Für freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

"Gesellschaftliches Engagement ist bereits jetzt fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur in Deutschland und wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen". Dies erklärte Martin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim auf der 31. IHK-Regionalkonferenz mit dem Thema: „Verantwortung von Unternehmen: Ehrbahren Kaufmann leben, nachhaltig wirtschaften“. In der von Mittelstand und Familienunternehmen geprägten Unternehmenslandschaft sei die Übernahme von Verantwortung gerade auch am Standort des Betriebs seit Jahrhunderten unter dem Begriff des Ehrbaren Kaufmanns eine Selbstverständlichkeit. „Unsere IHK wird die Werte des Ehrbaren Kaufmanns noch stärker in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und damit in die öffentliche Diskussion stellen, zumal die Industrie- und Handelskammern nach dem IHK-Gesetz den Auftrag haben, „für die Wahrung von Anstand und Sitte des Ehrbaren Kaufmanns zu wirken“, sagte Schlichter in seiner Begrüßung. Die IHK kommt diesem Auftrag bereits mit zahlreichen Dienstleistungen nach. Neu hinzu komme in diesem Jahr der Zertifikatslehrgang „CSR-Manager (IHK)“.
Zu Gast auf der Regionalkonferenz, die im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Osnabrück stattfand, war Prof. Dr. Nick Lin-Hi, Inhaber der Juniorprofessur für CSR an der Universität Mannheim, der im Jahr 2010 mit dem Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik ausgezeichnet worden ist. „Die Übernahme von Verantwortung ist heute ein strategischer Imperativ, um langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern. Ein Unternehmen, das seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird, positioniert sich in seinem Umfeld und im Markt als fairer Partner. Die Verantwortung von Unternehmen erschöpft sich nicht in guten Taten, sondern umfasst stets immer die Sicherstellung von gesetz- und normkonformem Handeln. Hieran zeigt sich, dass es sich bei Verantwortungsübernahme um eine unternehmerische Querschnittsaufgabe handelt“, betonte Professor Lin-Hi.
An die Politik richtete IHK-Präsident Schlichter den Appell: "Wichtig ist, das vielfältige freiwillige Engagement der Unternehmen nicht durch Standardisierungen oder gesetzliche Verpflichtungen zu durchkreuzen. Regulierungen, wie sie z. B die EU aktuell plant, engen das Engagement ein und widersprechen im Kern dem Grundgedanken der gesellschaftlichen Verantwortung.“
Über die Umsetzung gesellschaftlicher Verantwortung in der Praxis berichteten drei Unternehmensvertreter: Prof. Dr. Felix Osterheider, Georgsmarienhütte GmbH in Georgsmarienhütte, sprach zum Thema „Industrie als guter Nachbar“. Dr. Norbert Siebels, Klasmann-Deilmann GmbH in Geeste, berichtete über „Nachhaltigkeit in der Torfindustrie“ und Dr. Wilhelm-Friedrich Holtgrave, WKS Textilveredlungs-GmbH in Wilsum, führte aus zu „Verantwortlicher Unternehmensführung in der globalisierten Textilwirtschaft“.
Vertreter von Politik und Wirtschaft diskutierten zusammen mit Prof. Lin-Hi über Beispiele, Probleme und Grenzen der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen. Dazu sprachen Albert Stegemann (MdB, CDU), Rainer Spiering (MdB, SPD), Filiz Polat (MdL, Bündnis90/Die Grünen) und Gabriela König (MdL, FDP).
Albert Stegemann: „Die meisten Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Ich bin überzeugt, dass sich ethisches Handeln und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist die Grundlage für langfristigen Gewinn. Gesetzliche Pflichten für wohltätiges Handeln halte ich für hinderlich. Die CDU setzt auf wirtschaftliche Vernunft.“
Rainer Spiering:
„Erfolgreiche Unternehmen haben immer auf eine langfristige und nachhaltige Unternehmenskultur gesetzt. Gerade mittelständische Familienunternehmen, dies gilt insbesondere in der Region Osnabrück, sind dann langfristig erfolgreich gewesen, wenn sie ihren wirtschaftlichen Erfolg an die Interessen ihrer Mitarbeiter gekoppelt haben.“
Feliz Polat: „Unternehmen tragen eine große gesellschaftliche Verantwortung – lokal und global – für das Gemeinwesen als auch für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien. Dabei sind die Situation der Zeit- und Werkvertragsarbeiterinnen und -arbeiter sowie die gesundheitliche Belastung der Angestellten besonders in den Blick zu nehmen.“
Gabriela König: „CSR oder Ethik stellt Motive, Handeln und Folgen in Zusammenhang. Sie sind ein Ganzes unserer Gesellschaft. Mehr Verantwortung der Unternehmer als verlässliche Partner schafft langfristig Erfolg und Wertschätzung, die allen zugutekommt, die soziale Marktwirtschaft sichert und zukunftsfähig macht. Sie muss gewollt nicht verordnet werden“.