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Im Titelinterview: Lutz Wolf, Vorstandsvorsitzender der Neuenhauser Gruppe
von Frank Hesse, IHK
Unternehmen in Deutschland und unserer Region brauchen gute Rahmenbedingungen, um weiterhin erfolgreich arbeiten zu können. Dafür setzt sich unsere IHK-Kampagne #GemeinsamBesseresSchaffen ein. Wir haben dazu mit Lutz Wolf, dem Vorstandsvorsitzenden der Neuenhauser Gruppe SE & Co. KGaA aus Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim gesprochen. Zur Unternehmensgruppe mit den Schwerpunkten Maschinenbau und der Metallverarbeitung zählen mehr als 20 Firmen an verschiedenen Standorten.
_ Herr Wolf, die Neuenhauser Gruppe ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen. An ihren Firmenstandorten sind insgesamt 2 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Zur Orientierung für unsere Leser, wie lässt sich die Produktpalette in wenigen Worten beschreiben?
Die Neuenhauser Gruppe bietet ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Metallverarbeitung. Unsere Geschäftsbereiche umfassen unter anderem Textilmaschinen, Recyclingtechnik, Kompressorenbau, Automatisierungslösungen und Lohnfertigung. Durch die enge Zusammenarbeit unserer spezialisierten Unternehmen können wir maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Industrien anbieten und die volle Breite des Know-hows der Gruppe für unsere Kunden einsetzen.
_ Mittlerweile gehört die Neuenhauser Gruppe mit 1 800 Beschäftigten allein am Standort Neuenhaus in unserer Region zu den Top 10-Arbeitgebern im IHK-Bezirk. Was ist der Top-Treiber des Wachstums?
Unser Wachstum basiert auf einer Kombination aus Innovation, Kundennähe und Diversifikation. Durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Erweiterung unseres Produktportfolios können wir flexibel auf Marktanforderungen reagieren. Zudem ermöglicht uns die dezentrale Struktur unserer Geschäftsbereiche, schnell und effizient auf Kundenbedürfnisse einzugehen und uns auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzustellen.
Lutz Wolf ist Vorstandsvorsitzenden der Neuenhauser Gruppe SE & Co. KGaA in Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim.
© A. Frieling/Studio f Fotografie
_ Sie sind seit 2017 Mitglied des Vorstands der Neuenhauser Gruppe und seit 2021 deren Vorstandsvorsitzender. Ihre Amtsübernahme fiel in eine Zeit, die von Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Energiepreiskrise geprägt war.
Trotz der Herausforderungen der letzten Jahre konnten wir unsere Position am Markt behaupten und sogar stärken. Unsere Diversifikation und die breite Aufstellung in verschiedenen Branchen haben uns geholfen, Risiken zu minimieren. Zudem haben wir unsere internen Prozesse optimiert und digitale Lösungen implementiert, um effizienter zu arbeiten und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
_ Die Kampagne #GemeinsamBesseresSchaffen setzt dort an, wo Unternehmen anders arbeiten müssen, als sie es wollten und könnten. Fühlen Sie sich an der ein oder anderen Stelle von Politik oder Verwaltung gebremst?
Manchm
al schon. Neben den in Deutschland sehr hohen Strompreisen und Unternehmenssteuern bremsen insbesondere die Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren die positiven Entwicklungen. Beispielsweise dauern Baugenehmigungen für neue Produktionsstätten oder Erweiterungen häufig länger als erwartet, was unsere Expansionspläne verzögern kann. Auch die Digitalisierung in der Verwaltung könnte effizienter gestaltet werden, um Prozesse zu beschleunigen. Wir könnten in vielen Dingen schneller und damit effizienter sein – wenn man uns ließe.
_ Gibt es einen „Bürokratiehammer“, unter dem der Maschinenbau bei Ihnen besonders leidet und über den Sie sich besonders ärgern?
Ein konkretes Beispiel ist die aufwendige Dokumentationspflicht bei Exportgeschäften. Die Unternehmen der Neuenhauser Gruppe sind auf vielen Märkten in der ganzen Welt aktiv und erfolgreich. Aber die Vielzahl an erforderlichen Nachweisen und Zertifikaten bindet erhebliche Ressourcen und verzögert Lieferungen. Hier wünschen wir uns vereinfachte Verfahren und eine Harmonisierung der Regularien auf europäischer Ebene. Vor allem das unausgegorene Lieferkettenschutzgesetz frisst Zeit und Geld, die Rahmenbedingungen sind viel zu komplex und bürokratisch. Für Deutschland stellt dies einen weiteren echten Wettbewerbsnachteil dar.
_ Einmal branchenübergreifend betrachtet: Welche Maßnahmen wären Ihrer Ansicht nach erforderlich, um den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder stärker in Schwung zu bringen?
Es ist essenziell, Bürokratie abzubauen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Neuenhauser liefert vor allem in Investitionsgüterbranchen, hier fehlt es seit einiger Zeit deutlich an Dynamik, Investitionsentscheidungen werden verschoben und zurückgestellt. Zudem sollten Investitionen in die digitale Infrastruktur und Bildung erhöht werden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung könnten ebenfalls Innovationen fördern und die Wettbewerbsfähigkeit steigern.
_ Gibt es Bereiche, in denen sich aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren auch etwas am Standort Deutschland verbessert hat?
Deutschland ist und bleibt ein starker und zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort. So hat u. a. die Förderung von Start-ups und innovativen Unternehmen deutlich zugenommen, was zu einem dynamischeren Innovationsumfeld führt. Zudem wurden in vielen Bereichen Fortschritte beim lang überfälligen zügigen Ausbau der digitalen Infrastruktur erzielt, was für Unternehmen von erheblichem Vorteil ist. Es gibt viele gute Ideen, nur an der Geschwindigkeit sie umsetzen zu können, hapert es noch.
_#GemeinsamBesseresSchaffen hat viel mit Innovation zu tun. Das gilt für die Politik ebenso wie für Unternehmen. Wie entwickelt Ihr Unternehmen neue Ideen und bringt sie nach vorn?
Innovation entsteht bei uns durch den engen Austausch mit unseren Kunden und Partnern. Wir fördern eine offene Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter ihre Ideen einbringen können. Zudem investieren wir kontinuierlich in Prozesse, Digitalisierung und Automation und arbeiten eng mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen.
Kontakt
Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim
Neuer Graben 38
49074 Osnabrück
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Telefon: (05 41) 3 53-0
Telefax: (05 41) 3 53-1 22
E-Mail: ihk@osnabrueck.ihk.de
Internet: www.ihk.de/osnabrueck
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