Erfolgreiche Unternehmensnachfolge mit Family Equity

Der Generationswechsel im Mittelstand ist für die meisten Unternehmen ein komplexer und emotionaler Schritt. Immer öfter suchen dabei viele von ihnen externe Nachfolger, da sich familienintern keine Lösung finden lässt. „Rund 40 Prozent von ihnen übergeben das Unternehmen an ihre Mitarbeiter, rund 60 Prozent verkaufen ihr Unternehmen an Externe. Darunter sind auch immer häufiger Beteiligungsunternehmen“, sagte IHK-Vizepräsident Heinrich Koch in seiner Begrüßung beim IHK-Mittagsgespräch zum Thema Nachfolge, welches in hybrider Form ausgerichtet wurde.
„Für die verkaufenden Familien ist es ein Pluspunkt in diesem Prozess, mit anderen Unternehmern zu sprechen“, sagte Gastredner Karsten Wulf von der zwei.7 Holding GmbH aus Osnabrück. Wulf hatte als Student gemeinsam mit Jens Bormann das Telefonmarketingunternehmen buw gegründet. 25 Jahre später verkauften die beiden das rund 6.000 Mitarbeiter zählende Unternehmen für einen dreistelligen Millionenbetrag an den damals weltweit zweitgrößten Callcenter-Anbieter Convergys. Wulf gründete daraufhin sein heutiges Unternehmen. Damit beteiligt er sich durch Family Equity an erfolgreichen Familienbetrieben, die vor wichtigen Weichenstellungen stehen. Das sind beispielsweise Mittelständler, bei denen die Unternehmensnachfolge geregelt werden muss oder Wachstumskapital erforderlich ist.
Im Unterschied zu Private Equity möchte die familiäre Anlagestrategie auch die Werte der Inhaberfamilien reflektieren und nicht als reine Gewinnmaximierung wahrgenommen werden. „Gespräche werden stets auf Augenhöhe mit großem Respekt vor der unternehmerischen Leistung geführt“, stellte Wulf klar. Mit Family Equity werde „ruhiges, langfristiges Kapital“ angeboten. Wulf selbst verfüge über mehr als 25 Jahre unternehmerische Erfahrung, die zum Beispiel über Unternehmensbeiräte eingebracht werden könne. In das operative Geschäft mische er sich nicht ein. „Wichtig für erfolgreiche Beteiligungen ist auch immer, dass es menschlich passt“, erläutert er. Das gelte insbesondere, wenn der ausscheidende Senior-Unternehmer noch eine Zeit lang in der Geschäftsführung weiterarbeiten wolle.
„Bei der Nachfolge müssen auch Themen wie Strategieentwicklung, Personalmanagement oder der Digitalisierung mitgedacht werden“, so Wulf. Unternehmern, die sich mit dem Generationswechsel in ihrem Unternehmen beschäftigen, riet er, rechtzeitig mit dem Planungsprozess zu beginnen und sich dafür einen Sparringspartner zu suchen. Weiter plädierte er dafür, sich selbst und das Unternehmen auf den Übergabeprozess vorzubereiten. Dazu gehöre es, emotionale Hürden und Hindernisse zu identifizieren, sich klare Ziele zu setzen und auf die Phase nach der Übergabe vorzubereiten.
Die IHK unterstützt Unternehmen, die eine Nachfolge anstreben, durch regelmäßige Beratungen von Seniorexperten. Gleichzeitig hilft sie Existenzgründern bei der Einschätzung von Chancen und Risiken einer Unternehmensübernahme. In diesem Jahr hatte die IHK in vier virtuellen Informationsveranstaltungen unter dem Titel „Stabwechsel“ über das Thema Unternehmensnachfolge informiert. Für 2021 sind unter dem Motto #GemeinsamNachfolgePlanen Sprechtage sowie Schwerpunktartikel im ihk-magazin geplant.