Neustart ohne Regelungswirrwarr gefordert
„Die angekündigten Lockerungen in Landkreisen mit einem stabilen Inzidenzwert unter 100 sind für die Wirtschaft ein wichtiges Aufbruchssignal. Die Unternehmen brauchen jetzt Schritt für Schritt mehr Planungssicherheit auf dem Weg zurück in die Normalität.“ Dies erklärte Thomas Kolde, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Landkreis Grafschaft Bentheim, jetzt bei einer digitalen Sitzung des Gremiums. Der Neustart der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie war auch Gegenstand der anschließenden Diskussion mit den Fraktionsvorsitzendenden verschiedener Kreistagsfraktionen.
Die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP waren der Einladung Koldes gefolgt, um mit den Unternehmerinnen und Unternehmern über die künftigen Herausforderungen der Kreispolitik zu diskutieren. Den Hintergrund des Dialogs bildeten die Kommunalwahlen am 12. September 2021, bei der auch wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen anstehen.
In der Diskussion sprach sich Reinhold Hilbers (CDU) für eine schnelle Unterstützung der regionalen Wirtschaft aus: „Investitionen und Maßnahmen für den Neustart unserer Unternehmen müssen jetzt Priorität haben. So helfen wir unseren kleinen und mittleren Unternehmen etwa durch das Grafschafter Förderprogramm für Innenstädte und Tourismus. Für ein standort- und investitionsfreundliches Klima müssen wir die Transformation in den Bereichen Digitalisierung, Mobilität und Energieversorgung vorantreiben.“
Ein weiteres Thema war die Fachkräftesicherung für die Region. „Das Ziel müssen gute Standortbedingungen für Fach- und Führungskräfte sein“, erläuterte Gerd Will (SPD). „Die weitere Verbesserung der dualen Ausbildung sowie eine Ausweitung der Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen kann helfen, die Attraktivität der Region zu erhöhen und hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte in der Region zu halten oder zurückzugewinnen.“
Claudia Middelberg (Bündnis 90/Die Grünen) hob die Erfolge der Grafschaft als Region für Erneuerbare Energien hervor: „Die Energie- und CO2-Bilanz der Grafschaft Bentheim zeigt, dass sich der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Energieversorgung in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt hat. Mit Blick auf die Klimaschutzziele müssen wir die Ausbaumengen deutlich erhöhen. Für diesen grünen Strom findet sich im benachbarten Emsland zudem ein starker Abnehmer im Rahmen der Erzeugung des grünen Wasserstoffs.“
Willi Klümper (FDP) adressierte die Bedeutung des künftigen Ausbaus der Infrastruktur: „Moderne Mobilität erfordert eine moderne Infrastruktur. Wir müssen daher nicht nur den ÖPNV und SPNV weiter ausbauen und anbinden. Auch der Ausbau der Radwege ist erforderlich und bedarf einer Integration durch das Knotenpunktsystem in das überregionale Radwegenetz für Radwanderer – nicht zuletzt im Sinne unserer Tourismusregion.“
„Für den Re-Start ist der Stufenplan des Landes Niedersachsen ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Politik muss aber z. B. im Einzelhandel das undurchsichtige Regelungswirrwarr mit unterschiedlichen Vorgaben je nach Inzidenzwert, Landkreis und Sortiment unbedingt abstellen“, forderte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Umwelt. Sie bot weitere Unterstützung durch die IHK-Kampagne „Heimat Shoppen“ an und hofft auf schnelle Effekte der Maßnahmen für den Neustart der Wirtschaft in der Grafschaft Bentheim.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Regionalausschuss Landkreis Grafschaft Bentheim trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.