Aktuelle Themen der maritimen Wirtschaft
Eine wettbewerbsfähige und leistungsstarke Hochseeflotte ist für die Exportnation Deutschland von großer Bedeutung. Darüber hinaus gibt es eine starke regionalwirtschaftliche Komponente für den Ems-Raum: Mit den Städten Haren, Emden und Leer liegen mehrere der größten deutschen Reedereistandorte im Nordwesten Niedersachsens.
Zwar befindet sich die Branche als Folge der Finanzkrise 2008/2009 noch immer in schwierigem Fahrwasser, aber die positive Weltkonjunktur und der Einsatz neuer Technologien bergen Chancen für die Zukunft. Vor diesem Hintergrund haben die Industrie- und Handelskammern aus Osnabrück und Emden jetzt erneut zu einer Informationsveranstaltung für die Reedereien der Region eingeladen.
Über den Stand der Digitalisierung in der maritimen Wirtschaft berichtete Christoph Burmeister, Projektleiter beim Fraunhofer Institut für maritime Logistik und Dienstleistungen in Hamburg. So könnten durch nahezu minutengenaue computergestützte Verkehrsprognosen für Schiffe und Schifffahrtsrouten Kollisionen und Lieferengpässe auf den Weltmeeren weitgehend vermieden werden. Häfen, Terminals und letztlich auch die Reeder könnten ihre Arbeit viel exakter als bislang möglich planen und steuern. Auch der Weg zum flächendeckenden Einsatz von komplett ferngesteuerten und -gewarteten Schiffen sei nicht mehr weit.
Die von der Volksrepublik China initiierte „Neue Seidenstraße“ war das Thema von Anne Mdinaradze vom Beratungsunternehmen Berlin Economics. Die Absicht Chinas ist es, mit einem beträchtlichen Investitionsvolumen verschiedene Land- und Seetransportkorridore zwischen Asien und Europa auszubauen und für internationale Warenströme noch besser nutzbar zu machen. Die Initiatoren versprechen sich davon neue Absatzchancen sowie eine „Verlängerung der eigenen Werkbank“. Der Planungszeitraum ist zwar sehr langfristig, „reines Marketing“ sei die neue Seidenstraße aber nicht. Die gesamte Logistikbranche und damit auch die Reeder müssten sich sehr genau ansehen, was dort passiere und frühzeitig mit entsprechenden Dienstleistungen entlang der „Neuen Seidenstraße“ aktiv werden.
Zu den Themen des Nachmittags gehörte außerdem die Sicherheit auf See. Hierzu gab Kapitän Johannes Dumrese vom Marinekommando in Rostock einen Überblick über Aufgaben- und Einsatzschwerpunkte der Bundesmarine. Bekanntester Einsatz ist nach wie vor die Mission Atalanta, in deren Rahmen die Seewege am Horn von Afrika vor Piratenüberfällen gesichert werden. Inzwischen sei die Lage dort vergleichsweise gut unter Kontrolle der internationalen Allianz. Dafür sei das Piraterieproblem aber in anderen Seegebieten, z. B. im Golf von Guinea, gewachsen.
Die regionalen IHKs werden die Reedereien entlang der Ems auch künftig aktiv unterstützen und begleiten. Im kommenden Herbst laden die Harener Reeder sowie die Stadt Haren wieder zu ihrem traditionellen Seeschifffahrtstag ein. Diese Großveranstaltung ist fester Bestandteil des Austauschs innerhalb der Schifffahrtsbranche selbst sowie zwischen den Reedereien und der Politik aus Hannover, Berlin und Brüssel.