Teilzeitausbildung bietet Chancen zur Fachkräftesicherung

„Das Instrument der Teilzeitausbildung muss noch stärker in den Betrieben ankommen. Dies ist ein Prozess der kleinen Schritte.“ Dies erklärten die Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland und der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, Dr. Heinz-Gert Schlenkermann und Marco Graf. Spitzenvertreter der Kammern, der Arbeitsverwaltungen, Betriebsinhaber und Lehrlinge diskutierten unter der Moderation von Sofie Geisel vom Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ über die noch weitgehend unbekannte Teilzeitausbildung.
Viele Betriebe kennen dieses Instrument ebenso wenig wie die Auszubildenden. Daher werben HWK und IHK gemeinsam mit den Arbeitsverwaltungen für einen höheren Bekanntheitsgrad dieser Ausbildungsform. „Der Anfang ist gemacht, aber es sind noch viele kleine Schritte nötig, um die Teilzeitausbildung bekannt zu machen“, so Schlenkermann. Er betonte, dass nahezu rund ein Drittel der neu eingestellten Lehrlinge im Handwerk weiblich sind.
„Auch wenn die Bedeutung noch gering ist, wollen wir gemeinsam mit allen Beteiligten stärker für die Teilzeitausbildung werben“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Denn es gibt ein großes Potenzial von jungen Menschen, die diese Form der Berufsausbildung aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation wählen würden, vor allem junge Frauen mit Kind.
„Wir müssen aber auch die Betriebe und Unternehmen individuell über die Teilzeitausbildung beraten und sie auch bei der Durchführung unterstützen“, so Susanne Sökeland, Obermeisterin der Tischler-Innung Osnabrück. Dies bestätigt auch Andrea Kalinsky von der Osnabrücker Koordinierungsstelle Frau und Betrieb. Sie rät, gerade die umfangreichen Erfahrungen der lokalen und regionalen Frauen-Netzwerke zu nutzen.
„Ohne die Unterstützung des Umfeldes ist es schwer, eine Teilzeitausbildung durchzustehen“, sagt der Koch Tim Görke. Der 26-Jährige wurde während seiner Ausbildung plötzlich alleinerziehender Vater. Nur noch ein Jahr fehlte ihm damals, um seine Ausbildung im Van der Valk Hotel in Melle abschließen zu können. Er konnte sich im letzten Jahr seiner Ausbildungszeit auf die Stiefmutter verlassen, die den damals einjährigen Sohn des Azubis betreute. „Wenn der Azubi gut ist und schnell lernt, dann funktioniert das Teilzeit-Modell “, betont Bianca Weber, Ausbilderin im Van der Valk Hotel. Sowohl die Auszubildenden als auch das jeweilige Unternehmen profitierten davon.