IHK: Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes erhalten

Studie zu den regionalen Auswirkungen der Energiewende veröffentlicht
Die Energiewende stellt die Unternehmen in der Wirtschaftsregion Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim vor erhebliche Herausforderungen. Damit diese bewältigt werden können, müssen Preisanstiege begrenzt und die jederzeitige Versorgung mit Strom sichergestellt werden. Die Wirtschaftsregion ist allerdings gut vorbereitet, um die Chancen der Energiewende zu nutzen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) im Auftrag der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und der regionalen Sparkassen.
Mit der Energiewende hat Deutschland international einen Sonderweg eingeschlagen. Dabei führt der beschleunigte Kernenergieausstieg als deren tragende Säule zu zusätzlichen Preisanstiegen. „Der Anstieg der Strompreise und technische Engpässe im Stromnetz dürfen die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland nicht gefährden“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf anlässlich der Vorstellung der Studie. Deutschland blicke bereits auf eine Phase stark steigender Strompreise seit dem Jahr 2001 zurück „Wir haben aktuell schon den zweithöchsten Strompreis in der Europäischen Union.“ In Frankreich etwa koste der Strom 40 Prozent weniger. Eine solche Spanne könne sich ein Industriestandort auf Dauer nicht leisten. Gerade das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müsse novelliert werden, so Graf. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die so genannte EEG-Umlage im Jahr 2013 um 47 Prozent auf 5,3 ct/kWh ansteigen wird. Graf: „Die aktuelle Debatte um vermeintlich nicht gerechtfertigte Befreiungen von der EEG-Umlage geht in die Irre. Wie überall in Deutschland müssen auch bei uns rund 99,9 Prozent der Unternehmen die EEG-Umlage in voller Höhe tragen. Lediglich 16 regionale Unternehmen fallen unter die Besondere Ausgleichsregelung des EEG. Gerade diese Ausnahmetatbestände sind aber wichtig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten.“
Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit eines raschen Ausbaus der Energieinfrastruktur. Die Herausforderung sei, die erneuerbaren Energien mit ihrem wachsenden Anteil effizient in das Energiesystem zu integrieren. Dringlich seien dazu insbesondere die Modernisierung und der Ausbau der Stromnetze sowohl auf der Übertragungs- als auch auf der Verteilnetzebene. Dr. Ulrike Lehr, Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mit Sitz in Osnabrück, erläutert: „Obwohl bereits seit längerer Zeit angemahnt wird, diesen Prozess voranzutreiben, wurde erst in den letzten Monaten ein bundesweiter Netzentwicklungsplan vorgelegt und ein Prozess-Monitoring installiert.“ Der notwendige Netzausbau müsse so gestaltet werden, dass die jederzeitige Versorgungssicherheit auch in Zukunft gewährleistet ist. Als wichtiges Ergebnis der Untersuchung führt sie ferner aus: „Bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen zur Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen muss der Industrie besonderes Augenmerk gelten. Für Unternehmen ohne den Ausnahmestatus innerhalb der EEG-Umlage können erfolgreiche betriebliche Energieeffizienzmaßnahmen dazu beitragen, den Kostendruck mittel- bis langfristig zu reduzieren.“
Bernd Heinemann, Vorsitzender des Vorstands der Kreissparkasse Bersenbrück, ergänzt aus Sicht der regionalen Sparkassen: „Zur Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende sind vor allem individuelle Lösungen gefragt. Die innovativen mittelständischen Unternehmen der Region sind dabei vorbildlich aufgestellt.“ Dazu Frank Finkmann, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Melle: „Die Sparkassen unterstützen die Betriebe auch, wenn es um die Nutzung der Chancen der Energiewende geht: Allein die Kreissparkasse Melle hat im 1. Halbjahr 2012 ein Finanzierungsvolumen von nahezu 11 Millionen Euro für Investitionen in erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt.“
Die IHK-Organisation hat das Jahr 2012 unter das Jahresthema „Energie und Rohstoffe für morgen“ gestellt. In der Region finden zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen dazu statt.