Russlandbeziehungen trotz Krim-Krise bisher überwiegend normal
(20.04.2014) „Die Wirtschaftsbeziehungen der regionalen Unternehmen mit Russland und der Ukraine laufen bisher noch überwiegend normal. Insbesondere stellen wir keinen Nachfragerückgang bei den Auslandsdokumenten für den Export in diese Länder fest. Auch die für Ende Juni 2014 geplante Delegationsreise von Stadt Osnabrück und IHK nach Moskau und Twer findet bei den Unternehmen gute Resonanz“, erklärte Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim.
Diese Einschätzung spiegele auch eine IHK-Blitzumfrage zur Krim-Krise wider: 77 % der Befragten haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Geschäftseinbußen in Russland und in der Ukraine zu verzeichnen. Zukünftig erwarten jedoch 46 % einen Rückgang ihrer Geschäftsaktivitäten in den beiden Ländern. Diese Verunsicherung der Unternehmen betreffe vor allem die langfristige Entwicklung, wie die Umfrageergebnisse zeigten. Russische Kunden würden sich gerade bei Kaufentscheidungen mit hohem Volumen unter Hinweis auf die unsichere politische Lage abwartend verhalten. Ein Unternehmen rechnet sogar damit, dass seine vorbereitenden Maßnahmen zum Markteinritt in der Ukraine zunächst zum Erliegen kommen werden.
Auf kurze Sicht sei besonders die Entwicklung des Rubel-Wechselkurses ein großes Problem. Seit Jahresbeginn ist die russische Währung um mehr als zehn Prozent gefallen, was deutsche Waren für russische Importeure enorm verteuert.
Die Unternehmen aus der Region sind in Russland und in der Ukraine vergleichsweise stark engagiert. So sind aus dem IHK-Bezirk über 200 Unternehmen in Russland und 115 in der Ukraine aktiv, sei es als Exporteure, mit Vertriebsniederlassungen oder sogar mit eigenen Produktionsstätten. Russland ist für den IHK-Bezirk damit nach der Schweiz der wichtigste Auslandsmarkt außerhalb der EU.
Graf betonte, dass eine Eskalation der Krise weiteres Vertrauen zerstören würde: „Mit Wirtschaftssanktionen schaden wir uns nur selbst. Sie sind auch nicht geeignet, um den Konflikt zu lösen.“ Dies belege auch die IHK-Umfrage: Lediglich 20 % der Befragten halten Wirtschaftssanktionen gegen Russland für eine geeignete Maßnahme.
Deutschland ist der drittgrößte Handelspartner Russlands nach China und den Niederlanden. Die deutsche Wirtschaft hat allein einen Anteil von rund 35 % an den EU-Exporten nach Russland. Für die Ukraine liegt Deutschland als Außenhandelspartner nach Russland und China auf Platz 3. Das deutsch-russische Handelsvolumen ist dabei allerdings etwa elfmal größer als der deutsch-ukrainische Warenaustausch.
Weitere Informationen: IHK, Ina Riesen, Tel. 0541 353-125 oder riesen@osnabrueck.ihk.de