arbeiteten die Anbieter aber gut zusammen und teilten sich auch die Masten. 
Steffens erklärte, dass beim Online-Zugangsgesetz die ursprünglich gesetzten Erwartungen insgesamt in Deutschland nicht erfüllt würden. Das hänge aber auch mit dem eigenen Anspruch zusammen. „Wir könnten es uns einfach machen. Nach OZG reicht es oft aus, Formulare als PDF zu hinterlegen. Dann würden wir bereits den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Das ist aber nicht der Anspruch des Landkreises. Und es ist auch nicht im Sinne des Kunden. Vielmehr wollen wir von Anfang an unsere Prozesse durchgängig digitalisieren.“ Daran arbeite der Landkreis aktuell intensiv.
Einen Beitrag zur Digitalisierung im Emsland leistet das Mittelstand-Digital Zentrum Lingen, Münster, Osnabrück. Es ist eines von 28 Zentren im Bundesgebiet, die Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen. Sascha Rose stellte die Aktivitäten des Zentrums rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) vor. Insbesondere die Nutzung von Chat-Bots biete Unternehmen und Kommunen Chancen. Solche Chat-Bots werden der persönlich-menschlichen Beratung vorgeschaltet. Dadurch können wiederkehrende Fragen und Antworten automatisiert abgearbeitet werden und so Kosten gespart und Reaktionszeiten gesenkt werden.
Im Rahmen einer Reihe präsentieren sich ausgewählte Start-ups der Region im Regionalausschuss. Die Idee: Etablierte und neue Unternehmen zusammenbringen und vernetzen. In diesem Rahmen stellte Oleksandr Kotsyuba die Firma Bitecc vor. Vor zwölf Jahren hatte er das Softwareentwicklungsunternehmen zunächst in Köln gegründet. 2016 verlegte er den Hauptsitz nach Lingen. Dann kam die Idee auf, auch mittelständische Unternehmen und Kommunen bei der Digitalisierung zu beraten. So kam es zur Gründung einer Marke Linvelo, die seit 2022 am Markt ist. Das Mutterunternehmen hat inzwischen 20 Mitarbeiter in Lingen und 70 Entwickler in der Ukraine und hatte bis 2021 über 100 Projekte umgesetzt.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Regionalausschuss Landkreis Emsland trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.