Regionale Wirtschaft zeigt sich robust – Erwartungen bleiben zurückhaltend

Die enormen Unsicherheiten infolge des Kriegs in der Ukraine, der Energiekrise und der hohen Inflationsrate haben sich zum Ende des ersten Quartals 2023 etwas abgeschwächt. Im Ergebnis hat sich der IHK-Konjunkturklimaindex (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 246 KB) in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, ausgehend von einem sehr niedrigen Vergleichswert aus dem Vorquartal, deutlich um neun Zähler verbessert und beträgt jetzt 94 Punkte. Zurückzuführen ist der Anstieg auf eine Verbesserung der Geschäftserwartungen, die allerdings weiterhin von einer deutlichen Mehrheit der regionalen Unternehmen negativ beurteilt werden. Das sind die Kernergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim für das 1. Quartal 2023 unter mehr als 750 regionalen Unternehmen.
Im Gegensatz zu den Erwartungen fällt die aktuelle Lagebeurteilung der Betriebe im Durchschnitt zwar positiv aus, kann sich auf niedrigem Niveau gegenüber dem Vorquartal allerdings nicht verbessern. Unverändert bewerten per Saldo 18 Prozent der Unternehmen ihre momentane Geschäftsentwicklung als „gut“. „Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Dynamik verhalten. Die Rahmenbedingungen bleiben geprägt von den geopolitischen Unwägbarkeiten und ihren ökonomischen Folgen. Die Preisschwankungen bei Energie haben sich zwar beruhigt, doch das neue Kostenniveau wird weiterhin um ein Mehrfaches über den durchschnittlichen Preisen vor der Krise liegen. Alles in allem kommt die Konjunktur aktuell nur schwer in die Gänge“, kommentiert Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die Ergebnisse.
Eine Analyse auf Branchenebene verdeutlicht die vielfältigen Herausforderungen, mit denen sich die Wirtschaft aktuell konfrontiert sieht: So ist insbesondere die Industrie, wo die Energiekosten häufig einen höheren Anteil an den Gesamtkosten aufweisen als bei Dienstleistern und Handelsunternehmen, weiter von hohen Energie- und Rohstoffpreisen beeinträchtigt. Vier von fünf Industrieunternehmen geben an, dass die hohen Energie- und Rohstoffpreise ein Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung darstellen. „Die Energie- und Rohstoffpreise sind in den vergangenen Monaten zwar gesunken und weniger volatil – sowohl die aktuellen Preise als auch die Futures-Preise stabilisieren sich allerdings auf einem vielfach höheren Niveau als in den Jahren vor Beginn der Energiepreiskrise und stellen somit einen Wettbewerbsnachteil für die heimischen Unternehmen dar“, so Graf.
Die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen belasten insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung in der Bauwirtschaft und im Handel. So sehen sich die Bauunternehmen mit hohen Material-, Energie- und Arbeitskosten konfrontiert. Zudem bereitet insbesondere der Wohnungsbau Sorge, wo die Nachfrage besonders deutlich unter den gestiegenen Finanzierungskosten leidet. Im Handel verbessern sich die Geschäftserwartungen zwar, weiterhin überwiegen mit per Saldo 26 Prozent allerdings die Betriebe mit pessimistischen Aussichten.
Die Konjunktur in den weiteren Dienstleistungsbranchen bleibt gespalten. So sind die Geschäftserwartungen in der Logistikbranche weiter im Keller – hier rechnet per Saldo rund jedes zweite Unternehmen mit schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten. Im Gegensatz dazu hellen sich die Konjunkturindikatoren im Gastgewerbe weiter auf. Alles in allem berichten per Saldo 14 Prozent der Dienstleister von einer guten Geschäftslage, wohingegen mit per Saldo 25 Prozent die Mehrheit von schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten ausgeht.
IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf: „Nach den dreijährigen Beeinträchtigungen durch die Pandemie und die russische Invasion in der Ukraine spiegeln die Ergebnisse keine breit angelegte und zugkräftige Erholung wider.“ So haben sich die Investitionspläne der Unternehmen zwar leicht verbessert, lassen aber weiter maximal Stagnation erwarten. Die Exporterwartungen gehen sogar nochmals zurück und liegen weiter im negativen Bereich: Per Saldo 15 Prozent der Betriebe erwarten rückläufige Ausfuhren (Vorquartal: -12 Prozent).
„Um die vielfältigen Herausforderungen wie den Strukturwandel, die Transformation, den Fachkräftemangel und die Diversifizierung von Lieferketten meistern zu können, sind dringend mehr Investitionen erforderlich“, stellt Graf fest. Hierzu müsse die Politik bei vielen Themen dringend die richtigen Weichen stellen – zum Beispiel in der Steuerpolitik, wo sich die IHK für steuerliche Anreize ausspricht, wie etwa die Möglichkeit, Investitionen schneller abzuschreiben, um diese auch hierzulande wieder attraktiver zu machen.