Wirtschaftlicher Sachverstand in Corona-Krisenstäben nötig

„Die Auswirkungen des Corona-Virus betreffen unsere Wirtschaft in ihrer gesamten Breite. Wichtig ist, dass die Unternehmen unter Berücksichtigung der notwendigen Schutzmaßnahmen jetzt wieder stärker Fahrt aufnehmen.“ Dies erklärte Thomas Kolde, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Landkreis Grafschaft Bentheim, vor den Ausschussmitgliedern. Die Sitzung des Regionalausschusses erfolgte aufgrund der Corona-Pandemie erstmals in Form einer Videokonferenz.
Uwe Fietzek, Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim, skizzierte vor den teilnehmenden Unternehmern die Situation in der Grafschaft Bentheim: „Die Corona-Krise wird unser Handeln in den nächsten Monaten noch maßgeblich bestimmen und unsere finanziellen Möglichkeiten auf Jahre begrenzen. Einige wichtige Projekte werden deshalb auf den Prüfstand gestellt werden. Dazu zählen aber ausdrücklich nicht die Investitionen in unsere Breitbandinfrastruktur und den Mobilfunk“, so Fietzek. Die digitale Ausstattung sei ein entscheidender Standortfaktor für die Zukunftsfähigkeit der Region. Auch an seinem Engagement für die Bildung halte der Landkreis fest. „Nach der Corona-Krise wird uns das Thema Fachkräfte weiter begleiten. Für die Betriebe bleibt es wichtig, ihren Fachkräftebedarf über die duale Ausbildung zu sichern.“
Die Situation der heimischen Wirtschaft sei aus Sicht des Landkreises weitestgehend stabil. Sorgen bereiteten die vom Shutdown besonders betroffenen Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Handel. „Es ist jetzt wichtig, dass in den kommunalen Corona-Krisenteams auch Wirtschaftsexperten vertreten sind“, so Fietzek. Nur so sei sichergestellt, dass in der politischen Abwägung auch wirtschaftliche Belange Berücksichtigung finden.
„Der vorgelegte Stufenplan des Landes Niedersachsen ist ein Schritt in die richtige Richtung und schafft Planbarkeit und Verbindlichkeit für die meisten Teile der Wirtschaft. Überprüft werden muss allerdings die Auflage einer nur 50-prozentigen Auslastung in Gastronomie und Tourismus“, sagte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung. Diese Vorgabe sei betriebswirtschaftlich in der Regel nicht sinnvoll umsetzbar und können die dauerhafte Schließung der betroffenen Unternehmen zur Folge haben.
Hintergrund: Das Land Niedersachsen beabsichtigt unter anderem, ab dem 11. Mai 2020 Restaurants wieder öffnen zu lassen, allerdings nur mit halber Auslastung und unter Wahrung der Vorschriften zu Abständen, Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen. Zum 25. Mai 2020 sollen auch Hotels für touristische Übernachtungen wieder öffnen dürfen, unter Auflagen und voraussichtlich auch mit nur 50-prozentiger Auslastung.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Regionalausschuss Landkreis Grafschaft Bentheim trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung. (08.05.2020)