Impulse für den Wohnungsbau richtig setzen
„In einer Umfrage haben die Unternehmen im IHK-Bezirk im Jahr 2013 den Immobilienmarkt und das Wohnumfeld branchen- und regionalübergreifend als wichtigen Standortfaktor bewertet. Die Verfügbarkeit von angemessenem Wohnraum ist demnach ein Wettbewerbsvorteil nicht nur für Kommunen, sondern auch für die Unternehmen selbst“, so begründete IHK-Vizepräsident Heinrich Koch beim Mittagsgespräch der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim in Osnabrück die große Relevanz der Wohnungsmärkte für die regionale Wirtschaft.
Marie-Luise Dött, Mitglied des Deutschen Bundestags und Umwelt- sowie Baupolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, führte in ihrem Vortrag aus, dass die derzeitige Entwicklung durch eine gestiegene Nachfrage nach Wohnraum sowie die wachsende Attraktivität von Wohnungen als Kapitalanlage gekennzeichnet sei. Darauf hätten die Märkte bereits reagiert: „Deutschlandweit stieg die Zahl der fertiggestellten Wohnungen zwischen 2009 und 2013 von 160.000 auf 215.000 Wohneinheiten. 2014 waren es 240.000 neue Wohnungen. Die Entwicklung ist positiv, aber nicht ausreichend. Es bedarf zusätzlicher politischer Impulse“, so Dött.
Zwar sei es auch in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim in den vergangenen Jahren zu teils deutlichen Mietpreissteigerungen gekommen. Gleichzeitig müsse man aber auch festhalten, dass das Mietpreisniveau mit rd. 7,00 Euro in Osnabrück, rd. 6,20 Euro in Bramsche und rd. 6,40 Euro in Lingen im IHK-Bezirk vergleichsweise niedrig sei. Osnabrück liege damit z. B. unter Oldenburg, Hannover, Wolfsburg, Braunschweig und Göttingen. „Dies ist ein wichtiger Standortvorteil gegenüber anderen Regionen“, so Koch.
Mit finanziellen Mitteln für den sozialen Wohnungsbau, der Erhöhung des Wohngeldes und den vergünstigten Konversionsliegenschaften für Neubauvorhaben stelle die Bundesregierung zukünftig geeignete Instrumente zur Verfügung, um den Mietpreissteigerungen zu begegnen, unterstrich Dött. Darüber hinaus sei eine Baukostensenkungskommission als zentrales Element des „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ dabei, preistreibende Standards zu prüfen und abzumildern. Zur Diskussion um eine Mietpreisbremse in Osnabrück und anderen Städten der Region stellte Dött klar, dass deren Einführung zunächst die Bewertung der örtlichen Situation als „angespannter Wohnungsmarkt“ durch das Land Niedersachsen voraussetze. Ferner müsse die Landesregierung auflisten, welche Maßnahmen sie ergreifen wolle, um Abhilfe zu schaffen.
„Ich wundere mich als Unternehmer darüber, dass die Politik weiterhin Entscheidungen trifft, die die Kosten für Eigentümer und Mieter erhöhen“, so Koch. Die Energiewende führe inzwischen erkennbar zu einer Landverknappung und damit zu Preissteigerungen für Baugrundstücke. Sie treibe ebenfalls die Strompreise und damit die Wohnnebenkosten. Und schließlich bediene sich der Staat über das Steuersystem bei den Bürgern: Viele Länder, auch Niedersachsen, hätten die Grunderwerbssteuer gerade angehoben. „Für mich sind dies Widersprüche, die die Erreichung vernünftiger politischer Ziele gefährden“, resümierte Koch kritisch.