Westbalkan: Flüchtlingsroute oder Handelsweg?

IHK-Außenwirtschaftsausschuss tagt im DIL

(20.02.2017) „Auch wenn es in einigen der Westbalkanländer politisch wieder zu kriseln beginnt, ist die Wirtschaftsentwicklung insgesamt stabil. Es lohnt sich deshalb für Unternehmer, sich mit diesen Ländern näher zu befassen“. Dies erklärte Franz-Josef Paus, Vorsitzender des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, auf der aktuellen Sitzung beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik e.V. in Quakenbrück.

Martin Knapp, Geschäftsführer der Deutsch-Serbischen Wirtschaftskammer (AHK) in Belgrad, schilderte Besonderheiten der einzelnen Länder aus dem Westbalkan. Dazu zählen Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien. „Insbesondere Serbien hat einen bedeutenden industriellen Sektor“, erklärte Knapp. Daher sei vom deutschen Wirtschaftsministerium eine Kampagne zur Förderung Serbiens als Zulieferer für die deutsche Industrie ins Leben gerufen worden. Hier organisiert die AHK Gespräche zwischen potentiellen deutschen und serbischen Geschäftspartnern, die nach vorgegebenen Kriterien wie Unternehmenskapazitäten oder erforderlichen Zertifikaten ausgewählt werden.
„Für deutsche Unternehmen hat der Westbalkan großes Potenzial“, motivierte Knapp die Unternehmer. Dabei seien allerdings auch die besonderen Schwierigkeiten nicht zu übersehen. Dies sei weniger die Korruption an sich, als vielmehr das Risiko, selbst unter Korruptionsverdacht zu geraten. „Die allgemeine Korruptionsvermutung, also das allgemeine Misstrauen, jeder andere sei korrupt, lähmt die Wirtschaft in diesen Ländern“, erklärte Knapp.
Im IHK-Bezirk engagieren sich bereits heute 128 Unternehmen in den Westbalkanländern. In Serbien sind rund 30.000 Arbeitsplätze von deutschen Investitionen abhängig. Es gibt außerdem Kontakte und gemeinsame Aktivitäten auch auf kommunaler Ebene, so zum Beispiel zwischen der Samtgemeinde Bersenbrück und der Stadt Ruma in Nordserbien. „Ruma ist sehr deutschfreundlich. Deutsch ist dort die erste Fremdsprache“, beschrieb Dr. Zeljko Dragic, Ratsherr der Samtgemeinde Bersenbrück, die Stadt. Potenziale für regionale Firmen gebe es insbesondere im Agrarbereich. Außerdem unterstütze die Stadtverwaltung Rumas regionale Unternehmen, die vor Ort Geschäftsbeziehungen suchen.
Eine für den 8. bis 11. Mai 2017 geplante Reise von Rats- und Stadtvertretern aus Bersenbrück steht auch Unternehmen aus der Region offen, die sich einen persönlichen Eindruck verschaffen und Kontakte nach Ruma knüpfen wollen.
Weitere Informationen: IHK, Ina Riesen, 0541 353-125 oder riesen@osnabrueck.ihk.de