„Zum Prüferamt zu ermutigen, zeigt Wertschätzung“

von Juliane Hünefeld-Linkermann und Dr. Maria Deuling, IHK
Sven Tappel ist gelernter Fachinformatiker, VWA-­Absolvent und heute Geschäftsführender Gesellschafter der Wocken IT Partner GmbH in Meppen. Als Unternehmer ist ihm die Förderung der beruflichen Bildung sehr wichtig. Dies ist ein Grund, warum er sich ehrenamtlich in die Arbeit der Prüfungsausschüsse einbringt und auch Auditor für das IHK-Qualitätssiegel „TOP Ausbildung“ ist.
Seit Dezember ist Sven Tappel Mitglied der IHK-­Vollversammlung.
Herr Tappel, wann haben Sie das IHK-­­Prüfer­ehrenamt übernommen und in welchem Prüfungs­ausschuss?
Seit dem Jahr 2019 bin ich im Prüfungsausschuss in Lingen aktiv. Wir prüfen in den Berufen ­Fachinformatiker in den Fachrichtungen System­integration und Anwendungsentwicklung und den Kaufmann für IT-Systemmanagement. In dem ­Prüfungsausschuss, der aus einem Arbeitnehmervertreter, einem Vertreter der Berufsschule und ­einem Arbeitgebervertreter besteht, vertrete ich den letztgenannten. Wir gehen nun in unsere fünfte gemeinsame Prüfungsperiode. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team.
Sind noch weitere Mitarbeiter aus ihrem Unternehmen als IHK-Prüfer aktiv?
Aktuell stellen wir als Unternehmen mit knapp 60 Beschäftigten einen IHK-Prüfer. Dies möchten wir unbedingt ändern und uns noch stärker engagieren. Wie es der Zufall will, führen wir aktuell interne Gespräche und haben bereits vier weitere Interessenten. Wir werden sehen, wie viele davon ab September in der neuen IHK-Berufungsperiode in einem Prüfungsausschuss mitwirken.
In welchen Berufen bildet Ihr Unternehmen aus?
Aktuell bilden wir in drei IT-Berufen aus. Zudem planen wir, unser Ausbildungsangebot auszuweiten. Im Jahr 2025 werden wir noch einen weiteren Ausbildungsberuf, den Fachinformatiker Daten- und Prozessanalyse anbieten. Wir können als ­Unternehmen nur wachsen, wenn wir ausreichend Fachkräfte haben. Diese haben wir in der Vergangenheit und werden wir auch in Zukunft durch die ­eigene Ausbildung generieren.
Warum sind Ihnen beruflich qualifizierte ­Nachwuchskräfte wichtig?
Wie in jedem anderen Unternehmen – aber speziell bei uns als einem IT-Dienstleister – ist die Qualität der Mitarbeiter der entscheidende Faktor für den Unternehmenserfolg. Ohne qualifizierte Fachkräfte keine zufriedenen Kunden, ohne zufriedene Kunden keine Firma Wocken IT – so einfach ist das. Wir wollen zufriedene Kunden, und deshalb geben wir uns auch allergrößte Mühe bei unseren Aus­zubildenden, denn sie sind unsere Fachkräfte von morgen.
… und welche Vorteile sehen Sie in der IHK-Weiterbildung?
Mit der beruflichen Weiterbildung können wir unseren Nachwuchskräften Aufstiegsmöglichkeiten bieten, die denen von Hochschulabsolventen in nichts nachstehen. Aufbauend auf der Ausbildung können sie sich durch die IHK-Fortbildungs­abschlüsse auf hochqualifizierte Fachaufgaben oder Führungspositionen vorbereiten. Wir brauchen diese Beschäftigten in Führungspositionen, die nicht nur theoretisch aus- und weitergebildet sind, sondern auch ganz konkret ihre praktischen Berufserfahrungen mitbringen.
Wie trägt das Prüferehrenamt aus Ihrer Sicht zum Erfolg der dualen Berufsausbildung bei?
