Kommunikative Herausforderungen beim Übertragungsnetzausbau bewältigen
„Wer die Energiewende und eine sichere Energieversorgung gewährleisten will, der muss den zügigen Ausbau der Übertragungsnetze mittragen.“ Mit dieser Einschätzung eröffnete Hendrik Kampmann, Vizepräsident der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, jetzt das aktuelle Mittagsgespräch in Lingen. Als Gäste begrüßte er den Kommunikationswissenschaftler Professor Dr. Reinhold Fuhrberg und Dimitrij Umansky, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Osnabrück, die zu dem Thema „Bürgerbeteiligung beim Übertragungsnetzausbau – Selbst- und Fremdbild der Akteure, kommunikative Herausforderungen“ sprachen.
IHK-Vizepräsident Hendrik Kampmann, Prof. Dr. Reinhold Fuhrberg, Dimitrij Umansky (beide Hochschule Osnabrück) und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf diskutierten über kommunikative Herausforderungen beim Infrastrukturausbau.
„Der Netzausbau ist im jetzigen Stadium vor allem eine kommunikative Herausforderung“, führte Fuhrberg in das Thema ein. Die Umsetzung der Ausbaumaßnahmen erfordere eine Toleranz bei den betroffenen Bürgern und Kommunen. Der Frage, wie eine solche Tolerierung des Übertragungsnetzausbaus erreicht werden kann, waren die Forscher aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht im Rahmen des aus Landesmitteln geförderten Projektes „Net Future Niedersachsen“ nachgegangen. Dazu wurden u. a. Expertengespräche mit Vertretern von Genehmigungsbehörden, Übertragungsnetzbetreibern, Landkreisen und Kommunen in Niedersachsen geführt. Insgesamt hat das Forschungsprojekt eine Laufzeit bis August 2019.
„Die Netzbetreiber sehen die Kommunen in einer zentralen Rolle für die Umsetzung des Netzausbaus. Ihre Repräsentanten sind gewählte Vertreter der Bürger und sollen das Allgemeinwohl im Blick haben. Die notwendigen Entscheidungen werden naturgemäß nicht immer von allen Bürgern geteilt“, fasste Fuhrberg die Forschungsergebnisse zusammen. Kommunen enttäuschten in diesem Zielkonflikt manchmal Erwartungen Einzelner, wenn sie eine abgewogene Position einnehmen würden. „Im Vordergrund müssen transparente Dialogprozesse und eine sachliche Planung stehen, die zu einem vermittelbaren Netzausbau führen“, so Fuhrberg.
Hintergrund: Der Ausbau der Übertragungsnetze erfolgt auf der Grundlage des Gesetzes zum Ausbau von Energieleitungen (EnLAG) und des Gesetzes über den Bundesbedarfsplan (BBPlG). Beide Gesetze stellen für die darin aufgeführten Vorhaben die energiewirtschaftliche Notwendigkeit und den vordringlichen Bedarf zur Gewährleistung eines sicheren und zuverlässigen Netzbetriebs fest. In der Wirtschaftsregion sind insgesamt sechs neue Trassen und Maßnahmen zur Verstärkung des Übertragungsnetzes geplant. Planfestgestellt sind von den vorgesehen Vorhaben bislang nur wenige Abschnitte.