Neue Fertigungstechnologien wie 3D-Druck stärker nutzen
(31.05.2017) „Die Digitalisierung in der Wirtschaft wird die Produktion künftig völlig neu gestalten. Großes Potenzial beinhalten additive Verfahren zur schnellen und kostengünstigen Herstellung von Mustern und Prototypen. Ein solches Fertigungsverfahren ist der industrielle 3D-Druck.“ Dies erklärte jetzt Hendrik Kampmann, Vorsitzender des Industrie- und Umweltausschusses der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, anlässlich der Sitzung des Gremiums bei der Georg Utz GmbH in Schüttorf. Auch gebrauchsfertige Teile aus dem Drucker seien dank neuer Verfahren und Werkstoffe inzwischen keine Zukunftsmusik mehr, wie man unter anderem in der Medizintechnik sehen könne, so Kampmann.
Neue Konstruktionsmöglichkeiten dank 3D-Druck? Hierüber diskutierten die Mitglieder des IHK-Fachausschusses Industrie und Umwelt mit Prof. Dr.-Ing. Jürgen Adamek (4.v.r.), Hochschule Osnabrück, Campus Lingen, bei der Georg Utz GmbH in Schüttorf.
Nutzt bereits die praktisch uneingeschränkte Design- und Konstruktionsfreiheit additiver Fertigung: Prof. Dr.-Ing Jürgen Adamek, Hochschule Osnabrück, Campus Lingen.
„Ein reines Ersetzen von konventionellen Verfahren durch additive Fertigung ist in den seltensten Fällen sinnvoll“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Jürgen Adamek, Hochschule Osnabrück, Institut für Management und Technik am Campus Lingen. „Es ist notwendig bereits bei der Konstruktion eines Bauteils bzw. eines Produkts für die additive Fertigung die besonderen Möglichkeiten dieses Fertigungsverfahrens zu berücksichtigen.“ Als Anschauungsmaterial präsentierte Adamek u. a. einen selbst entwickelten und mittels 3D-Druck hergestellten innovativen Smartphone-Halter für Motorräder, der sich durch eine besondere, einteilige Konstruktion mit richtungsabhängigen Steifigkeiten auszeichnet. Additive Fertigung bietet eine praktisch uneingeschränkte Design- und Konstruktionsfreiheit, die es ermöglicht innovative, platz- und gewichtsparende Produkte zu entwickeln. Auch Lösungen aus der Natur – wie der Aufbau eines Knochens – lassen sich damit leichter auf die Technik übertragen. Oft fehlt in den Betrieben jedoch noch das vertiefte Wissen über die neuen Möglichkeiten der additiven Fertigung. Hier bietet Prof. Adamek von der Hochschule Osnabrück am Standort Lingen interessierten Unternehmen Unterstützung an. Die IHK hilft zudem bei der Suche nach geeigneten Förderprogrammen.
Rüdiger Köhler, Geschäftsführer der auf die Produktion von Transportbehältern aus Kunststoff spezialisierten Georg Utz GmbH, berichtete den Teilnehmern von den positiven Erfahrungen, die sein Unternehmen bereits in den vergangenen 20 Jahren mit 3D-Druck im Prototypenbau gemacht hat. „Bevor wir ein teures Werkzeug in Stahl fertigen, drucken wir ein 1:1-Modell, an dem wir überprüfen können, ob bei der Konstruktion an alles gedacht wurde.“ Zudem würden die Kunden es sehr schätzen, bereits im Verkaufsgespräch ein Modell selbst in die Hand nehmen zu können. Bei der Produktion setze man diese Fertigungsverfahren dagegen wegen der hohen Stückzahlen und der entsprechenden Materialmengen bisher nicht ein.
Weiteres Thema der Sitzung war ein regionaler Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern über individuelle Strategien zur Förderung neuartiger Produkte und Ideen im eigenen Unternehmen.