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„Stärker publik machen, wie Ausbildung zum Bachelor führt“
von Juliane Hünefeld-Linkermann, IHK
Der Fachkräftemangel wird von den meisten Unternehmen als größtes Geschäftsrisiko der Zukunft eingeschätzt. Ein wichtiger Baustein, dem entgegenzuwirken, ist die Investition in Ausbildung. So auch bei der CT Cloud Design GmbH & Co. KG aus Bissendorf. Das Unternehmen ist auf Cybersicherheit spezialisiert und schützt die Daten von Unternehmen vor Hacker-Angriffen. Wir sprachen mit Geschäftsführer Thorsten Treidel.
„Stärker publik machen, wie Ausbildung zum Bachelor führt“ Das sagt Thorsten Treidel, Geschäftsführer der CT Cloud Design GmbH & Co. KG aus Bissendorf.
_ In vielen Branchen Deutschlands ist der Fachkräftemangel stark zu spüren. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, mit der viele Branchen in Deutschland konfrontiert sind. Natürlich ist neben den besonders betroffenen Bereichen, wie dem Gesundheitswesen und den Handwerksberufen auch die IT-Branche betroffen. Für die CT Cloud Design darf ich sagen, dass wir mit der Besetzung unserer offenen Stellen immer sehr schnell Vollzug melden können.
_ Wie gelingt Ihnen dieser Erfolg?
Zum einen, da wir mit den IT-Highlights Hybrid-Cloud und Cybersecurity Interesse bei potenziellen Bewerbern auslösen. Ein wichtiger Faktor ist zum anderen, dass wir die Fähigkeiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern und fordern. Das geschieht insbesondere durch gezielte Fort- und Weiterbildungen. Auf diese Weise können wir das hohe technische Niveau, das wir benötigen, halten und kontinuierlich weiterentwickeln.
_ Sie investieren auch finanziell in die Attraktivität der Ausbildung...
Das stimmt. Es fließen pro Jahr durchaus sechsstellige Beträge hinein, was für eine Unternehmensgröße mit etwas mehr als 30 Mitarbeitenden viel ist. Weiterhin investieren wir Zeit, Energie und Geld in unsere Arbeitgebermarke, setzen also auf Employer Branding.
_ Welche Rolle spielt es, dass Interessenten Ihr Unternehmen kennenlernen können?
Das ist für uns durchaus relevant und wir sind auch deshalb sehr aktiv im Bereich Social Media. Auf diese Weise können wir sowohl Kunden als auch Mitarbeitenden einen transparenten Blick in unsere Firmenabläufe und unser Firmenleben gewähren. Unser Team in der Firma wird von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übrigens häufig als „zweite“ Familie oder Teil der Familie bezeichnet. Das leben wir 24/7 und sind dadurch sehr authentisch und nahbar. Das spiegeln auch unsere Kunden uns tagtäglich zurück.
_ Welche Ausbildungsberufe bieten Sie an?
Wir bieten die beiden IT Ausbildungsberufe Fachinformatiker/in für Systemintegration und Kaufmann/-frau für IT-Systemmanagement an.
_ Kürzlich gab es für die kaufmännischen Berufe eine rechtliche Novelle...
Hierzu möchte ich anmerken, dass die letzte Novelle der IT-Berufe dem kaufmännischen Berufsbild nicht gut getan hat. Die Nachfrage nach diesem Ausbildungsberuf ist quasi gleich null. Was sehr schade ist, da aus meiner Sicht neben den technischen Qualifikationen auch die kaufmännischen Qualifikationen erforderlich sind. Als Beispiel: Ein Auto kann auch nicht nur von Kfz-Mechatronikern gebaut werden. Irgendjemand muss das Produkt oder die Lösung auch erklären und somit auch verkaufen. Die kaufmännische IT-Ausbildung wird allerdings am Ausbildungsmarkt anscheinend nicht wahrgenommen.
_ Wie engagiert sich Ihr Unternehmen, um als Ausbildungsbetrieb attraktiv zu sein? Welche Rolle spielt Vielfalt für Sie?
Diese Frage dürften eigentlich unsere Auszubildenden beantworten. Neben den Klassikern haben wir auch ein Fitness-Studio im Haus. Wir ermöglichen zudem die Mitgliedschaft für „Hansefit“ und bieten ein Jobticket an. Ausbildungstechnisch werden unsere Auszubildenden direkt mit den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen mit den wirklich spannenden Themen konfrontiert. Das macht die Ausbildung aus deren Sicht besonders praxisnah. Wir bringen die Auszubildenden somit fast von Tag 1 an mit anspruchsvollen Inhalten zusammen und lassen sie nicht etwa kopieren oder Kaffee kochen – falls das heute noch irgendwo geschieht. Das schätzen unsere Auszubildenden sehr. Wir bieten jungen Menschen mit den
unterschiedlichsten Zugangsvoraussetzungen einen attraktiven Einstieg ins Berufsleben: vom Schulabgänger, über den jungen Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zum Studienaussteiger.
