Wirtschaft und Politik im Schulterschluss für die berufliche Ausbildung

IHK-Regionalausschuss Emsland tagte in Lingen
„Unsere Region hat auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Vergangenheit eine besondere Dynamik entfaltet. Allerdings hat die Corona-Pandemie diese Bilanz vorübergehend getrübt“, erklärte Matthias Hopster, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Landkreis Emsland, jetzt bei der Sitzung des Gremiums in Lingen. Daher sei es auch für die Region wichtig, dass nach der Bundestagswahl die Weichen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt weiter richtig gestellt bleiben. Hopster hob hervor, dass sich alle Parteien, die für eine Regierungskoalition in Frage kommen, für eine Stärkung der dualen Ausbildung aussprechen. In anderen Bereichen – etwa beim Mindestlohn – sei allerdings mit zusätzlichen Belastungen für die Unternehmen zu rechnen.
Dr. Stefan Hardege, Referatsleiter Arbeitsmarkt/Zuwanderung beim DIHK, stellte einleitend die Positionen der Parteien gegenüber, die sich aktuell in Sondierungsgesprächen befinden. Mögliche Regulierungen wie Einschränkungen bei der befristeten Beschäftigung, der Zeitarbeit oder bei Minijobs werden die positive Arbeitsmarktentwicklung in der Region allerdings nicht komplett ausbremsen – davon war René Duvinage, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Nordhorn, überzeugt. So habe die Corona-Pandemie den regionalen Arbeitsmarkt kurzfristig zwar belastet, allerdings habe die Kurzarbeit die Lage insbesondere in der Gastronomie und im Einzelhandel stabilisiert.
„Unsere Region ist mit einem blauen Auge davongekommen. Mittlerweile haben wir mit 2,8 % im Emsland und 2,6 % in der Grafschaft Bentheim wieder die niedrigsten Arbeitslosenquoten in ganz Niedersachsen“, so Duvinage. Mit Blick auf die Zukunft rechnet er damit, dass die Beschäftigtenzahl im Agenturbezirk Nordhorn in Kürze sogar die 200.000er Grenze knacke. Aktuell werden noch 196.000 Beschäftigungsverhältnisse gezählt.
Gleichzeitig sei die Fachkräftesicherung in den Betrieben eine ernsthafte Herausforderung. „Vor allem die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt bereitet uns Sorge. Die Zahl der Schulabgänger sinkt und immer mehr junge Menschen streben an die Hochschulen. Sie stehen damit für eine Berufsausbildung nicht mehr zur Verfügung“, so Duvinage. Es komme daher entscheidend auf eine frühzeitige Berufsorientierung an. Das bestätigte Juliane Hünefeld-Linkermann von der IHK. Die IHK habe daher ihre Berufsorientierungs- und Vermittlungsaktivitäten verstärkt, etwa im Rahmen von Azubi-Speed-Datings, Ausbildungsmessen oder bei digitalen Formaten. Im Ergebnis sei die Zahl der IHK-Ausbildungsverträge in diesem Jahr auch im Emsland im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder deutlich um rund 6 % gestiegen.
Im Rahmen seines Berichts über die aktuelle Lage nach der Bundestagswahl machte sich auch der Lingener CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fühner für die berufliche Ausbildung stark. Er habe sich persönlich für eine bessere personelle und sachliche Ausstattung der Berufsschulen eingesetzt. Außerdem warb er mit Blick auf die Landtagswahl am 9. Oktober 2022 in Niedersachsen für eine Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und Genehmigungsverfahren etwa bei Infrastrukturprojekten. Fühner bekräftigte in dem Zusammenhang seine positive Haltung zum vierstreifigen Ausbau der Europastraße 233. „Das Land hat sich in der Vergangenheit klar zum Ausbau der E 233 bekannt. Dieser muss jetzt rasch erfolgen, denn die Chancen durch die E 233 für unsere Region sind riesig“, sagte Fühner.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Regionalausschuss Landkreis Emsland trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.