Ohne ehrenamtliche Prüfer gibt es keine Prüfungsausschüsse, und ohne Prüfungsausschüsse könnten keine Prüfungen für unsere zukünftigen Fach- und Führungskräfte abgenommen werden. Fehlen ­würde die praxisnahe Ausrichtung! Ehrenamtliche Prüfer durch Hauptamtliche zu ersetzen, wäre deshalb aus meiner Sicht keine Lösung. Denn gerade weil Lehrer­vertreter, Arbeitnehmer- und Arbeit­gebervertreter im Prüfungsausschuss sind, werden unterschiedliche Aspekte und Sichtweisen in die Prüfungen mit einbezogen.
Als Auditor für das IHK-Siegel „TOP Ausbildung“ setzen Sie sich für Ausbildungsqualität ein. Wie wirkt diese auf die Personal­entwicklung?
Je besser unsere Azubis ausgebildet werden, desto schneller und besser können sie eingesetzt werden und tragen zur Wertschöpfung bei. In vielen Fällen bietet die Ausbildung ein richtig gutes Fundament. Eine starke und gezielte Ausbildung kann dazu beitragen, die Personalentwicklung und Planung aktiv in Firmen zu lenken. Ich denke gerade im Bereich der Ausbildung ist noch vieles möglich und verbesserungswürdig. Das Siegel „TOP Ausbildung“ beschäftigt sich mit der Qualität der ­Ausbildung in Betrieben. Der Prozess und der ­Aufwand, dieses Siegel zu erhalten, ist nicht zu unterschätzen. Aber das Verfahren bietet einen ­erheblichen Mehrwert. Das kann ich aus eigener Erfahrung und als Auditor bestätigen.
Welchen Tipp haben Sie für junge Menschen, die sich für das Prüferehrenamt interessieren?
Die IHK oder Berufsschulen, und dort die Prüf­ungsausschussvorsitzenden, sind gute erste ­An­laufstellen. Hilfreich ist es, Gespräche mit ­Menschen zu führen, die bereits in einem Prü­fungsausschuss mitgewirkt haben oder noch aktiv sind. So können Erfahrungen und Fragen ausgetauscht und geklärt werden. Gut ist es auch, wenn erfahrene Prüfer als Mentoren fungieren. Für mich persönlich war es eine gute Erfahrung, bei einer Prüfung zu hosp­i­tieren, um mich auf die Prüfer­tätigkeit vorzubereiten. Nach dieser Erfahrung wusste ich, wie die ­Prü­fungen ablaufen und auf was ich mich einlasse.
Worauf lasse ich mich als Prüfer ein?
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Mitwirkung in einem Prüfungsausschuss ein Ehrenamt ist, dass auch Zeit in Anspruch nimmt. Dennoch kann ich es jedem empfehlen – es macht einfach sehr viel Spaß und man ist jedes Mal überrascht und freut sich, wenn man richtig tolle Prüfungen abnimmt und junge Menschen vor sich hat, die für Ihren Job brennen und diesen beherrschen. Die Erleichterung der Prüflinge, die Freude, die Glückwünsche zur bestandenen Prüfung – das sind alles sehr schöne Momente, die den Aufwand aufwiegen.
Mit welchen Argumenten würden Sie Unternehmen davon überzeugen, Mitarbeiter als ­Prüfer freizustellen?
Grundsätzlich sehe ich das so, dass Betriebe eine Verantwortung haben, sich für die Ausbildung zu engagieren. Gerade in unserer dualen Ausbildung sind mehrere Parteien für eine erfolgreiche Ausbildung verantwortlich, eine Partei sind die Betriebe. Ich sehe auch weitere Vorteile für die Betriebe, wenn sie ihre Mitarbeiter als Prüfer freistellen. Durch ständig neue Projektthemen, die von den Auszubildenden in den Abschlussprüfungen bearbeitet werden, bleibt man auch selber am Puls der Zeit. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man durch die Berufung in einen Prüfungsausschuss Mitarbeiter auch gezielt in ihrer Persönlichkeit fördern kann. Es wird für viele Mitarbeiter auch eine Wertschätzung sein, wenn man mit ihnen über so einen möglichen Schritt spricht.
Juliane Hünefeld-Linkermann
Aus- und Weiterbildung
Geschäftsbereichsleiterin, Mitglied der Geschäftsführung