_ Wie sieht der typische Karriereweg nach Abschluss der Ausbildung in Ihrem Unternehmen aus? Welche Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sie Ihren Auszubildenden?
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung übernehmen wir bei der CT Cloud Design die Auszubildenden direkt in eine feste Position. Hier arbeiten sie nahtlos in ihrem Umfeld weiter. Sie tragen dann auch direkt Verantwortung in ihren Projekten und Aufgabengebieten – was übrigens im kleineren Umfang schon während der Ausbildung der Fall ist. Ausbildung ist für uns ein ganz wesentlicher Bestandteil, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir kennen die Auszubildenden dann seit drei Jahren. Sie sind ein fester Bestandteil der Cloud Designer DNA und Cloud Designer Family.
_ Beschäftigen Sie junge Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund?
Wir beschäftigen Mitarbeitende mit Migrationshintergrund. Allerdings niemanden mit Fluchthintergrund. Auszubildende haben wir in beiden Kategorien aktuell nicht. Sprachlich haben wir keine Herausforderungen. Englisch ist in unserer Branche eine Grundvoraussetzung, da wir sehr viel mit internationalen Kunden und Herstellern kommunizieren. Kulturell ist es wichtig, sich im Team auch an den Bedürfnissen der Kolleginnen und Kollegen zu orientieren, das gilt aus unserer Sicht allerdings grundsätzlich und immer.
_ Viele junge Menschen entscheiden sich nach der Schule eher für ein Studium. Wie kann die duale Ausbildung attraktiver werden?
Vielleicht bedarf es einfach einer Aufklärungskampagne. Ich selbst habe damals mein Jura-Studium abschlussfrei zu Ende gebracht, um mich dem Informationstechnikbereich zu widmen. Da habe ich noch einmal eine Ausbildung zum damaligen IT-Systemkaufmann begonnen und abgeschlossen. Nach wenigen Jahren habe ich dann an der VWA Osnabrück
- Emsland - Grafschaft Bentheim das betriebswirtschaftliche Studium berufsbegleitend aufgenommen und erfolgreich abgeschlossen. Heute ist es hier möglich – in Kooperation mit der Fachhochschule – den offiziellen Bachelor als Abschluss zu erwerben. Diese Möglichkeit ist vielen jungen Menschen zum Ende der Abiturzeit nicht bekannt. Es gibt so viele Wege, heute zum Bachelor und Master zu kommen, die dürfen gerne mehr publik gemacht werden. Ich war sehr zufrieden mit meinem Weg. Vor allem hatte ich nach Ausbildung und Arbeitsalltag noch mal Lust auf wissenschaftlichen Input. Da war das Angebot der VWA mit ihren universitären Professoren und Dozenten genau die richtige Wahl.
_ Sie engagieren sich als Prüfer unserer IHK. Welchen Tipp können Sie jungen Menschen geben, die sich für dieses Ehrenamt interessieren?
Ich bin der Meinung, dass junge Menschen schon sehr früh lernen, gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen – sei es zum Beispiel im Sportverein, im Bereich der Jugendfeuerwehren oder in Jugendgruppen in kirchlicher Trägerschaft. Das Prüfer-Ehrenamt könnte gern auch mal ein wenig entstaubt werden. Mit der Kampagne zielgerichtet in den Social Media-Kanälen kann man sicherlich Werbung für das Prüfer-Ehrenamt machen. Ich bin kurz nach Ausbildungsende bereits angesprochen worden, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Und so habe ich es auch mit Auszubildenden gemacht, die ich ausbilden durfte.
_ Welche Vorteile bringt das Prüferamt für Sie als Unternehmer?
Prüfer zu sein, lässt mich Kontakt zu jungen Menschen halten, und mit ein wenig Witz und Charme kann man so manche Prüfungstage bei der IHK wunderbar verbringen. Das ist – abhängig von der Leistung der Prüflinge – wie ein Kurzurlaubstag. Vielleicht kann die IHK mal ein cooles Video über so einen Prüfungstag drehen. Das könnte junge Menschen begeistern, auch hier Verantwortung zu übernehmen.
Kontakt

Juliane Hünefeld-Linkermann
Aus- und Weiterbildung
Stv. Hauptgeschäftsführerin, Geschäftsbereichsleiterin