De-Industrialisierung findet in der Region nicht statt

„Die Industrie ist und bleibt das wirtschaftliche Herz unserer Region. Das produzierende Gewerbe hat weiterhin eine enorme Bedeutung für die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze und damit für unseren Wohlstand insgesamt. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass eine De-Industrialisierung wie an anderen Standorten hier bei uns nicht stattfindet.“ Das erklärte Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, anlässlich der Veröffentlichung einer IHK-Studie (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1426 KB) zur Bedeutung der Industrie. Grundlage hierfür war eine Auswertung der amtlichen Statistik des Landes Niedersachsen durch die IHK.
Bedeutende Branchen in der Region sind der Maschinenbau und die Metallindustrie sowie die Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Sie vereinigen zusammen mehr als die Hälfte der Industriebeschäftigten in der Region. „Schon beim Blick auf die Arbeitsplätze hebt sich die Industrie in unserer Region positiv vom Bundestrend ab. Während woanders die Zahl der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe zurückgegangen ist, hat die Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim im industriellen Sektor zwischen den Jahren 2000 und 2018 um mehr als 14.000 Erwerbstätige zugelegt“, erläuterte Graf. Mit 27,6 % der Erwerbstätigen ist das produzierende Gewerbe damit weiterhin ein ganz wichtiger regionaler Wirtschaftszweig. Die industrielle Basis hat sich dabei von den Städten eher in ländliche Gemeinden verlagert – die größten Verluste sind dabei in der Stadt Osnabrück mit einem Rückgang um 9.772 Industriebeschäftigte seit dem Jahr 2000 zu verzeichnen. Verluste hinnehmen musste auch Nordhorn (- 2.484). Erhebliche Zuwächse bei den Industriebeschäftigten verzeichneten hingegen Spelle (+ 2.097), Haren (+ 2.055) und Werlte (+ 1.595). Die höchsten Industriedichten, also den Anteil der Industrie- an den Gesamtbeschäftigten, weisen die Gemeinde Rhede (66,4 %) und die Samtgemeinde Spelle (63,7 %) aus.
Beim Anteil der Branchen an der Bruttowertschöpfung der Region konnte sich die Industrie ebenfalls mehr als gut behaupten. Die Entwicklung unterstreicht auch die hohe Stabilität der regionalen Betriebe. Mit einem Anteil des produzierenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung von über 37 Prozent wird der Industrieanteil an den Erwerbstätigen sogar noch deutlich übertroffen.
„Damit unsere Region auch in Zukunft stark bleibt, müssen wir unsere industrielle Basis weiter stärken. Deshalb ist es wichtig, die Standortbedingungen für die Industrie besonders im Blick zu behalten. Dies sind vor allem die vier Bereiche Fachkräftesicherung, Infrastruktur, Internationalisierung und Innovation“, erläuterte Graf. Zu den notwendigen Schritten gehöre auch, die hohe Bedeutung der Industrie als Treiber von Forschung und Entwicklung sowie als Vorreiter beim Einsatz von Klima- und Umweltschutztechnologien stärker als bisher zu kommunizieren. „Beim europäischen ‚Green Deal‘ dürfen die Belange der energieintensiven Industrieunternehmen nicht aus dem Blickfeld geraten. Die Politik muss sich daran messen lassen, dass Deutschland als Industriestandort eine sichere Perspektive hat und vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsketten erhalten bleiben“, so Graf. Steigende Energiepreise belasteten die Industrieunternehmen bereits heute erheblich. Durch noch ambitioniertere Ziele und Maßnahmen seien weitere Belastungen zu erwarten.